Revisited: Glashütte Original SeaQ Panoramadatum Bicolor

Die 43,2 mm grosse und bis 300 Meter wasserdichte SeaQ Panoramadatum wurde von Glashütte Original im Frühling 2019 als Gründungsmodell der Spezialist-Kollektion lanciert, die hier abgebildete Bicolor-Umsetzung mit Rotgold-Lünette und -Krone (hier die Ref. 1-36-13-04-91-34 mit Faltschliesse) folgte ein Jahr später. Aktuell liegt der Listenpreis für das hier gezeigte Modell bei mittlerweile €16’600.00 (mit Dornschliesse €16’300.00), mehr dazu aber gleich noch im Anschluss. Der Einstiegspreis für das Edelstahlmodell mit Grossdatum beträgt €12’400.00, die mit 39,5 mm etwas kleinere (und bis 200 Meter wasserdichte) Automatik-Version mit regulärem Datum bei drei Uhr startet bei €9’600.00 – von beiden Gehäusegrössen gibt es zwischenzeitlich mehrere Zifferblatt-Varianten (und seit letztem Jahr auch einen Chronographen mit Grossdatum), wobei die kleinere Version natürlich noch näher an den Spezimatic-Modellen der damaligen VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) liegt.

Spezimatic-Taucheruhr von 1969, ausgestellt im Uhrenmuseum Glashütte
Die historische Vorlage der 2019 lancierten SeaQ-Modelle ist die erste Spezimatic-Taucheruhr der Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) aus den späten 60er-Jahren, bei der auch der dominante Minutenzeiger mit Pfeilspitze zum Einsatz gekommen ist.

Am anderen Ende der Preis-Skala befinden sich die beiden Vollgold-Modelle (39,5 mm und 43,2 mm) mit schwarzem Zifferblatt und einem Listenpreis von €24’600.00 respektive €27’500.00 (Panoramadatum). Werk ist beim Basismodell das 39-11 (hinter einem massiven Boden), bei den grösseren Modellen mit Grossdatum kommt das 36-13 mit 100 Stunden Gangreserve und Siliziumspirale zum Einsatz, und dank Sichtglasboden wird hier auf einen Blick klar, dass die von Glashütte Original verwendeten Inhouse-Kaliber auch optisch mehr als ansprechend sind. Apropos Inhouse: Glashütte Original kommt nicht nur auf rund 95% Fertigungstiefe, seit dem Umzug der eigenen Zifferblattproduktion von Pforzheim nach Sachsen stammt zudem auch fast jedes Bauteil aus den eigenen Produktionsstätten in Glashütte (gemäss der mittlerweile per Verordnung geschützten “Glashütte-Regel” müssen 50 Prozent der Wertschöpfung vor Ort entstehen, damit eine Uhr auch den Namen “Glashütte” tragen darf).

Inhouse-Kaliber 36-13 mit 100 Stunden Gangreserve, sichtbar durch den Saphirglasboden der SeaQ-Taucheruhr
Der Rotor des 36-13 ist skelettiert, mit Doppel-G Symbol und 21-Karat-Gold-Schwungmasse ausgestattet. Darunter liegt unter anderem die charakteristische Glashütter Dreiviertel-Platine mit Streifenschliff und eine Unruh mit Siliziumspirale.

Glashütte Original – ein Vierteljahrhundert mit Panoramadatum

Eine weitere Spezialität der deutschen Uhrenmarke ist das Panoramadatum, also ein Grossdatum, dessen Fenster seit über 25 Jahren ohne Mittelsteg umgesetzt wird (und bei den ersten neun Tagen des Monats eine Null zeigt), hier bei vier Uhr platziert, beim Chronographen mittig umgesetzt. Unter dem Strich repräsentieren die Panoramadatum-Modelle deshalb für mich eine etwas konsequentere Wahl, da hier nicht nur die Verarbeitung, sondern auch die Designsprache besser die Evolution des heutigen Unternehmens von den GUB aufzeigt und uhrmacherisch auch eine etwas exklusivere Komplikation zum Einsatz kommt. Dass beide Modelle auf enorm hohem Verarbeitungsniveau sind, und die Modelle mit Panoramadatum automatisch etwas präsenter am Handgelenk sind, versteht sich von selbst.

Glashütte Original SeaQ Panoramadatum mit Rotgold-Lünette und -Krone
Das 43,2 mm grosse und bis 300 Meter wasserdichte Gehäuse der SeaQ Panoramadatum verfügt auf der Oberfläche über einen Rundschliff, auf der Seite kommt ein Strichschliff zum Einsatz. Das graue Nylonband in Grau ist aus recycelten Fischernetzen.

Ich hatte in den letzten Tagen Gelegenheit, das Bicolor-Modell nicht nur ausgiebig zu fotografiern, sondern nach der ersten Begegnung von vor zwei Jahren vor allem auch noch etwas länger zu tragen, erfreulicherweise am grauem Nylonband, was sowohl in Kombination mit dem blauen als auch dem hier verwendeten grauen Zifferblatt m.M. am harmonischsten wirkt. Überraschend, und das wird nunmal erst bei längerem Tragen einer Uhr erkennbar, das etwas steife wasserfeste Band funktioniert vermutlich besser in Kombination mit einer Dornschliesse. – Zwar erhöht die hier eingesetzte Faltschliesse die Lebensdauer des Bandes, nichtsdestotrotz wirkt die 300 Euro günstigere Option mit Dornschliesse insgesamt stabiler und passender zum sportlichen Charakter der Uhr. Eine weitere Erkenntnis: trotz 43,2 mm Durchmesser trägt sich die Uhr recht kompakt, und dank der kurzen Bandanstösse (das Gehäuse misst etwas über 50 mm in der Länge) und der schmalen Lünette mit Keramik-Einlage wird das ohnehin schon grosse Zifferblatt noch mehr in Szene gesetzt. Und: die mehr als griffige Krone drückt definitiv nicht in den Handrücken.

Zifferblatt-Nahaufnahme der SeaQ in Bicolor
Das aus eigener Produktion stammende Zifferblatt der Bicolor-Version ist „galvanisch grau“, die Oberfläche mit Strahlenschliff versehen, Zeiger und Indexe sind farblich passend zur Rotgold-Lünette und -Krone umgesetzt.

Für mich immer wieder überraschend an dem Modell: Insgesamt hat es die SeaQ bei mir geschafft, sowohl die historisch begründete, aber dennoch ungewöhnliche Zeigerform mit der Pfeilspitze, als auch das bei Taucheruhren immer etwas heikle Thema „Bicolor“ bedeutend verführerischer werden zu lassen, als ich das beim Launch im Jahr 2019 erwartet hätte. Grundsätzlich ist für mich die Edelstahl-Version mit blauem Zifferblatt, grauem Band und Dornschliesse weiterhin die aus meiner Sicht schönste Variante, das hier verwendete Grau passt aber hervorragend zu den Rotgold-Elementen und dem schwarzem Drehring-Inlay aus Keramik. Zudem sind die rotgoldenen, applizierten Indexe hier auch nochmals einen Touch eleganter, ohne der Uhr ihren Charakter zu nehmen.

Fazit: Alle Modelle schaffen es aus meiner Sicht mühelos, auch langfristig spannend zu bleiben: sei es wegen der beiderseits gewölbten Saphirgläser, der makellosen Zifferblätter oder der Haptik von Drehring (120 Klicks) und Krone – die SeaQ ist eine derjenigen Uhren, die man unbemerkt immer wieder vom Arm nimmt, um sie ausgiebig zu bewundern. Das Edelstahlband mit der Faltschliesse und Feinverstellung (900 Euro Aufpreis) scheint bei diesem Modell nicht von Werk aus erhältlich zu sein, aber der Kontrast zum schwarzen Kautschuk- oder grauen Synthetik-Band steht der Uhr hervorragend. – Und schliesst auch den historischen Bogen zur ersten Spezimatic-Taucheruhr von 1969 wieder.

Damit zu den Bildern (Grossansicht nach Klick):

Technische Daten SeaQ Panoramadatum

Hersteller: Glashütte Original
Modell:SeaQ Bicolor
Referenz:1-36-13-04-91-34
Gehäuse:Bis 300 Meter wasserdichtes Edelstahlgehäuse mit verschraubter Krone und Sichtglasboden, gewölbtes Saphirglas, Keramik-Lünette, Krone und Lünette aus Rotgold, Abmessungen: Ø 43,20 mm, Bauhöhe 15,65 mm
Werk:Inhouse-Kaliber 39-11 mit rund 100 Stunden Gangreserve
Band: graues Textilband auf Basis von recycelten Fischernetzen (21 mm Anstoss), Dornschliesse (alternativ auch mit Kautschukband und Dornschliesse erhältlich)
Versionen:Edelstahl mit blauem, grünem oder schwarzem Zifferblatt (wahlweise mit Stahl- oder Textilband), Massivgold mit schwarzem Zifferblatt
Preis:ab €16’300.00 (2023)

Weitere Infos zum Modell: Die SeaQ im Taucheinsatz / SeaQ Chronograph / zur Hersteller-Website

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