Das Uhrenjahr 2020 und die schwierige Jagd nach den Neuheiten

Für die Uhrenindustrie dürfte 2020 mit grosser Wahrscheinlichkeit als eines der schlechtesten Jahre in die Geschichtsbücher eingehen: Nach mehrwöchigem Produktionsstillstand sind die Exporte laut den jüngsten Zahlen der Federation of the Swiss watch industry FH im April um 81,3% eingebrochen, der Verband der Schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie Swissmem sieht die Branche gar als grösste Verliererin der COVID-19-Krise im Vergleich zum Rest ihrer Mitglieder:

„Mehr als ein Drittel der von Swissmem befragten Unternehmen rechnet denn auch mit einem operativen Verlust in diesem Jahr. Besonders hart trifft die Corona-Krise die Uhrenindustrie, dort sind die Exporte im April um 63% eingebrochen im Vergleich zum Vormonat…[…]“

SRF Schweizer Radio und Fernsehen, Lorenzo Bonati

Entsprechend schwierig ist es derzeit, im Umfeld von Lockdown, Social Distancing und Kurzarbeit Informationen über neue Modelle zu erhalten, oder gar in Real Life zu sehen: Bereits Ende Februar 2020 hatte die Schweizer Regierung bekanntlich alle Grossveranstaltungen im Lande untersagt, wodurch die Baselworld (ursprünglich 30. April bis 5. Mai 2020) sowie die Nachfolgerin des SIHH, die Watches & Wonders Geneva (ursprünglich 25. bis 29. April 2020) verschoben werden mussten. – Ein Entscheid, der im Falle der Baselworld in einem nächsten Schritt das definitive Aus der ehemals bedeutendsten Messe der Branche mit sich brachte. Die Watches & Wonders präsentierte am 25. April 2020 als Ersatz immerhin über ihre Online-Plattform ein paar Neuheiten der teilnehmenden Marken, darunter aber nichts mit Drehring. Als nächste Chance könnten die von LVMH initiierten Geneva Watch Days (26. bis 29. August 2020) herhalten, auch wenn sich die Marken generell etwas zurückhalten, wenn es um neue Uhren geht, die 2020 in die Läden hätten kommen sollen.

Ein Jahr im Zeichen des Stillstands

Grundsätzlich hat sich eine Mehrheit der Hersteller entschieden, den Launch von Produktneuheiten zu verschieben, womit zum heutigen Zeitpunkt unklar ist, ob und wenn ja, wann welche Marken in diesem Jahr noch Neuheiten zeigen werden. Immerhin sind seit 11. Mai 2020 in der Schweiz wieder die Uhrenläden geöffnet, aber ausbleibende Touristen und das gedämpfte Konsumverhalten gelten derzeit auch nicht unbedingt als absatzfördernde Umstände. Ergo ist auch die Berichterstattung über Neuheiten derzeit etwas schwierig. Und praktisch unmöglich, wenn man dabei nicht auf Pressebilder sondern eigene Fotos zurückgreifen möchte. Nichtsdestotrotz soll die alphabetische, nicht abschliessende Liste dabei helfen, in der Zwischenzeit den Überblick über die News 2020 zu behalten:

Die Taucheruhren-Neuheiten 2020

  • Blancpain: In Le Brassus begnügt man sich für den Moment mit der Einführung eines Titanbands für die beiden Fifty Fathoms aus dem selben Material (Ref. 5015 12B30 ff und 5015 12B40 ff).
  • Breitling: die Marke gibt Gas und ist beim Timing von Pressemitteilung und Markteinführung in der Regel auch sonst kaum zu schlagen; so konnte die neue Superocean ’57 Capsule Collection schon kurz nach der Ankündigung in der Boutique fotografiert werden.
  • Bulova: Den „Devil Diver“ gibt es 2020 auch als unlimitierte Auflage mit kleinerem Durchmesser von 41 mm. Zwei Versionen zeichnen sich ab: Rote Lünette (Ref. 96B343) und die klassischere Umsetzung mit komplett schwarzer Lünette und passendem Zifferblatt (Ref. 96B344).
  • Carl F. Bucherer: Die neue Patravi Scubatec Black wurde zwar schon im Januar vorgestellt, sie wird nun aber erst im August an den Geneva Watch Days auf den Markt kommen.
  • Certina: Nicht nur kann man sich in diesem Jahr auf eine Neuauflage der DS Super PH500M freuen, es steht auch ein Facelift bei der DS PH200M an – mindestens eine blaue und schwarze Zifferblattvariante mit Gold-Zeigern und neuer, bombierter Keramik-Lünette mit passender Farbe gehen im Sommer 2020 an den Start.
Die neue Sub 300 Aqua Lung US Divers von Doxa ist auf 300 Stück limitiert.
Die auf 500 Stück limitierte Maurice Lacroix Aikon Venturer Bronze.
  • Maurice Lacroix: An der Inhorgenta in München (14. bis 17. Februar 2020) hatte die Schweizer Marke eine Bronze-Version der Aikon Venturer mit grünem Zifferblatt gezeigt (Ref. AI6058-BRZ01-630-1). Ein offizieller Einführungstermin der auf 500 Stück limitierten Uhr steht derzeit noch aus, die ersten Bilder sind aber vielversprechend. Dazu kommt noch eine Bi-Color-Version mit blauem Blatt (Ref. AI6058-SY013-430-1) für CHF 2’700.00.
  • Mido: Die Ocean Star-Kollektion wächst 2020 um mindestens drei neue Modelle an.
  • Milus: Die Marke meldete sich 2019 mit einer Taucheruhr im Stile der „Super Compressor“ Uhren der 60er-Jahre zurück, jetzt ist das Modell vermehrt in Real Life zu sehen: Die Archimèdes kommt in zwei Ausführungen, blau (Ref. MIH.01.002) oder schwarz (Ref. MIH.01.001). Antrieb der bis 300 Meter wasserdichten Uhr ist das ETA 2892-A2, das 41 mm grosse Gehäuse ist zudem mit einem integrierten Heliumventil bei 9 Uhr ausgerüstet. Preis ist CHF 1’919.00.
  • Oris: die Marke aus Hölstein hat zwar die grösseren Neuheiten des Jahres auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, aber dankenswerterweise mit der Aquis „Carysfort Limited Edition“, der „Lake Baikal“ und der Sixty-Five „Momotaro“ bereits ein paar sehr erfreuliche Taucher-Neuheiten gezeigt. Am 15. Juni 2020 folgt zudem eine weitere Neuheit mit Drehring, über die dann selbstverständlich auch hier wieder berichtet werden wird.
  • Rado: die im Februar gezeigten neuen Captain Cook Varianten sind bereits vereinzelt im Fachhandel aufgetaucht, einzig die auf später angekündigte Version mit Keramik-Gehäuse ist aber noch nicht gezeigt worden.
Seiko feiert das 55jährige Bestehen der Taucherlinie mit vier limitierten Uhren, abgebildet ist die auf 1’100 Stück limitierte SLA039J1.
  • Seiko: die Marke aus Japan hat sich bislang nicht von COVID-19 abhalten lassen, den Fans weitere Neuheiten zu präsentieren, darunter vier Jubiläumsmodelle, die teilweise ein neues Gehäusematerial einführen (aus der Pressemitteilung: „Ever-Brilliant Steel“ gives this trilogy of watches its unique look, this grade of steel is more corrosion resistant than that which is used in most high-end watches today). Die drei Uhren gibt’s auch gemeinsam im Set (je 100 Stück werden für diese Box zurückbehalten). Dazu gesellt sich die auf die auf 5’500 Stück limitierte SPB149J1 mit regulärem Edelstahlgehäuse, blauem Zifferblatt (und tieferem Preis); von diesem Einsteiger-Modell gibt’s mit der SPB145J1 auch eine Option mit braunem Blatt, eine mit schwarzem Blatt (SPB147J1) sowie grauem Blatt (SPB143J1). Ebenfalls kommen im Rahmen der Prospex Black Series zwei mechanische Modelle mit schwarzem Gehäuse, die auf 600 Stück limitierte Marinemaster SLA035J1 und die auf 7’000 Stück limitierte SPB125J. Und mit der SPB151J1 (schwarz) und SPB153J1 (grün) kommt eine weitere Re-Edition der 6105, die Preise für die 200 Meter wasserdichte Uhr mit 6R35 starten aber bereits bei €1’050.00.
Mit der U50 gibt’s die Taucheruhr mit U-Boot-Stahl nun auch mit kleinerem Durchmesser.
  • Sinn: Die Taucheruhr der U-Reihe gibt’s nun auch als U50 mit 500 Meter Wasserdichtheit und kleinerem, 41 mm Durchmesser.
  • Tissot: der auf 1’000 Stück limitierte mechanische Chrono innerhalb der Seastar-Kollektion wurde schon im Februar vorgestellt, ein Auslieferungsdatum ist derzeit aber noch nicht bekannt. Ebenfalls darf man sich auf eine neue Variante der Seastar 1000 freuen: Die Ref. T120.407.11.091.00 bringt ein grünes „dégradé“ Zifferblatt (dreizeilig) in die Kollektion, und ein Mesh-Band gibt’s beim Preis von CHF 745.00 auch dazu.
Die Taucheruhr innerhalb der neuen Iron Walker-Kollektion von Wempe verfügt über einen innenliegenden Drehring und ein integriertes Band.
  • Wempe: Der Glashütter Uhren-Ableger des deutschen Juweliers bringt innerhalb der neuen Iron Walker-Kollektion auch ein Modell mit innenliegender Lünette, wahlweise mit blauem oder schwarzem Blatt. Die Iron Walker Automatik Taucheruhr (Ref. WI200001 mit schwarzem ZB) ist bis 300 Meter wasserdicht.
  • ZRC: Die Grands Fonds wird 2020 als grösseres, bis 3’000 Meter wasserdichtes Modell lanciert.

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