Das in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) aufgelegte Tauchmagazin Poseidon (1962 – 1991) widmete sich in der Ausgabe 71 des Jahres 1967 unter anderem auch dem Thema Taucheruhr (Seiten 504 bis 509). Der Autor Helmut Knessner (1931 – 1994), ein Tüftler in Sachen Unterwassertechnik und gleichzeitig ein bekannter Tauchsportpionier in der damaligen DDR, sowie Poseidon-Chefredakteur Joachim Wagner nahmen für die Titelgeschichte der Ausgabe gleich mehrere Taucheruhren unter die Lupe, daneben wurden aber auch Modelle von Triton, Aquastar (Deepstar), Rolex (Submariner), Enicar (Sherpa Ultradive), Aquastar (63) und Eterna (Super Kontiki) kurz mittels offiziellem Pressematerial vorgestellt.

Berücksichtigt man den technischen Hintergrund des Verfassers („Viele Sporttaucher haben schon selber eine Uhr in ein wasserdichtes Gehäuse eingebaut, […]“) überrascht es nicht, dass sich der Artikel in erster Linie mit der Konstruktion von wasserdichten Gehäusen, der Befestigung von Glas und Krone sowie Funktion der Lünette („Zeiteinstellring“) beschäftigte.
Was indes sowohl mit Blick auf das Erscheinungsjahr als auch auf die geografische Situation des Magazins überrascht: die Titelgeschichte umfasst auch einen Praxistest, der „während der Kuba-Expedition des Zentralen Tauchsportklubs“ (TSK) entstanden ist (der damals unter Einsatz von Presslufthammern, Meisseln und Fäusteln „kubanische Korallen für Berlin“ abgebaut hat). Während des Aufenthaltes im sozialistischen Inselstaat wurden die [PRIM] „Orlik, eine Taucheruhr aus der ČSSR, „ein Versuchsmuster aus dem VEB Glashütte“ und „zwei Ausführungen der Squale Master“ getestet. Mit aufs Gruppenfoto auf dem Cover der Ausgabe hatte es zudem auch eine Rolex Submariner geschafft.
„Man kann ebenso ohne Uhr tauchen wie ohne Flossen schwimmen – doch mehr und mehr verlangen verbesserte Geräte, längere Tauchzeiten ihre Benutzung, trägt die Uhr zur grösseren Sicherheit des Tauchers bei. Deshalb wurden auch die Mitarbeiter des TSK für ihre Kuba-Expedition mit Taucheruhren ausgerüstet, und die vier zur Verfügung stehenden Modelle (ein Versuchsmuster des VEB Glashütte, die tschechische ORLIK sowie zwei verschiedene Ausführungen der schweizerisch-französischen SQUALE MASTER) damit gleichzeitig einem harten Test unterzogen.“
poseidon Nr. 71 (11/1967)

Das damalige Fazit des Tests: „Für den Tauchsportler erfüllen nach unseren Erfahrungen sowohl die ORLIK als auch das Glashütte-Modell alle Forderungen (wenn man von kleinen Konstruktionsmängeln an Armband, Stellring und Krone absieht, die leicht zu beheben sind), dem autonom arbeitenden Berufstaucher dagegen dürfte die Konstruktion der SQUALE allerdings grössere Sicherheit bieten.“ Und schon damals gab’s noch etwas, das auch heute immer wieder Anlass zu Kritik bietet:
„Eine Taucheruhr muss robust, und zweckmässig aufgebaut sein. Das trifft auch für die Anbringung des Armbandes zu. Hier haben fast alle Fabrikate die grösste Schwäche aufzuweisen: Nur in den wenigsten Fällen sind die Armbänder lang genug, um die Uhr sowohl auf dem nackten Arm als auch über dem Tauchanzug tragen zu können, und die Befestigung des Bandes am Gehäuse ist nur selten robust genug, um die Uhr sicher gegen Verlust durch Abreissen zu schützen.“
poseidon Nr. 71 (11/1967)
Ebenfalls interessant: die Autoren gingen bei Squale bereits auf das Thema Sättigungstauchen ein: „druckfest gegen Aussendruck bis 1000 m, gegen Innendruck bis 6 Atm. (Explosionsschutz bei der Dekompression nach dem Tauchen in Heliumatmosphären).“
Aber noch etwas anderes ist bemerkenswert: Während Tauchmagazine regelmässig über Uhren berichten, sind Praxis- und Vergleichstest, vor allem aus dem goldenen Zeitalter der Kategorie, den 60er-Jahren, doch eher selten zu finden. Insofern ist dieses Dokument gleich aus mehreren Gründen interessant, berücksichtigt man einerseits die sanfte Kritik am heimischen Produkt, die eher selten behandelte PRIM Orlík sowie andrerseits die Uhrenauswahl generell.
Wer sich ebenfalls für das Thema interessiert: im Jahr 1968 veröffentlichte der der British Sub-Aqua Club (BSAC) einen Praxistest von sage und schreibe 93 Uhren.
Danke Roger, für die Informationen. In einem Uhrenforum wird das Thema auch recht ausführlich behandelt.
Schade, daß die aktuelle kleine SeaQ von GO nicht näher am DDR-Original ist. Besonders die Datumsposition hält mich von Kauf ab. Das Original jedoch ist ein Traum.
Beste Grüße, Dirk
Danke für den Artikel Roger. Ich versuche grad herauszubekommen, ob die Ultradive nicht auch in Kuba zum Vergleichstauchen dabei war. Eine Stückliste die ich in die Hände bekam, lässt das vermuten. Könntest du den Poseidon-Artikel zum Download anbieten (alternativ per mail?). Danke, Nico
Ist das nicht die Nullserie (1968) auf dem letzten Bild ?! Die ging doch zurück ans Werk, da undicht, und soll bis auf ein paar Ausnahmen vernichtet worden sein. Fälschlicherweise wird die Serie (1969) für die erste Taucheruhr gehalten. Jedoch vergisst man, dass es zwischen Prototyp (1967) und Serie (1969) noch die 0-Serie gab.
Das Museum und GO haben hinsichtlich der besagten Uhr scheinbar keine Meinung. Ich weiss nicht was ich noch unternehmen kann ausser dort hinzufahren. Scheinbar ticken die Uhren dort anders. Bei Ruhla ist der Service hinsichtlich spezifischer Fragen zur Kampfschwimmeruhr nicht besser. Dort weiss man so gut wie nichts, da die Unterlagen zur Produktion dieser Uhr von 1987 bis 1989 fehlen.
Lediglich 1986 scheint noch klar zu sein. Man konnte sich zumindest erinnern, dass in diesem Jahr eine 1. Charge von 100 Uhren an die NVA Rostock geliefert wurde. Diese waren ausschliesslich mit Radium-Leuchtfarbe belegt. Auf die Glashütte trifft das übrigens auch zu, sofern man das auf dem letzten Foto erkennen kann.
Ist das nicht die Nullserie (1968) auf dem letzten Bild ?! Die ging doch zurück ans Werk, da undicht, und soll bis auf ein paar Ausnahmen vernichtet worden sein. Fälschlicherweise wird die Serie (1969) für die erste Taucheruhr gehalten. Jedoch vergisst man, dass es zwischen Prototyp (1967) und Serie (1969) noch die 0-Serie gab.
Hi Kris, gute Frage. Du meinst das Foto ganz am Schluss, oder? – Die Uhr ist im Bestand des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte (https://www.uhrenmuseum-glashuette.com/) und wurde dort auch von mir fotografiert.
Ja genau die meine ich. Danke für das Foto,. Eine Rückansicht wäre die Krönung. Damit könnte man dann auch sicher sein, dass es sich hier um die 0-Serie handelt oder eben nicht. Dazu muss sie jedoch im Originalzustand sein, wovon aber auszugehen ist. Schliesslich gehört sie dem Museum.
Eine Rückansicht kann ich bieten: Link
Die 0-Serie von 100 Uhren, fortlaufend nummeriert und ausschliesslich fürs KSK, ging jedoch aufgrund von Problemen mit der Gehäuse-Dichtigkeit zurück ans Werk und war zu vernichten. Gut möglich, dass das nicht alle Uhren betraf. Eine davon sollte jene auf dem letzten Foto sein.
Danke ! Eine Nummer ist hier nicht zu sehen. Sollte es sich demzufolge doch um einen Prototyp handeln ?! Die Uhr aus der Kuba-Expedition nutzt das gleiche Gehäuse (mit verschraubtem Boden, darunter ein Staubdeckel), jedoch ein anderes ZB und eine andere Lünette. Ausserdem ist eine solche Uhr bereits bekannt. Prototyp oder Nullserie ?? Möglicherweise war die Nullserie hier auch gar nicht nummeriert,
https://uhrforum.de/threads/ruhla-nva-taucheruhren-aus-der-ddr.474529/page-2
Mit einer Nummer 000001 bis 000100 wäre eine 0-Serie erwiesen. Ich habe in Erfahrung bringen können, dass es auf der Uhr im Museum eine Nummer geben soll, nur wurde die Rückseite derart schlecht fotografiert, dass man sie nicht erkennen kann. Gemerkt hat sich der Besucher des Museums die Nummer leider auch nicht. So ein Pech !
Da hat sich derjenige wohl geirrt. Nix Nummer !
„War letzten Freitag im Uhrenmuseum in Glashütte fange mal mit dieser Uhr an die ich leider mehr schlecht als recht durch
die Vitrine fotografiert habe von der Rückseite gibt es auch ein Bild das ist aber superschlecht und die Seriennummer
hab ich mir auch nicht gemerkt“
Die TS200 im Museum trägt die Nummer 2189. Gut möglich, dass der Besucher diese Uhr meinte.
Die Nummer der TS200 im Museum lautet übrigens 2189.
Die Uhr aus dem Uhrforum hat die Werkskennung 683, was wiederum für 1968 sprechen dürfte und somit entgegen der Vermutung, es könne sich hierbei um eine Prototyp von 1967 handeln.
Hierzu nochmal Uhrforum:
„Laut Aussage eines alten Uhrmacher der zu dieser Zeit dort gearbeitet hat ,ein sehr billiges Gehäuse.
200 dieser Uhren wurden an das Kommando Volksmarine nach Warnemünde geliefert .
Nach relativ kurzer Zeit wurden alle 200 Uhren wieder ans Werk zurückgesendet da die Wasserdichtigkeit nicht gegeben war.
Es wurde entschieden das alle vorhanden Uhren eingezogen werden und diese zu vernichten sind.
Offensichtlich haben es einige Mitarbeiter geschafft einige der Uhren abzuzweigen und somit für die Nachwelt erhalten.“
Über die Anzahl kann man sich streiten. Jedenfalls spricht hier alles für eine serielle Herstellung.
Auf der Expedition mag das Prototypen-Gehäuse den Test bestanden haben, im KSK jedoch nicht.
Kuba ist eben nicht gleich Ostsee und Expedition nicht gleich Kampfschwimmereinsatz.
Die Idee, das Gehäuse des Prototypen auch für die 0-Serie herzunehmen, hat sich hier nicht ausgezahlt.