Revisited: Panerai Radiomir Base

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Zwischen 2005 und 2012 führte Officine Panerai in der historischen Kollektion mit der Radiomir Base (Ref. PAM00210) eines der vielleicht quintessenziellsten Modelle der Marke, inklusive mattschwarzem Zifferblatt in Sandwich-Bauweise und den vier unverkennbaren arabischen Ziffern für 3, 6, 9 und 12 Uhr. Fast noch wichtiger: das Modell kam ohne dem – mit Blick auf die Kampftaucher der italienischen Marine schwierig zu erklärenden – Zifferblatt-Zusatz „Black Seal“ der 2004 eingeführten (Ref. PAM00183) mit kleiner Sekunde bei 9 Uhr. Zwei Jahrzehnte später gehört die Radiomir Base aufgrund ihres polierten Gehäuses und dem stark gewölbten Saphirglas zwar noch immer zu den am schwierigsten zu fotografierenden Uhren, verdient aber in mehrfacher Sicht einen zweiten Blick:

Panerai Radiomir von Ernesto Notari mit der Bodengravur „X FLOTT. MAS 01“, Ausstellungsstück im Museo tecnico navale in La Spezia.

Selbstverständlich waren die ursprünglichen Radiomir-Modelle der 30er-Jahre mit dem 47 mm Kissengehäuse noch etwas grösser, und die mit dem unverkennbaren Schutzbügel ausgestatteten Luminor-Modelle nach der Wiederbelebung der Marke in den 90er-Jahren damals auch etwas beliebter bei den zivilen Kunden. Nichtsdestotrotz: die hier gezeigte PAM00210 stellte die puristischste Option, und mit einem Listenpreis von damals CHF 4’700.00 auch eine der günstigsten Optionen dar, eine Uhr der damals ultra-gehypten italienischen Marke zu besitzen. Geliefert wurde die Radiomir Base mit einem schwarzen Lederband mit der typischen „Pre-V“ Dornschliesse (bezeichnend für Designs aus der Zeit vor der Übernahme der Marke durch die Vendôme Luxury Group und später Richemont), hier gezeigt wird unter anderem aber auch die Konfiguration mit einem historisch noch etwas stimmigeren, braunen Lederband der Marke.

Das 45 mm grosse und bis 100 Meter wasserdichte Basis-Modell der Radiomir in Edelstahl (Ref. PAM00210) wurde im Jahr 2005 von Officine Panerai am Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) erstmals gezeigt.

Ihren Namen hat die Radiomir natürlich von dem im Jahr 1916 patentierten gleichnamigen Leuchtstoff, mit dem Panerai die italienische Marine in Form zahlreicher Produkte beliefern sollte, die zu Beginn nichts mit Zeitmessung zu tun hatten; es handelte sich zu Beginn also nicht um einen spezifischen Modell-Namen, sondern lediglich um die Ausweisung des verwendeten Leuchtstoffes auf dem Zifferblatt der neuen Produkt-Kategorie (später durch die nicht-radioaktive Leuchtmasse „Luminor“ abgelöst). Im Unterschied zu den Luminor-Modellen mit Kronenschutz ist die Radiomir der Neuzeit nicht mit klassischen Bandanstössen konstruiert worden, sondern mit verschraubten Band-Bügeln, der Bandwechsel erfordert damit zwingend einen Schraubenzieher, der Bügel lässt sich anschliessend in der Mitte teilen, um die zwei L-förmigen Elemente in das Band zu schieben (die von Rolex gelieferten Original-Uhren der 30er-Jahre hatten fix angelötete „Wire Lugs“).

Das OP X von Panerai basiert auf dem Unitas (ETA) 6497-1, verfügt aber über eine erhöhte Gangreserve von 56 Stunden (statt 46) und 21’6000 Halbschwingungen pro Stunde (statt 18’000) sowie ein entsprechend aufwändigeres Finish.

Die PAM00210 wurde noch mit dem Unitas-basierten Handaufzugswerk OP X ausgestattet, das ab 2018 vollends durch das P.6000 abgelöst werden sollte. Die Wasserdichtheit des polierten Edelstahl-Gehäuses liegt bei 100 Meter, die griffige Aufzugskrone ist verschraubt, was in der Vorstellung vor 20 Jahren auch als grösster Kritikpunkt in der täglichen Handhabung erwähnt worden ist. Die gute Nachricht: der Tubus hat die letzten zwei Jahrzehnte problemlos überstanden, das regelmässige Aufschrauben ist aber weiterhin so ungewohnt wie am ersten Tag. Nicht minder gut geschlagen hat sich das Gehäuse, natürlich sind Mikrokratzer bei diesem Modell von der ersten Sekunde an ein Thema, in der Gesamtheit hat sich die Uhr aber erstaunlich gut gehalten. Apropos Sekunde: die Radiomir Base kommt ohne Sekundenzeiger, einzig die Stunden und Minuten werden angezeigt, was ebenfalls dazu beiträgt, dass die Uhr am Handgelenk erstaunlich elegant wirkt. Natürlich hilft auch das Fehlen eines aus heutiger Sicht typischen Drehrings, aber unter dem Strich wirken nur wenige für den Taucheinsatz gedachte Uhren so gepflegt am Arm, und die Radiomir dürfte darüberhinaus die erste einzig für den Taucheinsatz gedachte Armbanduhr der Geschichte gewesen sein.

Die verschraubte Aufzugskrone bei 3 Uhr trägt das „Officine Panerai“ (OP) Logo der 80er-Jahre.

Aus heutiger Sicht verfügt die Radiomir Base aber nicht nur optisch über eine erfrischende Zurückhaltung: reduziert auf die essenziellste Form der Zeitanzeige bietet sich ein starker Kontrast zu Modellen wie beispielsweise der Submersible Chrono Navy SEALs (Ref. PAM01521) mit der etwas arg gewollten „Time to Target“ Anzeige auf dem Zifferblatt.

Am anderen Ende des Spektrums befinden sich wohl Modelle wie die bis 500 Meter wasserdichte, 47 mm grosse Submersible Chrono Marina Militare Experience Edition (Ref. PAM01699) in Titan; die Uhr ist limitiert auf 35 Exemplare, der Listenpreis beträgt €70’000.00 (inklusive dreitägigem Training mit der Aviazione Navale).

Wer sich für die mittlerweile eingestellte PAM00210 interessiert: die Uhr ist relativ problemlos in gebrauchtem Zustand zu finden (es dürften insgesamt an die 10’000 Exemplare produziert worden sein). Wer indes nach einer ungetragenen Alternative aus aktueller Produktion sucht: Der Einstieg in die Panerai-Welt ist ab €5’700.00 mit der Luminor Base möglich, die Radiomir Officine ist ab €5’000.00 zu haben. Beide Modelle kommen mit dem P.6000 mit 72 Stunden Gangreserve. Aufgrund des in zwei Segmente geteilte Stunden-Zeigers und der weiterhin ungewohnten Kombination eines Handaufzugswerks mit einer verschraubten Krone dürfte die Luminor mit dem nicht minder charakteristischen Kronenbügel im Vergleich aber die Nase etwas vorne haben.

Ein paar Bilder (Grossansicht nach Klick):

Technische Daten PAM00210

Hersteller:Officine Panerai
Modell:Radiomir Base
Referenz:PAM00210 (gelegentlich auch PAM 210)
Herstellungs-Zeitraum:2005 bis 2012 (bei einer Auflage von 1’500 Exemplaren pro Jahr)
Gehäuse:bis 100 Meter wasserdichtes Edelstahl-Gehäuse (poliert) mit verschraubter Krone und verschraubtem Sichtglasboden; Durchmesser: 45 mm; Höhe: ca. 14 mm; Gewicht: ca. 100 Gramm (mit Band); bombiertes Saphirglas auf Zifferblatt-Seite, planes Saphirglas auf der Gehäuse-Rückseite
Zifferblatt:Mattschwarzes, leicht gekörntes Zifferblatt in Sandwich-Bauweise gefertigt; mit Super-Luminova gefüllte Leucht-Indexe
Band:handgenähtes schwarzes Lederband mit Dornschliesse (in der grossen, historisch-orientierten Form)
Werk:Cal. OP X (Basis Unitas 6497) mit Handaufzug, 21’600 A/h, 17 Lagersteine und rund 56 Stunden Gangreserve, Glycidur-Unruh und Schwanenhals-Feinregulierung; Incabloc Stosssicherung; Genfer Streifenschliff (Brücken) und gebläute Schrauben
Funktion:Stunden und Minuten
Lieferumfang:Zertifikat, Bedienungsanleitung, Holzbox und Überkarton
Preis:CHF 4’700.00 (2005)

Die Review von 2005 ist hier. Der Besuch des Panerai Museums in Florenz ist hier.

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