Die Ende 2023 vorgestellte Prospex „Seiko Brand 100th Anniversary Marinemaster 1965 Diver’s Modern Re-interpretation Limited Edition“ (Ref. SJE097) ist Teil einer neuen Serie von Gedenkuhren, mit denen die japanische Uhrenmarke im 2024 ihr 100jähriges Jubiläum feiert (das Unternehmen selbst geht natürlich auf das Jahr 1881 zurück, die Marke „Seiko“ wird aber erst seit 1924 für die Uhren des Unternehmens verwendet). Wie eingangs bereits angedeuted, handelt es sich dabei auch um eine Neuinterpretation des ersten Taucheruhren-Modells der Marke von 1965, das die Aufzugskrone noch bei 3 Uhr hatte.

Während die hier mehrheitlich gezeigte SJE097 auf 1’000 einzeln nummerierte Exemplare limitiert worden ist, gibt es mit der SJE099 (hellblaues Zifferblatt und blauer Drehring) und der SJE101 (schwarzes Zifferblatt und Drehring) noch zwei unlimitierte Versionen auf der selben Basis; alle drei sind mit dem neuen Inhouse-Kaliber 6L37 ausgestattet und in Deutschland zu je €3’400.00 im Angebot (in den USA liegt der Listenpreis bei $2’800.00). Während der Schriftzug „Marinemaster“ früher in der unteren Hälfte des Zifferblattes zu finden war, ist der Produktname neu unter dem Markennamen in der oberen Hälfte des strukturierten Zifferblatts zu finden.

Marinemaster – Comeback eines Produktnames

In den 90er-Jahren hatte Seiko sowohl die Landmaster als auch die Flightmaster eingeführt und damit indirekt den Grundstein für die in diesem Naming-Konzept konsequente Marinemaster gelegt, die in Form der SBDX001 ab 2000 bis und mit Vorstellung der SBDX017 den Namen gleich mit mehreren Modellen ans Handgelenk bringen sollte – bis 2018 mit der SLA019 der Wechsel zum Markenschutz-technisch bedeutend einfacher zu handhabenden Referenz-Nummern-System erfolgte (unter anderem gibt es nebst der Speed- und Seamaster ja auch eine Flightmaster von Omega). Aber nicht nur das: Fast zeitgleich hatte sich auch die Schweizer Uhrenmarke Fortis entschieden gehabt, um 2007 den selben Namen für die B-42 Marinemaster zu verwenden. Und das mit grösster Wahrscheinlichkeit ohne Absicht, in diesem Zeitraum war die japanische Marinemaster nämlich noch exklusiv für den Heimmarkt reserviert gewesen und vermutlich deshalb nicht auf dem Radar der Grenchner Uhrenmarke zu. Nichtsdestotrotz: „Fortis Marinemaster“ ist in dieser Form weiterhin im Einsatz (siehe M-44 und M-40) und wurde bspw. am 18. Mai 2020 ins Schweizer Markenregister eingetragen. Seiko wiederum hat die Marke „Marinemaster“ am 23. September 2014 ins selbe Markenregister eingetragen, die Schutzfrist endet am 26. Juni 2024. Damit handelt es sich bei den drei Ende 2023 vorgestellten Modellen also um die erste global verfügbare Marinemaster von Seiko, was allenfalls auch erklärt, warum man den Namen auf dem Zifferblatt nach oben befördert hat.

6L37 – ein neues Inhouse-Kaliber

Seiko hatte mit der SJE093 im August 2023 erstmals das neue automatische Werk vorgestellt und zwar als „the first movement from the slimline 6L family made expressly for diver’s watches.“ Basis ist das 6L35, aber „thanks to modifications in construction and material, its durability and shock resistance now meet the strict standards of a Seiko Prospex diver’s watch.“ – Die etwas kargen Infos zu den Modifikationen werden durch Seiko Deutschland immerhin ergänzt mit der Angabe zur Regulierung auf „-10 bis +15 Sekunden pro Tag (wenn statisch)“. Immerhin wird damit klar, dass die Bauhöhe des Werks und die Wasserdichtheit von 200 Meter Grund für das schlanke Gehäuseprofil von 12,3 mm sind.

Eine Uhr, die wenig Grund zur Kritik liefert, aber…

Sieht man davon ab, dass die Prospex-Kollektion ohnehin schon ein paar Herausforderungen für Aussenstehende bietet – hier etwa in Form von einer etwas fluiden Handhabung des Produktnamens und Modellen in unterschiedlichen Preis- und Qualitätsstufen, die alle das Design der selben Uhr von 1965 zitieren – die jüngste Reinkarnation der Marinemaster ist ein ebenso solides wie in sich stimmiges Produkt, das am Handgelenk einiges besser wirkt, als die ersten Pressebilder vermuten liessen.

Nichtsdestotrotz: subjektiv dürfte der eine oder andere Interessent in der Preisklasse über 3’000 Euro eher ein Kaliber aus der 8er-Reihe erwarten, und die verwendete Schliesse ist schon bei den Einstiegsmodellen für 1’300 Euro nicht mehr ganz passend. In der Summe stehen die drei neuen SJE-Modelle punkto Ausstattung und Design so in der aktuellen Kollektion etwas zwischen den berühmten Stühlen (den SPB-Einstiegsmodellen) und Bänken (den teureren SLA-Re-Editionen mit 8L-Kaliber), auch wenn es objektiv wenig an der Uhr auszusetzen gibt (dazu gehört die unterschiedliche Farbgebung der Leuchtmasse auf Zeigern und Indexen). Die Lünette läuft wie gewohnt butterweich, könnte aber aus Sicht des Tauchers etwas griffiger sein, die Datumsintegration ist gut umgesetzt, das Finish von Gehäuse, Zifferblatt und Zeigern erfreulich, der gerade Gehäuseabschluss dürfte zudem alternativen Bändern zu Gute kommen, sollte jemand mit dem neuen Banddesign nicht glücklich werden.

Damit zu den Bildern (Grossansicht nach Klick):

Technische Daten SJE097

Hinweis: die hier fotografierte Uhr verfügt über ein blockiertes und damit nicht funktionsfähiges Werk (hat als Foto-Exemplar dafür aber automatisch die richtige Zeigerstellung).

Mehr über die erste Marinemaster von Seiko gibt’s hier.