Seiko Prospex SLA025

Lieferfrist: 18 Jahre

Die Marinemaster 300 von Seiko (Ref. SBDX001) hatte sich nach ihrer Lancierung im Jahr 2000 (inklusive der auf 500 Stück limitierten SBDX003 im selben Jahr) weit über die Grenzen Japans zu so etwas wie einem gerne weitergereichten Insidertipp unter Uhren-Enthusiasten entwickelt. Der Konzern selbst, die Seiko Holdings Corporation und insbesondere die Seiko Watch Corporation, nutzte indes die selbe Zeitspanne, um nicht länger als genau solcher gesehen zu werden. Als Resultat der globalen Wachstumsstrategie ist die Dachmarke heute bedeutend etablierter und u.a. mit eigenen Boutiquen unübersehbar in den wichtigsten Regionen ausserhalb des Heimatmarktes vertreten, bspw. mit den Flagship Stores in Paris (2004), New York (2013), Frankfurt (2015) oder London (2017):

Die Seiko Boutique in London während der Eröffnungsfeier am 10. August 2017

Die Premium-Linie Grand Seiko tritt zudem seit 2017 selbständig am Markt auf, und die als für den professionellen Einsatz beworbenen Uhren innerhalb der ebenfalls eher höher positionierten Prospex-Reihe (zu der auch die Marinemaster zählt) haben dadurch signifikant mehr Gewicht (und grössere Modellvielfalt) erhalten – und wurden ab 2018 mit Fabien Cousteau als weltweitem Botschafter beworben:

Ozeanographer und Meeresschützer Fabien Cousteau (mit einer SPB077J1) mit Shuji Takahashi, President und COO der Seiko Watch Corporation, kurz nach Bekanntgabe der Partnerschaft an der Baselworld 2018

Aber zurück zur Marinemaster: Drei Jahre zuvor wurde die SBDX001 durch die leicht modifizierte SBDX017 relativ unspektakulär abgelöst, der Preis von JPY 250’000.00 auf 270’000.00 moderat angehoben (entspricht derzeit rund EUR 2’050.00) und Parallelimporte aus Japan (notabene zu tieferen Preisen) sukzessive erschwert. Quasi als Wegbereiter dazu hatte der Konzern für 2015 schon erfolgreich ein auf 1’000 Exemplare limitiertes 50-Jahre-Marinemaster-Jubiläumsmodell (wie bereits die SBDX003 mit historisch-inspirierten goldfarbenen Akzenten) lanciert, das trotz bedeutend mehr Text auf dem Zifferblatt relativ schnell seinen Weg zu Sammlern fand:

Die auf 1’000 Exemplare limitierte Seiko Marinemaster 300 (Ref. SBDX012) aus dem Jahr 2015 (anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Unternehmens in Sachen Taucheruhr) mit goldenen Indexen und Zeigern

Nebeneffekt: Mit der als SBDX012 bezeichneten Uhr hatte Seiko den Preis des Modells bereits testweise auf JPY 280’000.00 anheben können, während der Name „Marinemaster“ auch mit angepassten Gehäusen und anderen Werkstechnologien versehen immer häufiger Verwendung quer durch die Prospex-Reihe fand (bspw. SBEX001).

Zeitgleich entschied sich Seiko, die eigenen Produkte und Technologien partiell aufzugeben, um dem Geschmack der zunehmend internationalen Klientel noch besser gerecht zu werden: konformere Zeiger bei der internationalen Ausführung der Marinemaster 1000 beispielsweise, Saphirglas satt Hardlex und aktuell der Austausch der Lünetteneinlage mit einem breiteren Keramik-Inlay (SLA019) führten hie und da vielleicht etwas zu einem allzu starken Identitätsverlust, halfen aber offensichtlich nicht nur bei der erfolgreichen Marktbearbeitung in Europa (das 2016 mit der SLA015 sogar eine eigene limitierte Marinemaster mit blauem Blatt und neuen Zeigern erhielt).

Als weiterer Meilenstein der letzten Jahre dürfte die Baselworld 2017 gelten: Einerseits wurde mit der SBGH257 erstmals innerhalb der Grand Seiko Kollektion eine mechanische Taucheruhr mit einem Listenpreis von über 10’000 Euro präsentiert, andrerseits wurde mit der SLA017J1 in der Prospex-Reihe eine ungewöhnlich detailgetreue Hommage an die erste Taucheruhr der Marke (62MAS) aus dem Jahr 1965 lanciert. Verbaut wurde bei dieser Neuauflage das selbe Werk wie bei der Marinemaster (Kal. 8L35), die 2’000 Exemplare hatten nun aber bereits einen Listenpreis von EUR 3’800.00. – Taktisch gut gewählt, zumal die Uhr damit immer noch rund viermal günstiger als die Grand Seiko mit Hi-Beat Kaliber (Kal. 9S85) war, und die beiden ebenfalls in diesem Zeitraum präsentierten Modelle SPB053J1 und SPB051J1 (Kal. 6R15) eine moderne Interpretation der 62MAS darstellten, die aber über einen Drittel weniger kosteten. Mit anderen Worten: preislich hatte es nun für jeden etwas dabei.

Abschied von der Marinemaster?

Zur Baselworld 2018 präsentierte Seiko mit der SLA019 resp. in Japan als SBDX021 geführten Uhr eine auf 1’968 Stück limitierte Version der Marinemaster mit grünem Zifferblatt, grüner Keramik-Lünette, Saphirglas und einem nun substanziell höheren Preis: EUR 3’200.00 oder JPY 320’000.00 (kurze Zeit danach folgte die SLA027 mit blauem Ring, Zifferblatt und neuem Zeigersatz sowie die SLA021 mit schwarzem Drehring). Nicht mehr dabei war indes der frühere Produktname: „Marinemaster“ stand ab sofort erstmals nicht mehr auf dem Zifferblatt der Uhr, womit die Frage nach der offiziellen Bezeichnung nicht ganz unangebracht wäre:

Die auf 1’968 Exemplare limitierte Prospex SLA019 während des Launches an der Baselworld 2018 – zeitgleich die erste Uhr der Reihe ohne Marinemaster-Bezeichnung auf dem Zifferblatt

Unbestrittener Headliner von Seiko in diesem Jahr war aber ganz klar die hier näher vorgestellte SLA025 (resp. SBEX007 in Japan), die mit Abstand detailgetreueste Interpretation eines Modells aus 1968 (Ref. 6159-7001), und damit nochmals weit näher am Original dran als die überaus gesuchte SBDX003 aus dem Jahr 2000.

Die limitierte Seiko Prospex SLA025J1, hier die Uhr mit der Nummer 001, an der Baselworld 2018

Die auf 1’500 Exemplare limitierte Uhr ist mit dem Hi-Beat Kaliber 8L55 (36’000 Halbschwingungen pro Stunde) ausgestattet und zu einem Listenpreis von EUR 5’500.00 resp. JPY 550’000.00 zur Mitte des Jahres ausgeliefert worden. Wie schon im Vorjahr, erhält auch dieses Modell bis Jahresende noch eine signifikant günstigere Schwester auf Basis des 6R15 (SPB077J1 und SPB079J1), was angesichts der bereits günstigeren grünen SLA019 eigentlich fast schon doppelt gemoppelt ist. Damit aber endlich zur Uhr:

Dass die „1968 Automatic Diver’s Re-Creation Limited Edition“ fast doppelt so teuer ausgefallen ist wie die Marinemaster 300 aus dem Jahr 2000, lässt sich schwer verbergen. Damit bewegt sich die Uhr preislich auf dem selben Niveau wie die aktuelle IWC Aquatimer Automatic 300, oder sogar 550 Dollar über der 2018er Seamaster 300 von Omega (beide am Kautschukband, letzt genannte wie die SLA025 mit Inhouse-Werk ausgestattet) und dürfte dadurch so weit vom Insider-Tipp weggekommen sein, wie nur irgendwie möglich. Was wiederum bedeutet, dass sich die Uhr an einem doppelt so anspruchsvollen Publikum wird messen müssen, während die hiesigen Marken tendenziell eher wieder günstigere Modelle einführen.

Die Änderungen

Hilfreich für die Erklärung des Preises ist sicherlich, dass jedes Bauteil an der SLA025 im Vergleich zur Vorgängerin/Schwester ausgetauscht worden ist: das Einschalen-Gehäuse ist nun mit einem flachen Boden versehen worden, die seitliche Gehäusekante ist nicht mehr gebürstet sondern scharfkantiger, die Lünette zudem etwas höher und dezenter, Indexe und der Minutenzeiger schmaler (wodurch das Zifferblatt insgesamt weniger gedrängt wirkt) – und spätestens der angepasste Sekundenzeiger und die goldfarbenen Elemente auf Zifferblatt und Drehring lassen die Uhr nun insgesamt nochmals etwas klassischer und organischer wirken, weil näher am 50jährigen Original.

Wie das Vorgänger-Modell aus den 60er-Jahren, verfügt auch die SLA025J1 über ein Gehäuse in Einschalenbauweise – das Werk kann demnach nur über die Zifferblattseite erreicht werden

Dazu kommt mit dem 8L55 ein gefühlt hochwertigeres resp. exklusiveres Werk (dessen höhere Schwingungszahl aber eigentlich erst bei einem Chronographen wirklich funktionalen Nutzen bieten würde), ein besseres (aber definitiv nicht makelloses) Finish und eine (wenn auch relativ hohe) Limitierung.

Auf ein Stahlband müssen Käufer in diesem Fall verzichten (und mit 19 mm statt 20 mm Bandanstossbreite auch auf einige frei erhältliche Alternativen), dafür dürfte das weichere Gummiband mit Waffelmuster nun weniger anfällig für alterungsbedingte Bruchstellen sein – es wirkt, trotz der eher schmalen Bauart, überraschend gut am Handgelenk.

Apropos Handgelenk: Die Uhr selber bleibt weiterhin etwas kopflastig und ist mit über 44 mm Durchmesser entsprechend präsent.

Die SLA025J1 hat einen Durchmesser von etwas über 44 mm und baut knapp 15,7 mm hoch

Darüberhinaus dürfte die Detailtreue zur historischen Vorlage für all jene ein Minuspunkt sein, die bei Produkt-Neulancierungen nicht zwingend die sklavische Wiederholung eines alten Designs wünschen (wenngleich die Suche nach einer alten 6159-700x, siehe unten, ziemlich abenteuerlich und kostspielig geworden ist).

Die historische Vorlage, die Seiko 6159-7000 mit Hi-Beat-Werk (1968), wurde nur über einen relativ kurzen Zeitpunkt gefertigt und ist heute entsprechend gesucht

Aus persönlicher Sicht ist die SLA025 für mich die Marinemaster, die ich insgeheim immer hätte haben wollen: die gnadenlos schöne SBDX003 aus dem Jahr 2000 habe ich leider verpasst, das Original aus den 60er-Jahren ist mit steigender Popularität von Seiko und dem Hype nach Vintage-Uhren praktisch unerreichbar geworden, und die 50-Jahre-Jubiläumsedition zu überladen gewesen (und zu nahe am regulären Modell). Oder anders ausgedrückt: Auf die SLA025 musste jemand wie ich theoretisch ganze 18 Jahre warten.

Im selben Zug erhalten Käufer mit dem Inhouse-Kal. 8L55 ein eher seltenes Werk, das mit 36’000 Halbschwingungen zurecht die Bezeichnung „Hi-Beat“ führt und im Prinzip eine vereinfachte Variante des 9S85 von Grand Seiko darstellt. In diesem Fall wird das (etwas weniger hübsch/aufwändig finissierte) Werk aber lediglich auf +15/-10 Sekunden pro Tag reguliert, was gelegentlich auf Kritik stösst, da der Grand Seiko-Standard (und damit das Potential des Werks) höher liegt. Die Gangreserve beträgt 55 Stunden mit einem Federhaus, 5 Stunden sind laut Seiko dem für die Zugfeder verwendeten Metallgemisch geschuldet: „Spron 530 delivers about 6% more power than its predecessor and a power reserve of five more hours“.

Gelungenes Comeback: Am 9. November 2018 gewann Seiko mit der SLA025J1 in der Kategorie Sport.

Mit anderen Worten: nachdem im selben Zeitraum meine persönliche Wertschätzung der Marke gegenüber eher noch gestiegen ist, fällt der Listenpreis der SLA025 zwar immer noch schmerzhaft hoch aus, ist aber grundsätzlich nicht völlig abschreckend resp. nachvollziehbar – und immerhin kann man heutzutage auch relativ einfach zuerst in eine Seiko-Boutique zur Anprobe. Wer indes weiterhin nichts mit japanischen Uhrenmarken oder Seiko generell am Hut hat, der wird sich hier erst recht kopfschüttelnd nach einer Alternative aus der Schweiz umschauen, und – im besten Fall – mit grosser Verspätung vielleicht sogar endlich zugestehen, was für ein unschlagbares Angebot die SBDX001 von Anbeginn an gewesen war.

Fazit

Seiko hat mit der SLA025 zweifellos die attraktivste Taucheruhr der Marke pünktlich zum 50. Geburtstag in hoher Detailtreue zurückgebracht. Der Listenpreis von USD 5’400.00 hat dabei Schritt gehalten mit der Entwicklung der Marke – und wer bei den bisherigen limitierten Re-Editionen noch nicht zum Zug gekommen ist: besser dürfte es ab hier kaum noch werden.

Andrerseits bewegt sich Seiko mit der SLA025 nun auf einem Preisniveau, wo mancher Interessent eher zu den derzeit noch vertrauterten Marken greifen dürfte – bei 1’500 Exemplaren und einer signifikant gewachsenen Zahl an Hardcore-Fans weltweit aber dennoch kein Grund zur Sorge: in manchen Märkten ist es unmöglich, überhaupt eine SLA025 zu Gesicht zu kriegen. Was ja auch wieder einiges über das Preis-/Leistungsverhältnis und die Stellung der Marke aussagt…

Weitere Impressionen (Grossansicht nach Klick):

Technische Details:

Hersteller:Seiko
Modell:Prospex Diver 300m Hi-Beat
Referenz-Nummer:SLA025J1 (in gewissen Märkten SLA025 ohne Ländercode)
Lancierungsjahr:2018
Limitierung:1’500 Exemplare, individuelle Nummer auf dem Gehäuseboden
Wasserdichtheit:300 Meter
Gehäuse:Monocoque-Edelstahlgehäuse (mit Dia Shield-Behandlung) mit 44,8 mm Durchmesser (ohne Krone) und 15,65 mm Bauhöhe, Schraubkrone bei 4 Uhr; entspiegeltes, leicht gewölbtes Saphirglas; einseitig drehbare Taucherlünette aus Edelstahl mit schwarzem Metall-Inlay, 120er Rastung, Markierung bei 12 Uhr mit Leuchtmasse bestückt
Gewicht:147 Gramm
Funktion:Stunden-, Minuten- und Sekunden-Anzeige, Datumsfenster bei 3 Uhr
Werk: automatisches Inhouse-Werk Kal. 8L55, 36’000 Halbschwingungen/h, 37 Lagersteine, ca. 55h Gangreserve
Band:extra-langes (20,5 cm), schwarzes Silikonband mit Dornschliesse
Preis:USD 5’400.00 / EUR 5’500.00 (2018) – In Deutschland hat sich Seiko dazu entschieden, 90 Exemplare der SLA025 zum selben Preis mit einem aufgewerteten Set anzubieten; im Lieferumfang enthalten ist hier zusätzlich ein Tauchermesser und einen grösseren Koffer (die internationale Version umfasst indes lediglich Box, Papiere und Umkarton)
Die für den deutschen Markt aufgewerte Box mit Peli-Case und Tauchermesser

Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2018 veröffentlicht.