6 Gründe, warum die Aquatimer nicht den Erfolg hat, den sie eigentlich verdient hätte

Während die Kategorie Taucheruhr selbst bei einem Fliegeruhrenhersteller wie Breitling das Potential hat, zum Bestseller der ganzen Marke zu werden, tut man sich bei IWC sichtlich schwer mit dem Thema: Ein Schaufensterplatz in den eigenen Boutiquen ist eher selten für die Linie reserviert, in freier Wildbahn ist die aktuelle Aquatimer fast nie zu sehen, und limitierte Bronzeuhren sowie Material-Innovationen wie Ceratanium weisen darauf hin, dass die 2014 eingeführte sechste Generation des Modells immer noch nach Belebungsversuchen verlangt. Woran liegt es also, dass die technisch ausgeklügelte und optisch eigenständige Aquatimer nicht vom Fleck zu kommen scheint? – Eines vorneweg, an der Marke kann es unmöglich liegen.

6 mögliche Antworten:

  • Zu viele Redesigns: Wie eingangs erwähnt, wurde in den letzten 20 Jahren die Aquatimer sage und schreibe dreimal generalüberholt; dabei wanderte der charakteristische Drehring zuerst von aussen nach innen, dann wieder nach aussen und ist aktuell als Hybrid-Konstruktion im Einsatz. Dass dadurch die Etablierung einer Designsprache mit Wiedererkennungswert etwas auf der Strecke geblieben ist, dürfte angesichts der im selben Zeitraum meist nur sanft erneuerten Konkurrenz nicht überraschen. Stichwort Konkurrenz:
  • Zu starke hauseigene Konkurrenz: Mit der Portugieser- und Fliegeruhrenkollektion ist IWC bereits enorm stark aufgestellt, was Neukunden den Einstieg über andere Linien (dazu gehört auch die Ingenieur) logischerweise erschwert.
  • Zu schwacher Stammbaum: Die Ref. 812A aus 1967 ist eine attraktive, aber dennoch nur eine von zahlreichen Uhren mit Compressor-Gehäuse aus der Ära. Richtig interessant wird die Ahnenforschung erst ab 1984, als mit der Ocean 2000 u.a. ein neuer Tiefenrekord, eine innovative Drehringkonstruktion, ein damals noch seltenes Metall fürs Gehäuse angeboten und sogar noch Praxiserfahrung beim Militär gesammelt werden konnte. Dummerweise nicht unter dem Namen Aquatimer.
  • Zu viele Referenzen und zu viele Highlights in der Kollektion: 2014 wurden auf einen Schlag fünfzehn Modelle lanciert, und fast jedes wollte dabei den Spitzenplatz in der Kollektion einnehmen: Der Tiefenmesser in der Kategorie Technik, der ewige Kalender beim Preis, die Aquatimer 2000 bei der Performance – nur das neue Volumen-Modell, die Aquatimer 300 sah im Vergleich dazu plötzlich ganz schön normal aus.
  • Berechtigte, aber schwierig zu erklärende Preise: das (nimmt man die Ocean 2000 und die GST Aquatimer als Vorbild) eigentliche Flaggschiff der Kollektion, die Aquatimer 2000 mit Inhouse-Werk, lag bei der Einführung mit knapp 10‘000 Franken Listenpreis spürbar über der im selben Jahr neu lancierten Sea-Dweller von Rolex. Und mit 46,0 mm Durchmesser und 20,5 mm Bauhöhe weit über dem Verkraftbaren eines durchschnittlichen Handgelenks. Am anderen Ende des Spektrums wartet die Aquatimer Automatic mit zugekauftem Werk und 300 Meter wasserdichten Gehäuse (42 mm) auf Kunden, notabene zum selben Preis, zu dem’s vorher noch das Spitzenmodell mit 2‘000 Meter Gehäuse (und ETA-Werk) gegeben hatte. Ähnliches Bild beim Chrono: zwischen Inhouse- Kaliber und Standardwerk liegt ein signifikanter Preissprung.
Die Preisentwicklung der IWC Aquatimer 2000 in den letzten 20 Jahren zeigt eine Verdoppelung
Die Preisentwicklung der Aquatimer 2000 in den letzten 20 Jahren.
  • Zu viele Stories und Botschaften: Einerseits wurde das 2004 vorgestellte Sponsoring mit Cousteau erneut für limitierte Versionen verwendet, andrerseits aber auch die Themen Darwin und Galapagos gepusht. Und dann hat uns ja noch Jason Statham mit einer Aquatimer am Arm vor dem Megalodon gerettet.
Die auf 300 Stück limitierte, 42 mm grosse IWC Aquatimer "35 Jahre Ocean 2000"
Die limitierte, 42 mm grosse IWC Aquatimer „35 Jahre Ocean 2000“ schlägt thematisch die Brücke zu gleich zwei Modellen aus der Vergangenheit.

Mit der 2017 lancierten, kleineren IWC Aquatimer 2000 (die IW358001 und IW358002 wurden im Laufe des Jahres 2018 von der Website genommen) schienen zwar die meisten der oben erwähnten Stolpersteine behoben worden zu sein, dafür hatte man sich mit der Aquatimer 300 und der bisherigen 2000 bereits einen recht starren Preisrahmen gemacht. Resultat: der diplomatisch gewählte Preis von knapp 8‘000 Franken liegt immer noch über dem einer Submariner Date. Nichtsdestotrotz wäre damit eigentlich die Grundlage gelegt worden, ein neues Basismodell für die Aquatimer-Kollektion aufzubauen. Und nachdem man in Schaffhausen bereits erfolgreich mit der Top Gun-Pilotenschule zusammenarbeitet, vielleicht liesse sich ja für 2020 auch noch die Bundeswehr o.ä. wieder für ein solches Projekt gewinnen. – Immerhin wäre das ein ausnahmsweise garantiert pannenfreies Stück Equipment für die Truppe…

5 Kommentare

  1. Es ist leider einfach ne potthässliche Uhr diese neue Aquatimer von IWC ohne Charme und Potential, kann man doch kaum mit den 4 wirklichen Konkurrenten Rolex Seadweller und Rolex Submariner und Omega Seamaster 300 und Breitling Seawolf vergleichen…..my 5 cent, eine wirkliche Schönheit hingegen war die alte Aquatimer GST von 1998-2003 in Titan und Edelstahl

  2. «Zu viele Redesigns: Wie eingangs erwähnt, wurde in den letzten 20 Jahren die Aquatimer sage und schreibe dreimal generalüberholt; dabei wanderte der charakteristische Drehring zuerst von aussen nach innen, dann wieder nach aussen und ist aktuell als Hybrid-Konstruktion im Einsatz. Dass dadurch die Etablierung einer Designsprache mit Wiedererkennungswert etwas auf der Strecke geblieben ist, dürfte angesichts der im selben Zeitraum meist nur sanft erneuerten Konkurrenz nicht überraschen.»

    Für den Erfolg der Serie mag das nachteilig sein, für den Sammler oder Aquatimer-Liebhaber hat das aber den Vorteil, dass er mit jeder der sieben Generationen – ich fasse die Referenzen 812AD/1812, 816AD/1816 und 1822 sowie die 3290 und 3288 als jeweils eine Generation zusammen und schließe die Ocean in die Aquatimer-Familie mit ein – eine vollständig eigenständige Uhr bekommt, während die Uhren der Mitbewerber aus Genf und Biel über alle Generationen (nahezu) gleich aussehen – Stichwort: „Kennst Du eine, kennst Du alle.“ ;)
    Ich bin auch der Ansicht, dass jede einzelne Aquatimer Generation trotz der vielen Unterschiede einwandfrei als Aquatimer erkennbar ist.

    «Zu starke hauseigene Konkurrenz: Mit der Portugieser- und Fliegeruhrenkollektion ist IWC bereits enorm stark aufgestellt, was Neukunden den Einstieg über andere Linien (dazu gehört auch die Ingenieur) logischerweise erschwert.»
    Das sehe ich allerdings vollkommen anders. Wenn ich eine Taucheruhr möchte, dann werde ich wohl kaum eine Portugieser, Mark oder Big Pilot kaufen. Problematisch ist allerdings das schwache Marketing von IWC, hier könnte und sollte sich Schaffhausen ein Beispiel an Genf und Biel nehmen und / oder sich auf seine alten Qualitäten (die Kampagnen von Wirz Werbung und Jung von Matt oder die „A Smart Watch. And a Half.“ Clips mit Kurt Klaus) erinnern und ausbauen. Auch die andauernde Fokussierung auf die Pilot Watch – die Uhren scheint es inzwischen in 16,7 Millionen Farben zu geben – durch den gelernten Innenarchitekten Christoph Grainger-Herr halte ich für einen großen Fehler. Es gibt tatsächlich Uhrensammler und -enthusiasten, die nicht wissen, dass die IWC auch Taucheruhren im Programm hat.

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