Eigentlich ist es ja fast schon etwas ironisch: während sich Seiko mit den Prospex-Taucheruhren auf Basis des 6R35 seit ein paar Jahren immer häufiger jenseits der 1’000-Euro-Grenze positioniert, deckt die Swatch Group mit den Marken Certina, Mido, Hamilton und Tissot den Bereich kurz darunter derzeit fast konkurrenzlos ab. Und das zudem mit jeder Menge Produkt-Innovation: Von der Keramik-Lünette, 80 Stunden Gangreserve, Silizium-Spirale, Band-Schnellwechselsystem, Heliumventil, Saphirglas usw. gibt’s bei den genannten Marken für jeden Geschmack etwas. Die 2021 lancierte Seastar 2000 Professional von Tissot macht dabei keine Ausnahme: Punkto Ausstattung, Wasserdichtheit resp. Leistungsdaten ganz allgemein schliesst das Modell so auch gleich die Lücke zwischen der 2018 präsentierten Seastar 1000 und dem 2020 lancierten Chronographen-Modell mit Drehringsperre.

Von eben jener, auf 1’000 Stück limitierten Uhr stammt beispielsweise die gravierte Lünette und das Heliumventil (ohne Sperre), die Gesamt-Optik orientiert sich aber natürlich stärker am Dreizeiger-Modell von 2018:

Im Vergleich zum etwas kleineren, bis 300 Meter wasserdichten Schwester-Modell verfügt die Seastar 2000 Professional aber nicht nur über eine gravierte Keramik-Lünetteneinlage, sondern hat auch ein integriertes Heliumventil bei 9 Uhr, einen Durchmesser von 46 mm (und 16,25 mm Höhe), einen stärkeren Kronenschutz, ein Dégradé-Zifferblatt mit graviertem Wellenmuster und ein rechteckiges Datumsfenster bei 6 Uhr. Die recht kurzen Hörner kaschieren dabei relativ gut den Durchmesser, während insbesondere das Heliumventil und die verdoppelte Wasserdichtheit massgeblich für den Namenszusatz „Professional“ verantwortlich zeichnen dürften.
Der eingangs gemachte Vergleich zu Seiko hat aber auch noch einen anderen Grund: Sowohl Mido (Ocean Star 200C) als auch Tissot setzen im 2021 verstärkt auf Zifferblätter mit Wellen-Struktur. Selbstverständlich darf Omega mit der Seamaster 300 von 1993 hier als Urheber gelten, aber die jüngste Ausführung von Tissot erinnert dennoch etwas an die beiden Seiko „Save the Ocean“ Sonderserien von 2019. Ungeachtet dessen wirkt das gravierte Zifferblatt dank der Struktur natürlich etwas lebendiger, was allenfalls auch den insgesamt grossen Durchmesser abfedert.

Durch das Datumsfenster bei 6 Uhr bleibt die Zifferblatt-Symmetrie gewahrt, auch wenn angesichts der doch modernen Formensprache das rechteckige, eingefasste Fenster etwas antiquiert wirkt (vor allem im Vergleich zum runden Fenster der Seastar 1000). Ähnliches gilt auch für das Zifferblatt mit Farbverlauf (dégradé): Diese Umsetzung erwartet man eher bei einer Uhr im Vintage-Look. Ungeachtet dessen wirkt vor allem die türkisfarbene Version ungemein gut am Arm.

Interessenten können zum Verkaufsstart zwischen drei Farbvarianten wählen: grau, blau oder türkis, alle mit Farbverlauf nach aussen. Bei den Bändern steht ein Kautschuk- und ein Metallband zur Verfügung. Unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt, ob die beiden Bänder mit einem Schnellwechselsystem ausgestattet werden, die hier fotografierten Vorserien-Modelle waren noch mit regulären Federstegen bestückt.

Während Tissot mit dem 2018 eingeführten Modell etwas gestalterische Zurückhaltung gezeigt hat, ist bei der Seastar 2000 wieder recht viel Text auf dem Zifferblatt. In Kombination mit dem unverändert grossen Gegengewicht des Sekundenzeigers, dem Wellenmuster und Datumsfenster ist der Auftritt hier also insgesamt wieder etwas lauter. Gleiches gilt für das seitliche Heliumventil, dessen Praxisnutzen doch eher eingeschränkt ist.

Hinter dem Saphirglasboden tickt das Powermatic 80 in einer Version mit neuer, verstärkt amagnetischer Spiralfeder aus der Titanlegierung Nivachron. Es bietet wie gewohnt rund 80 Stunden Gangreserve bei einer Frequenz von 21’600 Halbschwingungen pro Stunde (3 Hz).
Fazit: Tissot hat mit der Seastar 2000 Professional eine mehr als attraktive Ergänzung der ohnehin schon gelungenen Linie präsentiert. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist wie gewohnt ausgezeichnet, und mit den gesteigerten Leistungsdaten auch recht schwierig mit Mitbewerbern zu vergleichen (allenfalls noch mit der Certina DS Super PH500M). Etwas inkonsequent (wenn auch optisch attraktiv) ist das verspielte Zifferblatt mit Wellenmuster – Tissot positioniert die Taucheruhr ja sowohl namentlich als auch konstruktiv als Profi-Instrument. Das ändert aber nichts daran, dass die Seastar 2000 an einem kräftigen Handgelenk mehr als gut wirkt. Damit zu den Bildern (Grossansicht nach Klick):
Technische Daten
Anbieter: | Tissot |
Modell: | Seastar 2000 Professional |
Referenz: | T120.607.17.441.00 |
Lancierungsjahr: | 2021 |
Gehäuse: | 46 mm Durchmesser, 16,25 mm Höhe, Edelstahlgehäuse mit Sichtglasboden, verschraubte Krone, Keramik-Lünetteneinlage, einseitig drehbare Lünette (120 Klicks). Wasserdichtheit: 600 Meter. |
Werk: | Powermatic 80 (ETA C07.111) mit rund 80 Stunden Gangreserve |
Band: | Wahlweise Kautschuk mit Dornschliesse oder Edelstahlband mit Faltschliesse |
Garantie: | 2 Jahre |
Versionen: | Blaues (Ref. T120.607.11.041.01) oder türkisfarbenes Zifferblatt (Ref. T120.607.11.041.00) |
Preis: | Am Kautschukband: €990.00, am Stahlband: €1’030.00 (2021) |
Anmerkung: auf den Fotos dieser Review werden Vorserien-Modelle gezeigt, die sich dementsprechend vom Produktions-Modell unterscheiden können. Beispielsweise könnte der finale Saphir-Sichtglasboden laut Pressetext noch einen Aufdruck des Seepferdchens aufweisen.