Als die U.S. Navy in den 50er-Jahren einen Nachfolger für die in die Jahre gekommenen Canteen-Uhren suchte, orientierte sie sich in ihrer Ausschreibung unverkennbar an der 1953 vorgestellten Fifty Fathoms von Blancpain. Im Rennen war damals aber in erster Linie eine Taucheruhr aus heimischer Produktion, die zwischen 1957 und 1958 zwar laufend verbessert wurde, dann aber doch nie in Produktion gegangen ist. Genau dieses Modell bringt Bulova nun im Jahr 2021 als Teil der „Archive Series“ zurück, und zwar in einer auf 1’000 Exemplare limitierten Version (Ref. 98A265), sowie zeitgleich als unlimitierte Uhr mit Miyota-Kaliber (Ref. 98A266).

Beide Uhren kommen mit einem 41 mm grossen Gehäuse mit 200 Meter Wasserdichtheit, einer beidseitig drehbaren Lünette, die wie beim historischen Original nur durch Herunterdrücken bedient werden kann, einer verschraubten Krone, Feuchtigskeitsindikator auf dem Zifferblatt und einem zweiteiligem Boden, der dank dieser Konstruktion präzise ausgerichtet werden kann.

Damit zur Geschichte hinter der Uhr: 1957 hatte Bulova erstmals drei Vorserienmodelle dieser „submersible wrist watches“ an die U.S. Navy geliefert, die den Anforderungen des amerikanischen „Bureau of Ships Contract Specification, Wrist Watch, Submersible, SHIPS-W-2181 of 5 December 1955“ entsprechen mussten, also erhöhte Wasserdichtheit, Feuchtigkeitsanzeige und einen Drehring umfassten, der „designed to be rotated and set by hand without tools“ und darüberhinaus „protected against unintentional movement caused by abrasion, shock and vibration“ sein musste. Alle drei Uhren bestanden den Wasserdichtheitstest nicht und wurden an den Hersteller retourniert.
Ein Jahr später, am 5. Februar 1958, wurden drei weitere Uhren geliefert. Auch hier fiel das Urteil der U.S. Navy Experimental Diving Unit im Abschlussbericht vom 10. März 1958 eher nüchtern aus: „Two of the three watches indicated moisture, one during testing and the other several days after testing. No water or moisture was noted in the case.“ Ergo sollte die Beschaffung erst dann erfolgen, wenn „it is definitely determined that no water or moisture is entering the case.“ Am 3. April des selben Jahres brachte Bulova fünf weitere Uhren zum Test, die schlussendlich positiver bewertet wurden: „Of three watches tested, one failed in that positive indication was recorded on the color indicator. The watch which failed, however, continued to run and did not show evidence of moisture, fog, or droplets on the underside of the crystal or on the face. It is suspected that the watch which failed was water-tight and that the indicator was faulty.“
Bulova zog sich trotz des positive(re)n Feedbacks dennoch von der Ausschreibung zurück (als Grund wird u.a. die Arbeit an der Accutron angegeben), womit der Weg für die 1953 lancierte Fifty Fathoms vollends geebnet wurde. – Diese Uhr hatte zwar unverkennbar bereits als Vorlage für den Anforderungskatalog hergehalten, stammte aber nicht wie gewünscht von einem amerikanischen Unternehmen (was mit der Tornek-Rayville TR-900, resp. dem damaligen Vertreter von Blancpain in den USA gelöst wurde).

Die Neuauflage hält sich dankenswerterweise sehr eng am Design des Originals, verzichtet aber auf einen einen undekorierten Boden und das historisch korrekte Handaufzugswerk, das für Sammler vermutlich auch etwas mehr Abwechslung geboten hätte als das hier verbaute SW200-1. Mit einem Listenpreis von $1’990.00 und einer relativen hohen Auflage von 1’000 Stück wirkt die unlimitierte Version zumindest auf Papier deshalb schon fast als die vernünftigere Wahl. – Schliesslich ist der Boden bei beiden Uhren durchs Band verdeckt, und beide sind mit dem wunderbar gewölbten Glas ausgestattet (und Helmtaucher waren auch nicht die primäre Zielgruppe für die Uhr).
Der vergleichsweise schmale Bandanstoss von 16 mm ist am Arm kaum zu spüren, dafür dürften beim Kauf von zusätzlichen Bändern Einschränkungen zu erwarten sein. Die typisch militärischen Zeiger sind bei Taucheruhren eine Ausnahme, somit ist die optische Eigenständigkeit etwas höher.
Unter dem Strich bietet die limitierte Version sicher etwas mehr, vor allem der Gehäuseboden ist erfreulich, aber die Zeitreise in die eher unbekannte militärische Geschichte von Bulova ist auch mit Miyota-Werk gut möglich. Aus historischer Perspektive hätte allenfalls eine Version mit Handaufzugswerk und sterilem Boden ebenfalls gut gepasst. Damit zu den Bildern (Grossansicht nach Klick):
Technische Daten
Marke: | Bulova |
Modell: | MIL-SHIPS-W-2181 Limited Edition (1’000 Exemplare) |
Referenz: | 98A265 |
Lancierungsjahr: | 2021 |
Gehäuse: | Edelstahlgehäuse mit zweiteiligem Boden, verschraubter Krone und gefederter Lünette (beidseitig drehbar bei gleichzeitigem Herunterdrücken), gewölbtes Saphirglas, 200 Meter Wasserdichtheit, Durchmesser: 41 mm, Höhe: ca. 11 mm (15,42 mm mit Glas), Länge: ca. 50 mm, Bandanstossbreite: 16 mm |
Band: | schwarzes Textilband mit Dornschliesse |
Werk: | Sellita SW200-1 |
Varianten: | Ref. 98A266 mit blauem Textilband und Miyota-Werk |
Preis: | $1’990.00 (2021) |
Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2021 veröffentlicht. Mehr über die unlimitierte MIL-SHIPS (Ref. 98A266) gibt’s hier: Link