Favre Leuba Deep Blue Renaissance

Zum Neustart der Traditions-Marke an den Geneva Watch Days 2024 (29. August bis 2. September) enthüllte Favre Leuba gleich 22 Referenzen, sieben davon mit dem nicht minder geschichtsträchtigen Namen „Deep Blue“ auf dem Zifferblatt – einer bis 300 Meter wasserdichten Taucheruhr, die in dieser Form vor rund 60 Jahren schon einmal mit etwas reduzierterer Wasserdichtheit Premiere hatte (Ref. 59603).

Die Vorlage aus den 60er-Jahren (Ref. 59603) war bis 200 Meter wasserdicht, als Werk wurde das Caliber FL1152 verbaut.

Der Unterschied zwischen einer Renaissance und einem Revival

Die dem Original nachempfundene Deep Blue Revival (Ref. 00.20307.100.06.200) gibt es zum Launch in einer Ausführung, die Renaissance in drei.

Die Re-Edition gibt’s gleich in zwei Ausführungen, einem optisch dem Original angepassten Modell mit 39 mm Durchmesser (Ref. 00.20307.100.06.200), grauem Zifferblatt mit Sonnenschliff und asymmetrischer Platzierung der Schriftzüge, beiger Leuchtmasse und Saphirglas-Inlay („Revival“), sowie ein etwas moderneres Modell („Renaissance“) mit 40 mm Durchmesser, Keramik-Lünette und Zifferblatt in Sandwich-Bauweise mit zentralem Logo und kleinerem Datumsfenster zwischen vier und fünf Uhr. Von diesem Modell gibt es wiederum drei Zifferblatt-Farben, grün, schwarz und blau, alle mit Farbverlauf, wahlweise mit Edelstahl- oder Kautschuk-Band erhältlich (hier mehrheitlich gezeigt wird die grüne Ref. 00.20308.101.03.200 mit Stahlband und die blaue Ref. 00.20308.101.02.302 mit Kautschukband).

Bei den Renaissance-Modellen stehen ein farblich passendes Kautschuk- oder ein dreireihiges Stahlband zur Wahl.

Natürlich gehen die Unterschiede zwischen den beiden Modellen noch weiter, dazu gehört bspw. ein Sichtglasboden (statt massivem Boden), schmalere Zeiger oder ein dreireihiges (statt fünf) Band bei der etwas moderneren Variante. Kurz gesagt: Fans des Originals sowie Neueinsteiger sollten mit der Deep Blue beide auf ihre Kosten kommen – besonders bei einem Listenpreis von CHF 2’250.00 (Revival) und CHF 2’200.00 (Renaissance), aber mehr dazu am Schluss des Artikels.

Antrieb von La Joux-Perret

Bei allen Modellen kommt ein automatisches Kaliber von La Joux-Perret (G100) zum Einsatz, das einen personalisierten, vergoldeten Rotor und 68 Stunden Gangreserve bietet – angesichts der Fülle an Taucheruhren mit SW200 und Powermatic 80 eine hervorragende Wahl, auch wenn das G100 im Prinzip mit den selben Dimensionen wie das 2824 operiert. Dazu gibt’s Côtes de Genève (Platine), Soleillage (Rotor) und thermisch gebläute Schrauben, womit sich der Einsatz eines Sichtglasbodens in diesem Fall mehr als bezahlt gemacht hat.

Das G100 mit automatischem Aufzug bietet eine Gangreserve von 68 Stunden.

Zwei Zeigerspitzen, ein Spalter

Bei der Gestaltung hat man sich nahe am Original orientiert, womit vor allem der Minutenzeiger mit Pfeilspitze als charakteristisches Merkmal erwähnt werden sollte. Einerseits steigt damit die Eigenständigkeit (ähnlich bspw. der SeaQ von Glashütte Original), andrerseits gehört diese Zeigerform aber weiterhin nicht zu den typischen Design-Merkmalen heutiger Taucheruhren, braucht also entweder Commitment oder allenfalls etwas Angewöhnung seitens Käufer. In diesem Sinne wäre es natürlich auch eine Option gewesen, die Renaissance-Modelle bei den Zeigern noch stärker vom Revival abzugrenzen, umgekehrt ist er in diesem Fall wirklich sehr zurückhaltend umgesetzt.

Und wenn wir schon bei der Vorlage sind: Die heutigen Besitzer von Favre Leuba geben die Geburtsstunde der bis 200 Meter wasserdichten Deep Blue (Ref. 59603) mit dem Jahr 1964 an. Die Basler Uhren- und Schmuckmesse fand damals vom 11. bis 21. April statt, das neue Fabrikationsgebäude von Favre Leuba wurde am 14. Mai 1964 in Genf eröffnet, mit dem Ziel, die Produktionskapazität auf 300’000 Uhren pro Jahr erhöhen zu können. Die Deep Blue gehörte zu dem Zeitpunkt bereits zu einem der „wichtigsten Produkte der Firma“ (laut Ausgabe 28 von Europa Star aus dem selben Jahr), was eine frühere Premiere der Deep Blue nahe legen würde.

Damit zurück in die Gegenwart: Die Deep Blue Renaissance verfügt über ein Zifferblatt in Sandwich-Bauweise; will heissen, die mit weisser Leuchtmasse gefüllten Indexe sind eine Ebene tiefer, bei 3, 6, 9 und 12 Uhr gibt’s zudem noch aufgesetzte, polierte Stabindexe auf der obersten Partie des Zifferblattes. Verfügbar sind aktuell ein grünes, blaues oder schwarzes Zifferblatt, alle mit Farverblauf („Dégradé“) und Sonnenschliff.

Etwas inkonsequent wirkt die leicht gerundete Form der Spitze des Sekundenzeigers: obschon dadurch die Unterscheidung zum Minutenzeiger einfacher fällt, wirkt der dadurch etwas antiquierte Sekundenzeiger besser an der Revival. Umgekehrt haben der mittig platzierte Schriftzug und das Sanduhr-Logo erstaunlich gut zum aufgeräumten Look beigetragen, und selbst die weisse Datumsscheibe ist mit Blick aufs Original gelungen. Dass man das Geburtsjahr „1737“ nun zum Logo nimmt, wirkt angesichts der nicht ganz einfachen Geschichte der Marke etwas forciert, passt aber natürlich zum Rest der Industrie und dürfte in der Summe ja auch das grösste Kapital der Marke sein.

Fazit

Unter dem Strich handelt es sich um ein gelungenes Redesign der Deep Blue, die auch bei Puristen (mit Hang zur Revival) auf den zweiten Blick zu punkten vermögen wird.

„Objektiv betrachtet ist Favre Leuba mit der Deep Blue sowohl das Revival als auch die eigene Renaissance geglückt.“

Mit einem Listenpreis von CHF 2’300.00 (mit Stahlband) ist das Gesamtpaket mehr als kompetitiv, die Verarbeitung auf hohem Niveau und das Werk eine wilkommene Abwechslung für Sellita-müde Sammler. Wirklich zu kritisieren gibt’s höchstens die Form des Sekundenzeigers, und die nicht verstellbare Schliesse des Stahlbands kann mit der Wahl eines flexibleren (aber tendenziell kurzen) Kautschukbands mit Dornschliesse kompensiert werden. Zudem gibt’s zur Deep Blue eine Marke als Absenderin, die unter der neuen Führung durchaus das Potential hat, im dritten Anlauf wieder zu alter, oder zumindest verdienter Grösse zu finden. Umgekehrt ist gerade diese Preisklasse mit Alternativen mehr als gesättigt, angefangen bei der Doxa Sub 300 (CHF 2’590.00) und 300T (CHF 1’890.00) oder der Oris Divers Sixty-Five (CHF 2’450.00), die aber – wie eingangs erwähnt – mindestens beim Werk hier etwas das Nachsehen haben. Kurz gesagt dürfte also vor allem der Zeigersatz über einen Kauf entscheiden, gefolgt von der nicht ganz einfachen Wahl zwischen der Revival und Renaissance.

Und damit zu den Bildern (Grossansicht nach Klick):

Technische Daten Deep Blue Renaissance

Anbieter:Favre Leuba
Modell:Deep Blue Renaissance
Referenz:00.20308.101.03.200 (grünes Zifferblatt mit Edelstahlband)
Markteinführung:2024 (mit geplanter Auslieferung auf Ende 2024, Anfang 2025)
Gehäuse:40 mm grosses und bis 300 Meter wasserdichtes Edelstahl-Gehäuse mit Sichtglasboden, einseitig rastender Drehring mit Keramik-Lünetten-Einlage (Klicks), Saphirglas, Gehäuse-Höhe: 13,24 mm, Gehäuse-Länge: ca. 48 mm
Werk:FLD02 (G100 von La Joux-Perret), 68 Stunden Gangreserve, Frequenz: 4 Hz (28’800 Halbschwingung pro Stunde), Durchmesser: 25,6 mm, Höhe: 4,45 mm (identisch zum 2824)
Varianten:mit grünem Zifferblatt und Kautschukband (Ref. 00.20308.101.03.303), mit blauem Zifferblatt (Ref. 00.20308.101.02.302 mit Kautschukband, 00.20308.101.02.200 mit Edelstahlband), mit schwarzem Zifferblatt (Ref. 00.20308.101.06.301 mit Kautschukband, 00.20308.101.06.200 mit Edelstahlband)
Band:Edelstahl-Band mit Faltschliesse, Bandanstossbreite: 20 mm
Garantie:2 Jahre, erweiterbar auf 3 bei Online-Registration
Preis:CHF 2’300.00 mit Edelstahl-Band / CHF 2’200.00 mit Kautschukband (resp. €2’300.00 und €2’200.00)

Dieser Artikel wurde 2024 veröffentlicht.