Die 1904 in Hölstein gegründete Uhrenmarke Oris verfügt heute zweifellos über eine der umfangreichsten Taucheruhren-Kollektionen der Industrie. Darüber hinaus hat es die Marke auch verstanden, die Kollektion sinnvoll zu strukturieren: Das professionelle Segment, erkennbar an Features wie Heliumventil und Drehringsperre, wird von den Prodiver-Modellen abgedeckt, die Zielgruppe der Deskdiver mit den bis 100 Meter wasserdichten Sixty Five-Modellen im Retro-Look. Dazwischen steht die bis mindestens 300 Meter wasserdichte Aquis-Linie, die sich klar an das grösste Publikum richtet und entsprechend wichtig für den kommerziellen Erfolg des Unternehmens geworden ist. Dementsprechend überrascht es auch nicht, dass die Aquis punkto Sponsoring und Innovation regelmässig eine zentrale Rolle einnimmt. Und noch weniger, dass das im Herbst 2020 vorgestellte neue Basis-Kaliber 400 seine Premiere im Edelstahlgehäuse eines Aquis-Modells feiert.
2020: Launch des Automatik-Kalibers 400
Nachdem durch die weltweite Covid-Pandemie und den Ausfall der Baselworld lange Zeit nicht klar war, wann welche Marke welche Neuheit im 2020 zeigen würde (wenn überhaupt), entschied sich Oris, Mitte Oktober 2020 erst das neue Werk einzeln vorzustellen, und zwei Wochen später dann die Uhr zu lancieren, die mit dem eigens entwickelten Automatik-Kaliber bestückt sein würde: Die Aquis Date Calibre 400 (Ref. 400 7763 4135-07 8 24 09PEB) mit blauem Zifferblatt und passendem Drehring aus Keramik.
Das als Kaliber 400 geführte Automatikwerk bietet fünf Tage Gangreserve (aus zwei Federhäusern), einen vergleichsweise hohen Magnetschutz (Hemmungsrad und Anker sind aus Silizium) sowie ein neues Lager für die Aufzugsmasse. Dazu Oris: „Wir liessen das Kugellager komplett weg und ersetzten es durch ein leichtläufiges Reiblager, bei dem eine Stahlachse durch eine geschmierte Manschette geführt ist.“ Entsprechend selbstbewusst tritt die Schweizer Marke auf und empfiehlt Serviceintervalle von 10 Jahren kombiniert mit bis zu 10 Jahren Garantie.

Wenig überraschend steigt mit dem neuen Werk auch der Listenpreis der Uhr spürbar an, zum Vergleich: die ebenfalls im 2020 lancierte, auf 1’999 Stück limitierte Aquis Date „Lake Baikal Edition“ (Ref. 01 733 7730 4175-Set) mit dem identisch grossen 43.50 mm Gehäuse kostet CHF 2’2250.00, die Aquis Date Relief (Ref. 01 733 7730 4153-07 8 24 05PEB), ebenfalls mit 43.50 mm Durchmesser und SW 200-1, liegt bei CHF 2’000.00. Die neue Aquis Date Calibre 400 kostet am Kautschukband CHF 3’100.00, mit Stahlband CHF 3’200.00. Damit liegt die Aquis in dieser Konfiguration unterhalb der Black Bay von Tudor (die Ref. M79230N-0009 kostet im 2020 CHF 3’600.00 mit Stahlband und Kaliber MT5602).
Unter dem Strich hat sich Oris zweifellos das hervorragende Preis-/Leistungsverhältnis bewahrt, für das die Marke bekannt ist und auch geschätzt wird. Gleichzeitig stellt der Schritt über die Grenze von 3’000 Franken für das bestehende Kundensegment aber eine erhebliche Mehr-Investition dar, selbst wenn Oris weiterhin Standard- und Inhouse-Kaliber in der Reihe anbieten will. Interessant dürfte es deshalb vor allem sein, welche Modelle noch folgen werden: bietet Oris die spannendsten, meist limitierten Stücke nur noch mit dem neuen Werk an, oder werden demokratisch beide Segmente gleich bedient?
Der Bestseller mit blauem Zifferblatt
Eines liegt auf der Hand: Risiken ist man bei Oris mit der ersten Aquis mit dem neuen Werk wahrlich nicht eingegangen: ein wunderbares blaues Zifferblatt mit Sonnenschliff, eine farblich passende Lünetteneinlage aus Keramik und ein massives Edelstahlband mit Schnellwechselsystem, eine vernünftige integrierte Tauchverlängerung, bis zu 10 Jahre Garantie und ein exklusives Werk in einem eigenständigen Gehäuse. Mit anderen Worten: die Uhr wirkt am Arm so gut wie auf dem Papier, und die kurzen Bandanstösse lassen auch 43.50 mm etwas weniger einschüchternd werden.

Dass man aus Herstellersicht in irgendeiner Form das neue Werk auf dem Zifferblatt erwähnen wollte, liegt ebenfalls auf der Hand. Ob nun ausgerechnet die Gangreserve von fünf Tagen die beste Option war, ist bei einem Automatik-Kaliber, das am Arm getragen meist voll aufgezogen ist, eine andere Frage. Dank des bei 6 Uhr positionierten Datumsfenster bleibt die Symmetrie des Zifferblattes aber bewahrt. Ebenfalls ist das integrierte Band zu erwähnen, welches grundsätzlich die Wahl von Alternativen etwas einschränkt. Nichtsdestotrotz hat der 1904 gegründete Uhrenhersteller in den letzten Jahren mehrfach bewiesen, dass die Aquis alles ist, ausser eine Eintagsfliege. Damit zu den Bildern (Grossansicht nach Klick):
Fazit: Die neue Aquis Date mit dem Kaliber 400 ist eine gewohnt attraktive, und angesichts des Gebotenen auch unverändert attraktiv kalkulierte Taucheruhr von Oris. Ob das blaue Zifferblatt Grund genug ist, dass bestehende Fans der Marke nochmals zugreifen, bleibt abzuwarten. Wer aber schon längere Zeit eine Aquis Oris auf der Liste hatte, bislang aber beim verbauten Werk nicht warm geworden ist: Der Zeitpunkt, den nächsten Oris-Konzessionär zu besuchen, war garantiert noch nie besser.
Technische Daten
Hersteller: | Oris |
Modell: | Aquis Date Cal. 400 |
Referenz-Nummer: | 01 400 7763 4135-07 8 24 09PEB |
Lancierungsjahr: | 2020 |
Werk: | Oris Inhouse-Werk Kaliber 400 mit rund 120 Stunden Gangreserve |
Gehäuse: | 43.50 mm Durchmesser, Edelstahl mit Sichtglasboden, Saphirglas, Keramikinlay, einseitig rastende Lünette, 300 Meter Wasserdichtheit |
Band: | massives Metallband mit Faltschliesse und integrierter Verlängerung, Schnellwechselsystem |
Preis: | CHF 3’200.00 (CHF 3’100.00 mit Kautschukband) |