Product Placement im Massstab 1:6
Sie sind in der Regel 12 Zoll (305 mm) gross und haben sich eigentlich nur ein Ziel gesetzt: Dem Original möglichst nahe zu kommen. Die Rede ist von Actionfiguren im besagten Format. Und ja, Sie haben richtig gelesen: Actionfiguren.
Dass diese Figuren nicht nur Hosen, Waffen, Gerät, Fahrzeuge u.dgl. brauchen, sondern auch Uhren, liegt auf der Hand, wenn man sich erst einmal an das – für diese Website eher ungewöhnliche – Überthema gewöhnt hat. Ganz besonders, weil seit der Einführung von Hasbros legendärer Spielzeuglinie „G.I. Joe“ im Jahre 1964 – damals als männliche Antwort auf Barbie gedacht – nicht nur die Figuren, sondern auch die Käufer (und Preise) ziemlich erwachsen geworden sind. So präsentiert sich heute auch eine erstaunliche Anzahl von käuflich erwerbbaren Armbanduhren im Massstab 1:6, die selbst den kampferfahrensten Mini-Soldaten in eine ausgewachsene Krise stürzen könnten. Werfen wir also einmal einen Blick auf ein Uhrenkapitel, in dem Kopien ausnahmsweise nicht angeprangert werden müssen:
Zeitgeschichte im Kleinformat
Nein, Jungs haben nie mit Barbie gespielt. Und wenn, dann niemals offiziell. Wir hatten bessere Optionen – Optionen, die Karate oder den Bizeps anschwellen lassen konnten. Unsere Figuren hätten eine Barbie höchstens als Geisel akzeptiert. Hierzulande dürfte sich manch einer noch wehmütig an wunderbare Stunden mit Mattels „Big Jim“ (1971 bis 1986) erinnern, in den Vereinigten Staaten sorgte besonders „G.I. Joe“ (1964 bis 1976, dann wieder ab 1991) für Aufsehen. „Action Man“, „Group Action Man“, „Action Team“ etc. waren resp. sind weitere bekannte Namen der selben Story für andere Länder.
Big Jim gibt’s heute zwar nicht mehr, aber der Markt ist dermassen gewachsen, dass weitere Hersteller (bspw. Dragon Action Figures, 21st Century Toys etc.) mit zum Teil atemberaubend detaillierten Varianten präsent sind. Einen florierenden Vintage-Markt gibt’s natürlich auch. Aber zurück zum Spielzeug für Männer aller Altersklassen: Angeboten wird von Bösewichten, Comic- resp. Superhelden, Soldaten, historischen Personen bis hin zu Filmstars mehr oder weniger alles, was zwei Beine hat. Noch imposanter präsentiert sich der Zubehörmarkt: Vom – ungelogen – Kugelschreiber bis hin zum Abrams-Panzer gibt’s alles, um Barbies Ken im Handumdrehen als den Waschlappen zu outen, den echte Jungs schon immer in ihm gesehen haben.
Logischerweise gibt’s aber nicht nur Schwimmwagen und Little Birds, sondern auch das, was in die Kategorie Zeitmessung gehört: Miniatur-G-Shocks, Digital-Uhren, Tiefenmesser und auch eindeutig als Taucheruhr identifizierbare Stücke lassen sich entweder separat finden, oder aber als Bestandteil eines kompletten Sets. Und je nach Figur, sogar mit ganz besonderem Stellenwert:
Product-Placement in einer neuen Dimension
Die umwerfend detaillierte Auflage von Buzz Aldrin des Herstellers Dragon Action Figures (DRF73068) im Massstab 1:6 war vermutlich auch die erste bewusste Nachbildung einer ganz spezifischen mechanischen Uhr: Eine Speedmaster am überlangen Velcro-Band (halt einfach nicht aus Velcro) gehörte natürlich zum Set.
Ob es sich dabei nun um eine offizielle Kooperation zwischen Omega und Dragon, oder einfach nur um den gewissenhaften Einsatz des Produzenten gehandelt hat, ist unbekannt. Aber Omega hat schon mehrfach bewiesen, dass Product Placement durchaus auch bei einem Uhrenhersteller innovativ sein kann: Mit „GoldenEye 007“ für die Nintendo 64 (1997) beispielsweise hatte ja auch schon stilecht eine Seamaster 300 als festen Bestandteil das Game-Menü übernommen.
Andere Branchen benutzen indes die 12-Zoll-Plattform schon seit Jahren fürs Marketing: Der brillant gewählte Volvo-Kombi für Barbies Familienserie „Happy Family“ (oder Ferraris für die weniger häuslichen Linien), Tier- und Fast-Food-Miniaturen, die Oakley-Brillen der GIs, Motorola-Funkgeräte, Nike-Turnschuhe etc. gehören schon seit geraumer Zeit zum festen Inventar der markenbewussten Spielzeugpuppe (ein Begriff, der angesichts der teilweise gebotenen Qualität übrigens eine Beleidigung darstellt). Insofern überrascht es eigentlich, dass man bislang – wenn überhaupt – eher generisch gestaltete Uhren am Handgelenk von G.I. Joe & Co. sehen konnte, und dass bislang kein weiteres wirklich charakteristisches Luxus-Modell den offiziellen Weg in die Miniatur-Welt gefunden hat: eine grosse Fliegeruhr von IWC, eine Panerai etc. hätten bestimmt das Zeug, Kampftaucher u.dgl. auch im Miniatur-Format entsprechend zu komplettieren. Und Filmstars, Helden und Sondereinheiten gibt’s auf jeden Fall auch genug, die man zum nachhaltigen Mini-Sponsoring benutzen könnte…
Die kleinste Taucheruhrensammlung der Welt

Falls je ein Leser nach dem ultimativen Beweis für das – ich geb’s ja zu – eigentlich besorgniserregende Verhalten des Verfassers gesucht hat, wenn es um das Hauptthema dieser Site geht, hier ist er: Die vermutlich umfassendste Sammlung von Taucheruhren im Massstab 1:6, oder die kleinste Taucheruhrensammlung der Welt!
Bestehend aus:
- Eine Stahluhr mit schwarzem Drehring an einem Nato-Band (Medicom)
- Eine schwarze Uhr mit schwarzem Drehring an einem Kautschukband (Soldier Story) – das Zifferblatt-Logo zeigt fast unmissverständlich das Logo von Luminox. Ebenfalls beachtlich: Die politisch korrekte Zeigerstellung.
- Eine schwarze Uhr mit grauem Zifferblatt an einem schwarzen Gliederband (Hot Toys)
- Eine Stahluhr mit Stahlband und -Drehring (Hersteller unbekannt), ebenfalls baugleich in der schwarzen Ausführung
Vermutlich nicht dazu gezählt werden dürfen die abgebildete Stahluhr am Lederband mit Dornschliesse (BBI), die mit grosser Wahrscheinlichkeit ans Handgelenk eines Piloten gehört, sowie die Stahluhr am (richtigen!) Velcro-Band (Dragon), die vermutlich ebenfalls nicht ins Wasser gehört. Obschon, die leicht überdimensionierte Krone könnte auf eine seltene Canteen-Watch deuten…
Nichtsdestotrotz: Während durchaus noch weitere Uhrenmodelle erhältlich sind, handelt es sich dabei in der Regel um (eindeutig als solche identifizierbare) Digital-Uhren. Insofern ist die Chance gross, mit den hier vorgestellten Uhren auf einen Schlag die weltweit bedeutendste Sammlung analoger Miniatur-Taucheruhren zu besitzen. Gerade auch deshalb, weil es sich bei den gelegentlich auf dem Vintage-Markt angebotenen, äusserst seltenen Exemplaren meist um falsch beschriebene Tiefenmesser handelt. Entsprechend vorsichtig sollte sich also der ungeübte Sammler in diesem Gebiet bewegen, um ärgerlichen Fehlkäufen zu entgehen.
Scherz beiseite: Mal abgesehen von der Aufbereitung des Artikels hat die gesamte „Sammlung“ übrigens knapp dreissig Dollar (inkl. Porto) und 20 Minuten Shopping-Zeit gekostet. Und angesichts des Spasses, den dieser Artikel beim Schreiben bereitet hat, handelt es sich dabei vermutlich um den mit Abstand besten Uhrenkauf meines Lebens…
PS: Ganz und gar ernsthaft gemeint ist aber die Sache mit dem Product Placement. Mal sehen, welcher Hersteller von Uhren im oberen Segment diese Chance ganz offiziell nutzt und das Thema nicht als Kinderkram betrachtet, sondern als kleine, feine Chance fürs Marketing.
Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2008 veröffentlicht.