Charles von Büren, der Besitzer der gleichnamigen Uhrenfabrik und Gründer von Squale, trieb in den 60er- und 70er-Jahren die Diversifikation eines der bedeutendsten Tauchzentren der Schweiz mit voran, um der Uhrenindustrie standardisierte Tests von Taucheruhren anbieten zu können. Das Resultat: das Centre de Recherches et d’Essais Dynamiques d’Etanchéité (CREDE), das 1967 ins Leben gerufen wurde. Ein Blick auf ein paar Momentaufnahmen des Zentrums während der Jahre 1967 bis 1971:
„Le projet de créer au sein de CESS/NE [Centre d’Etudes et de Sports Subaquatiques Neuchâtel] un Centre de Recherches et d’Essais Dynamiques d’Etanchéité (CREDE) est né, en quelque sorte, de la campagne en faveur de la Maison du Plongeur. Dans les nombreux contacts que nous avons eus avec des industriels, de la branche horlogère en particulier, il est apparu que certaines Maisons souhaitent que nous puissions leur offrir notre collaboration dans le domaine des tests d’étanchéité. […] pour trouver des travaux subaquatiques qui lui permettent de financier la construction de la Maison du Plongeur.“ – Documentation et programme première phase, Octobre 1967
Die Kurzfassung davon: Nach mehreren vielversprechenden Kontakten mit der Uhrenindustrie hatte man im Umfeld des Neuenburger Studienzentrums für Unterwassersport (CESS) entschieden, ein Zentrum zur dynamischen Dichtungsforschung (CREDE) ins Leben zu rufen, um den Bau der neuen Tauchbasis „Maison du Plongeur“ am Ufer des Neuenburgersees mitzufinanzieren. Der Uhrenindustrie konnten so Tests zur Dichtigkeit von Gehäusen angeboten werden, zudem war man überzeugt, nur die erfahrenen „hommes-grenouilles“, also die Froschmänner des Zentrums, würden solche Praxistests durchführen können, wie in der Dokumentation zur ersten Phase des CREDE (Oktober 1967) zu lesen ist. Man sah sich gemäss Sitzungsprotokollen zudem als Pionier und Botschafter innerhalb Europas, um Taucher im Ausland von der Qualität Schweizer Taucheruhren überzeugen zu können, denen man schliesslich sein Leben anvertraute.

Das CESS (Centre d’Etudes et de Sports Subaquatiques) war in der Vergangenheit bereits mehrfach für Materialtests herbeigezogen worden, und vor allem die Uhrenindustrie hat sich dabei als besonders aktiv gezeigt, sowohl in Form von Anbietern von besonders wasserdichten Uhren als auch Herstellern eben solcher Gehäuse. In einem nicht datierten Artikel wird das CESS und seine Arbeit für die Uhrenindustrie folgendermassen beschrieben: „Depuis quelque temps, la Maison du Plongeur à Neuchâtel a crée également un Centre de Recherche et d’Essais d’Etanchéité. A ce titre, de nombreuses fabriques d’horlogerie confient leurs prototypes à nos specialistes„. (Zahlreiche Uhrenfabriken haben den Spezialisten des Centers bereits ihre Prototypen anvertraut.)
Zu Beginn des CREDE wollte man sich vor allem auf Praxistests von Prototypen konzentrieren, für die Serientests im grossen Stil wollte man die Fertigstellung der neuen Tauchbasis in Neuenburg abwarten, dem 1968 fertig gestellten „Haus des Tauchers“ (Maison du Plongeur). Dem CREDE wurde dabei eine Fläche von 20m2 zugesprochen.

Das Startangebot umfasste Tests von 3 bis 10 Prototypen pro Marke während einer Zeit von 6 bis 9 Monaten. Kostenpunkt: CHF 150.00 pro Uhr, Mitglieder des Tauchzentrums profitierten dabei von einem Rabatt von 33%. Nettes Detail: „Les boîtes et glaces soumises à ces différents test doivent être considérées comme sacrifices“. Mit anderen Worten: Die getesteten Uhren(-teile) wurden in jedem Fall einbehalten.
Relativ schnell mussten die Verantwortlichen aber einsehen, dass der angesetzte Zeitraum für die Hersteller völlig unrealistisch war: Man könne so unmöglich rechtzeitig Veränderungen vor Markteinführung einfliessen lassen, lautete das Feedback aus der Industrie. Anhand von Protokollen der Jahre 1970 und 1971 lassen sich zudem folgende Sachverhalte rekonstruieren:
- An einer Sitzung vom 9. März 1970 kam das Thema Salzwasser-Tests auf. Man überlegte laut Sitzungsprotokoll, ob man in Nizza die Uhren während eines Zeitraums von 3 Monaten bis zu einer realen Tiefe von 1‘000 Meter testen wolle. Offenbar ein grosses Fragezeichen dabei: Man konnte nicht abschätzen, ob Schweizer Hersteller überhaupt bereit wären, ihre Produkte für Tests über die Grenze nach Frankreich zu schicken. Ebenfalls wurde an der Sitzung festgehalten, dass man seinerzeit drei Uhren von Zodiac für Tests im Hause hatte. Als nächstes wolle man Eterna und Nivada angehen. Zeitgleich wurden Praxistests zur Ablesbarkeit von Zifferblättern im Wasser durchgeführt (Anmerkung: Doxa hatte die Zifferblätter der Sub 300 ein paar Jahre zuvor ebenfalls im Neuenburgersee getestet, insofern könnte auch hier das CESS involviert gewesen sein).
- Im selben Zeitraum hatte man sich schriftlich an Certina als mögliche Auftraggeberin gewandt, von der man wusste, dass die Marke „vient de sortir une nouvelle montre de plongé“ (also vermutlich kurz vor Einführung der DS 2 SuperPH 1000M stand). In einem nächsten Schritt wollte man sich mit dem selben Anliegen an „Zodiac S.A. et à Jenny & Caribbean S.A.“ wenden.
- Im Sitzungsprotokoll vom 9. März 1971 wurde von einer Anfrage von Rolex S.A. berichtet, ob das CREDE auch Uhren im Umgang mit Helium testen könne.
- An einer Sitzung vom 30. März 1971 stellten die Verantwortlichen fest, dass die Unternehmen von Büren S.A. (das mit Charles von Büren selbst im Komitee vertreten war), Sandoz S.A. und Enicar S.A. an einem Gütesiegel für Taucheruhren grundsätzlich interessiert wären. Das Komitee stellte darüber hinaus fest, dass man für ein solches CHF 1.00 pro Uhr verlangen müsste, wenn man 10‘000 Uhren pro Jahr testen würde. Die Centre-Boîtes S.A. in Biel würde dabei als Empfangsstelle agieren und für Labortests verantwortlich zeichnen. Zuvor hatten Breitling, Bulova, Favre-Leuba, Heuer-Léonidas und Longines einem solchen Label bereits eine Absage erteilt.

Mit Blick auf den damaligen Markt ist klar, dass Uhrenhersteller mit dem Centre International de Plongée vor der Haustür einen kompetenten Partner für Praxistests hatten, auf den man gerne und häufig zurückgriff. Gleichsam scheint es aus heutiger Sicht aber ebenso klar, dass man sich mit den Expansions-Plänen zum Test-Institut vermutlich zu viel vorgenommen hatte, ein Gütesiegel konnte sich bekanntlich nicht durchsetzen, ebenfalls bauten die meisten Marken bald eigene Testanlagen auf, oder suchten sich wie Rolex mit der COMEX andere Partner. Es blieb also eher beim Sponsoring. Nichtsdestotrotz ist es faszinierend, in dieses Kapitel der Geschichte eines bedeutenden Schweizer Tauchclubs einzutauchen, der zur Blütezeit der mechanischen Taucheruhr eine ganz andere Beziehung zur Uhrenindustrie gepflegt hat, als man das heute erwarten würde.