Kein Wunder, zählte die Benthos (Ref. 1002) in den 70er-Jahren zu einer Handvoll Uhren, die im „Appendix D Approved Diving Equipment“ der US Navy auf einer Liste für „open purchase“ Uhren auftauchte: Aquastar hatte mit dem Modell von 1969 an praktisch eine perfekt durchdachte Taucheruhr im Angebot. Ausgestattet mit einem zusätzlichen Minutenzeiger aus der Mitte (bedienbar über den Drücker bei 4 Uhr), liess sich die Tauchzeit mit einem Knopfdruck messen, und mit dem einseitig rastenden Drehring auf Wunsch noch zusätzlich Sicherheits- oder Dekostopps timen. Oder umgekehrt: die Lünette und der permanente Minutenzeiger der bis 500 Meter wasserdichten Uhr dienten wie gehabt für den Tauchgang, der orange Chronographen-Zeiger für Zwischenzeiten. Aber nicht nur das: in Kombination mit dem separat erhältlichen „Navigator Panel“ liess sich die Benthos mit einer Konsole um einen Tiefenmesser und Kompass erweitern (was alternativ auch mit kleineren Instrumenten fürs Kautschukband möglich war). Hergestellt wurde die Benthos damals durch Lemania, unter derem Namen die Uhr ebenfalls erhältlich war (mehr dazu hier).
Mit dem Besitzerwechsel und Comeback der Marke Aquastar im Jahr 2020 waren die Erwartungen entsprechend hoch, dass auch die Benthos zu einem baldigen Revival finden würde, mangels existierendem Werk wurde aus dem „bald“ aber notgedrungen 2024. Respektive 2023, als mit der Benthos H1 zumindest eine um die Chronographen-Funktion reduzierte Automatik-Variante in einer Auflage von 500 Exemplaren lanciert wurde, mit der Aufzugskrone bei 2 Uhr und dem orangen Zeiger etwas zweckentfremdet für die Anzeige der Sekunde.
Die kurze Zeit später nachgeschobene Benthos 500 II Founder’s Edition, die hier abgebildet ist, verfügt nun wieder über die Chronographen-Funktion des Originals, dank eines von der Manufacture la Joux-Perret bereitgestellten Werkes mit 60 Stunden Gangreserve. Im Unterschied zur ersten Benthos wurden die Positionen von Drücker und Krone getauscht, die Gehäuse-Höhe auf 15,4 mm und die Wasserdichtheit auf 200 Meter reduziert, und der Bandanstoss auf 22 mm verbreitert. Und selbstverständlich sind das Lünetten-Inlay und das Glas mit Keramik und Saphir in die Gegenwart gebracht worden. Wie beim Original ist der Sekundenzeiger indes nicht mit Leuchtmasse bestückt worden, was ihr theoretisch Abzüge bei der Taucheruhrennorm DIN 8306 bringen täte. – Aber eben, was vor 50 Jahren gut genug für die US Navy war, dürfte auch heute mehr als ausreichen. Aktiviert, gestoppt und zurückgesetzt wird der zentrale Minutenzähler über den polierten Drücker bei 2 Uhr.
Für Besitzer eines Chronographen etwas ungewohnt: Im Prinzip merkt man bei der Benthos nicht unmittelbar, ob der orange Zeiger aktiviert wurde, sondern erst nach ein paar Sekunden, wenn dessen Position nicht mehr exakt auf 12 Uhr ist.
Die drei* Benthos 500-Generationen im Vergleich
Benthos 500 | Benthos H1 | Benthos II Founder’s Edition | |
Lancierung: | 1969 | 2023 | 2024 |
Durchmesser: | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Werk: | AS 1902 | ETA 2824-2 | LJP 1MPS |
Wasserdichtheit: | 500 m | 500 m | 200 m |
Bandanstoss: | 20 mm | 20 mm | 22 mm |
Preis: | $1’390.00 | $3’790.00 |
Für die auf insgesamt 300 Stück limitierte „Founder’s Edition“ der Benthos hat sich Aquastar entschieden, die Super-Luminova-Leuchtmasse auf Zeigern, Indexen und Drehring nicht komplett weiss, sondern leicht beige aufzutragen, um dem gealterten Look von Vintage-Modellen näher zu kommen. Damit entsteht natürlich ein Konstrast zu den weissen Elementen auf dem Rehaut, Sekundenzeiger und der Schrift auf dem Zifferblatt.
Der Drehring rastet in 120 (statt 60) Schritten, womit nicht nur das Finish sondern auch die bereits exzellente Haptik des Originals nochmals verbessert werden konnte. Der Boden trägt den für Aquastar typischen Stern, hier mit Strichschliff, während das Original einen etwas einfacheren, polierten Boden hatte, für den es kein eigenes Werkzeug brauchte.
Für schnellentschlossene Sammler lag der Listenpreis der Benthos II Founder’s Edition bis Mitte April bei $2’790.00, danach bei $3’790.00, die Auslieferung der ersten Exemplare ist auf Ende April, Anfang Mai 2024 geplant. Das hier gezeigte Metallband dürfte im Sommer verfügbar sein.
Fazit: Unter dem Strich hätte eine Neuauflage der ersten Benthos kaum besser umgesetzt werden können, als mit der hier vorgestellten Uhr. Und es ist höchst erfreulich, dass – dank eines nicht verfügbaren Werks mit zusätzlichem zentralen Minutenzähler – keine anderen, auf Vintage-Taucheruhren spezialisierte Marken, es bislang geschafft hatten, das Projekt in dieser Form als „Hommage“ zu verwirklichen. Natürlich wird nicht jeder mit den vollzogenen Änderungen glücklich sein, aber erstens dürften auch hier noch weitere Farbvarianten in der Zukunft zu erwarten sein, und zweitens handelt es sich bei solchen Uhren immer um eine Gratwanderung, wie nahe man am Original bleibt, respektive die Verfügbarkeit von Komponenten nach Kompromissen verlangen. Insofern kann die beibehaltene Zeigerlänge und die fehlende Leuchtmasse auf dem Sekundenzeiger entweder als verpasste Chance oder Treue zum Vorbild ausgelegt werden, während die auf 200 Meter reduzierte Wasserdichtheit indes klar als realistischere Beurteilung des neuen Besitzers gesehen werden muss – und nicht als Rückschritt. Und damit zu den Bildern (Grossansicht nach Klick):
Technische Daten Benthos 500 II
Anbieter: | Montres Aquastar Sarl. |
Modell: | Benthos 500 II Founder’s Edition |
Referenz: | 2000000860923 |
Gehäuse: | 42 mm grosses Edelstahlgehäuse mit 200 Meter Wasserdichtheit, einseitig rastende Lünette (120 Klicks) mit Keramik-Einlage, Gehäuse-Höhe 15,4 mm, -Länge (Bandanstoss zu Bandanstoss): 47 mm, Saphirglas, verschraubte Aufzugskrone bei 4 Uhr, massiver Gehäuseboden |
Werk: | 1MPS (Top grade) von Manufacture la Joux-Perret S.A mit 60 Stunden Gangreserve |
Band: | optionales „Beads of Rice“ (BoR) Edelstahlband; Isofrane-Band mit Dornschliesse; Bandanstossbreite 22 mm |
Varianten: | – |
Garantie: | 2 Jahre |
Preis: | $3’790.00 (Pre-Order-Phase $2’790.00) |
Mehr über die Geschichte der Benthos von Aquastar gibt’s hier. In Bewegung gibt’s die Uhr hier zu sehen.
* Von der Benthos 500 gab es unterschiedliche Zifferblatt-, Drehring- und Gehäuse-Ausführungen, dazu kamen die bis 1’000 Meter wasserdichten, später lancierten Benthos I (Automatik) und II (Quarz). Insofern ist die Zusammenfassung zu einer Gruppe natürlich nicht ganz korrekt.