Mit dem zugegebenermassen hohen Anspruch, hier in der Regel erst dann über eine spezifische Taucheruhr zu schreiben, wenn diese auch selbst fotografiert (und zumindest ein paar Minuten in Real Life begutachtet werden konnte), ist die Latte für die Berichterstattung an sich schon sehr hoch gesetzt. Kommt bei ausführlicheren Tests dann noch das grundsätzlich nächstlogische Ziel dazu, selbige Uhr auch in ihrem Element zu verwenden und dabei abzulichten, wird das Ganze zu schnell zu einem veritablen Drahtseilakt über mehrere Abgründe.
Wer als Amateur-Fotograf den Schritt unter die Wasseroberfläche wagt, muss erst verstehen, wieviel mehr Arbeit, Zeit und Geld in einem guten Unterwasser-Foto steckt. Und damit ist noch nicht einmal gemeint, einem Walhai in freier Wildbahn zu begegnen, sondern ganz einfach die unzähligen Faktoren zu berücksichtigen, die in der Regel dazu führen, den Output einer Speicherkarte sehr schnell auf ein erschreckend bescheidenes Niveau zu verkleinern. – Denn was an Land noch halbwegs kontrollierbar ist, wird im Wasser schnell zu einer Unmöglichkeit, angefangen beim Einstellen der Zeiger, dem Ablegen der Uhr (sei es wegen dem nicht vorhandenen Boden oder schützenswerten Korallen, die absolut nicht als Untergrund verwendet werden dürfen), bis hin zu den Kosten für ein Unterwasser-Gehäuse, Rig und Licht (wir reden hier schnell von einer Seamaster, die anstelle dessen hätte gekauft werden können).

Und dann ist jeder Tauchgang anders: während ich bislang nur einmal ein praktisch perfektes Setup auf einem Tauchgang vorgefunden habe, nämlich das Jeff-A Hovercraft vor Florida, das in rund 20 Meter Tiefe auf Grund liegt und damit einen idealen, überschaubaren „Arbeitsplatz“ bietet, um die Uhr gefahrlos abzulegen und in Ruhe inszenieren zu können, war die enorm grüne Farbe des Wassers wiederum nicht ideal für die Farbanmutung des Fotos. Umgekehrt war das selbe Gewässer ein paar Kilometer weiter mit dermassen vielen Partikeln versehen, dass dort ohne manuellem Fokus kein einziges brauchbares Foto entstanden wäre. Mit anderen Worten: das Setup im eigenen Wohnzimmer kann bedeutend besser gesteuert werden als die Bedingungen in einem Ozean auf er anderen Seite der Erde.
Dann kommt dazu, dass die Uhr – so schmerzhaft diese Aussage hier auch sein mag – auf einem Tauchgang nicht ganz so interessant ist, wie der Rest. Muss man sich also entscheiden, mit Seelöwen zu tauchen, oder eine Uhr zu fotografieren, so fällt der Entscheid für einen passionierten Taucher eher zu Ungunsten der Uhr aus (anders sieht es natürlich bei einem Profi-Fotografen aus, der für das Uhren-Shooting entsprechend bezahlt wird).

Werden die rund 40 Minuten verfügbare Zeit dennoch für das Ablichten einer Uhr verwendet, kommen immer wieder zum Teil unplanbare Faktoren dazu, wie bspw. ein paar überraschend hässliche Handschuhe als Teil der Mietausrüstung, mit denen halbwegs passable Wristshots schlicht und einfach unmöglich werden.

Der Rest ist Technik und Logistik: in der Schweiz sind dankenswerterweise einige sehr klare Süsswasser-Tauchgebiete vor der Haustür zu finden (auch Zoll- und Versicherungs-technisch einfacher zu handhaben), aber saisonal halt eher beschränkt verfügbar. Und der spontane Flug zu den Cenotes Mexikos ist nicht immer mit der Verfügbarkeit einer Uhr kombinierbar. Geschweige denn mit Budget und der eigenen Ressourcenplanung vereinbar. Das heisst, ein gutes Unterwasser-Foto einer Taucheruhr ist mit dermassen viel mehr Arbeit, Glück und Kosten verbunden, dass es schlicht und einfach nur in Ausnahmefällen möglich ist, die Uhr so zu zeigen, wofür sie grundsätzlich entwickelt worden war. Und meistens geht das nur mit einem Modell, das man selbst besitzt.

Umgekehrt erlaubt auch ein schlechtes (und damit in der Regel nicht veröffentlichtes) Foto noch immer Rückschlüsse darüber, wie geeignet eine Uhr für den Einsatz im Wasser ist. – Sind die Bänder lange genug, das Zifferblatt ausreichend ablesbar und die Lünette griffig genug? – Und das kann wiederum auch ganz einfach beschrieben werden. Insofern gilt für einmal: ein paar Wörter können mehr sagen, als tausend schlechte Unterwasser-Bilder.

