Rolex Sea-Dweller 16600

Superlativ aus Genf

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Im Einsatz: Die Rolex Sea-Dweller 4000 (Ref. 16600) mit Saphirglas (ohne Lupe), 40 mm Edelstahlgehäuse (bis 1’220 Meter wasserdicht) mit Heliumventil bei 9 Uhr und Aluminium-Einlage im Drehring

Rolex hat nicht nur bei der Entwicklung der wasserdichten Uhr, der Taucheruhr und der Drehlünette eine unbestrittene Pionierrolle eingenommen. Auch an Praxiserfahrung mangelt es dem Genfer Unternehmen nicht: So trug beispielsweise die erste Uhr, die bis zum tiefsten Punkt des Meeres vorgestossen ist, den Namen Rolex. Und die erste Uhr, die am Handgelenk eines Tauchers bis auf eine Tiefe von 701 Meter zuverlässig ihre Funktion ausübte, den Namen Rolex Sea-Dweller. – Entsprechend schwierig gestaltet sich die objektive verbale Annäherung an diesen (offiziell) seit 1971 erhältlichen Klassiker.Schliesslich wurde das für lange Zeit dichteste Modell der Rolex Taucheruhren-Familie (bestehend aus Sea-Dweller, Submariner ohne Datum sowie der Submariner mit Datum und Datumslupe, letztere in mehreren Varianten erhältlich) in erster Linie für professionelle Taucher entwickelt (und nicht wie immer häufiger anzutreffen: für nicht-tauchende Menschen mit Drang zum Taucheruhren-Aura-Kauf). Und als fester Ausrüstungsgegenstand der COMEX-Taucher (die Modelle sind auf dem Zifferblatt gekennzeichnet und entsprechend gesucht) ist sie bis heute eine der ganz wenigen Taucheruhren, die ihr (damals ebenfalls wegweisendes) integriertes Heliumventil nicht als Gimmick, sondern aus einer Notwendigkeit erhalten hatte. Die Liste an bemerkenswerten Details liesse sich bis ins Endlose erweitern; falls der geneigte Leser mehr über die Entstehungsgeschichte u.a. der wasserdichten Rolex-Uhren erfahren will, sei ein Besuch dieser Seite empfohlen.

Ganz kurz gesagt: Die Submariner/Sea-Dweller ist eine der ganz wenigen Taucheruhren, die schon mehr praktische Taucherfahrung und Tauchrekorde gesammelt hat, als die meisten ihrer Mitbewerber zusammen. Aber nicht nur das: Die Sea-Dweller hat eine psychologische Grenze nach oben geschaffen: Will heissen, preislich darüber liegende Mitbewerber mögen zwar beispielsweise aus uhrmacherischer Sicht interessanter sein, aber die Wahrscheinlichkeit, dass eine mechanische Taucheruhr mit ewigem Kalender tatsächlich jemals ihrem stilistischen Ursprung entsprechend eingesetzt wird, bewegt sich sehr nahe der Null. Oder mit anderen Worten: Je teurer und innovativer der als Vergleich herangezogene Geländewagen, desto geringer die Chance, dass er jemals offroad auch zum harten Einsatz kommt.

Dieser Nimbus macht den Versuch entsprechend schwer (und fast schon uninteressant), die Sea-Dweller objektiv zu beschreiben, geschweige denn zu bewerten: Auf der einen Seite polarisiert wohl keine andere Luxusmarke so stark wie Rolex. Auf der anderen bringt die Uhr einen Leistungsausweis mit, der seinesgleichen sucht, und im Vergleich zu ihren kleinen Schwestern bietet sie einiges mehr für vergleichsweise wenig Aufpreis. Allen gemeinsam das Inhouse-Werk mit bestem Ruf, Langlebigkeit in jeder Beziehung und tadellose Vorbereitung aufs Abtauchen: Die einfache Tauchverlängerung des Stahlbandes ist (im Vergleich zur Mehrheit anderer Taucheruhren mit Stahlband) ausreichend, um 5 mm Neopren zu schlucken, und wenn’s mal mehr sein soll, liegt bei der Sea-Dweller auch noch eine grössere Verlängerung bei. Inklusive Schraubenzieher/Federsteg-Werkzeug und kleiner Dekotabelle. Und mit 1’220 Meter garantierter Wasserdichtheit vermag sie zwar keine Rekorde mehr zu brechen, aber andrerseits: Aus der Sicht von Rolex – welche Rekorde lohnt es sich da noch zu brechen?

Bei Tauchgängen erweist sich die Rolex Sea-Dweller 4000 als perfekter Buddie, die Taucherverlängerung der Schliesse könnte indes etwas flexibler sein

Dennoch lassen sich auch bei der Sea-Dweller ein paar Punkte kritisieren, die bei einer Uhr dieser Preisklasse nicht sein sollten. Aber das teilweise lieblose Finish, das etwas antiquiert umgesetzte, weit überstehende und dadurch sehr exponierte Saphir-Glas, der exzessive Umgang mit Zifferblatt-Texten, die nach wie vor eher schlicht ausgeführte Fliplock-Schliesse oder die unnötig hervorgehobene Datumsscheibe dürften kaum jemanden davon abhalten, sich für eine Rolex Sea-Dweller (resp. Submariner) zu entscheiden – sofern die Neigung zum Understatement nicht allzu stark ausgeprägt ist. Ebenso wenig der Umstand, dass die Sea-Dweller das Gegenteil einer von Hand gefertigten Kleinserie mit exklusivem Design ist.

Close-Up: Die Leuchtmarkierung der einseitig drehbaren Lünette

Auch der Umstand, dass die Sea-Dweller nicht (mehr) ganz den Taucheruhren-Normen entspricht, sollte in diesem Fall wenig Anlass zur Kritik geben: Denn als die Sea-Dweller schon längst am Fusse von Ölplattformen eingesetzt wurde, gab’s diese Normen ganz einfach noch nicht. Die Sea-Dweller ist und bleibt ganz einfach eine Legende der Uhrenindustrie, und der Name Rolex ein Synonym für nicht ganz preiswerte Qualität mit unerreicht hohem Erkennungswert als Statussymbol.

Daran gibt’s wahrlich wenig zu rütteln.

Technische Daten

Modell:Rolex Sea-Dweller 4000 (übersetzt Meeresbewohner)
Referenz-Nummer:16600
Masse:40 mm Durchmesser, 14,8 mm Höhe, ca 152 Gramm
Wasserdichtheit:1’220 Meter
Band: Stahlband mit Sicherheitsschliesse und integrierter Tauchverlängerung (zwei Ausführungen: S und L), verschraubte Glieder, massive Bandanstösse
Zifferblatt:Aufgesetzte Stundemarkierungen, schwarzes, glanzlackiertes Zifferblatt mit SL
Drehring: einseitig drehbarer Edelstahl-Ring mit Aluminium-Einlage
Krone:Verschraubt, drei Dichtungen
Glas:planes Saphirglas, ca. 3,5 mm dick
Werk:Cal. 3135 (28,5 mm Durchmesser, 6 mm Höhe) mit automatischem Aufzug, 28800 A/h, 31 Lagersteinen und rund 55 Stunden Gangreserve, Glycidur-Unruh, Stosssicherung, Breguet-Spirale, Chronometer-zertifiziert. Funktion: Stunden, Minuten, Sekunden, Datum.
Besonderheit:Integriertes Heliumventil bei 9 Uhr
Lieferumfang:Zertifikat, Bedienungsanleitung, Schraubenzieher/Federsteg-Werkzeug, Ersatz-Tauchverlängerung, Rolex-Anker (als Garantie für die angegebene Wasserdichtheit), Kunstledermäppchen für Papiere, Werkzeug und Ersatz-Tauchverlängerung, Dekotabelle im Kreditkartenformat, Kunstlederbox und Überkarton

Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2007 veröffentlicht. Die hier gezeigte Sea-Dweller-Generation wurde im Jahr 2008 erst eingestellt (resp. durch die Sea-Dweller Deepsea Ref. 116660 ersetzt), im Jahr 2014 kam die Sea-Dweller aber überraschend wieder zurück in die Kollektion (Ref. 116600), mitsamt Keramik-Lünette und neuem Gehäuse.