Am 1. September 2020, genau um Mitternacht, stellte Rolex doch noch die Neuheiten des Jahres 2020 vor, nachdem eine Präsentation an der Baselworld aufgrund COVID-19 erst nicht möglich gewesen war (und die Marke der Messe dann auch noch vollends den Rücken zukehrte, was ultimativ zum Ende der Traditionsveranstaltung geführt hat). Aber bekanntlich gab’s in den letzten Monaten nicht nur das zu verdauen: die Produktion musste während mehrerer Wochen bei fast allen Herstellern eingestellt, oder aufgrund Kurzarbeit reduziert werden, und Uhrenverkäufe weltweit verzeichneten vor allem während des Lockdowns im April und Mai massive Einbrüche, weshalb mancher Schweizer Hersteller gleich ganz darauf verzichtete, die ursprünglich auf 2020 geplanten Neuheiten zu lancieren. Dazu kommen empfindliche Exportrückgänge in den ehemals wichtigsten Märkten wie Hongkong (seit August 2019 sind die USA der wichtigste Absatzmarkt der Schweizer Industrie), ausbleibende Touristen in der Schweiz und eine tendenziell eher getrübte wirtschaftliche Prognose weltweit, die teilweise schon als schlimmste (erwartete) Rezession seit 100 Jahren beschrieben wird.

Kurz gesagt, die Welt hat in den letzten Monaten definitiv auf einen Impfstoff, aber nicht unbedingt auf neue Luxusprodukte gewartet, was bei den meisten Schweizer Uhrenherstellern zu einem eher konservativen Produktmanagement geführt hat – etablierte Top-Seller in neuen Zifferblattversionen scheinen derzeit mehrheitlich das zu sein, was man dem Markt zutraut.

Dann kam die von Haus aus konservative Marke mit der Krone: Highlight bei den Neuheiten 2020 ist unbestritten die neue, leicht überarbeitete Submariner-Kollektion. Der Durchmesser ist unter anderem von 40 auf 41 mm gestiegen, das Band von 20 auf 21 mm angewachsen, neue Kaliber (3235 und 3230) kommen zum Einsatz, und es ist eine Krone zwischen dem „Swiss Made“ bei 6 Uhr eingefügt worden. Ebenfalls ist mit der 126610LV wieder eine Version mit schwarzem Zifferblatt und grüner Lünette in der Kollektion. Kurz gesagt, Rolex zeigte eine gelungene Evolution, die dem Klassiker und vermutlich auch dem Markt gut bekommt. Als Resultat standen bereits am nächsten Morgen Interessenten vor den Uhrenläden Schlange, ein Anblick, den man seit Swatch und iPhone so seit langer Zeit nicht mehr gesehen hat, und der für den Fachhandel auch entsprechend wichtig ist.

So weit so gut. Andrerseits ist Rolex aber auch genau die Marke, die in den letzten 10 Jahren die Verteilstrategie so angepasst hat, dass Kunden praktisch unmöglich an ein Stahlsportmodell kommen können. Kleiner Exkurs: zwischen den 90er- und den 2000er-Jahren war die Situation ähnlich, aber eine Submariner No-Date, eine Explorer, Sea-Dweller oder Explorer II war in der Regel doch irgendwie in nützlicher Zeit zu finden. Völlig entspannt wurde die Situation mit dem Launch der Deepsea in 2008: mindestens bis zur Lancierung der D-Blue im 2012 gab es bis auf die Daytona jedes Stahlmodell direkt aus der Auslage, danach sorgten steigende Nachfrage und eine angepasste Produktstrategie zu teils lächerlichen Aufpreisen und Wartelisten, mit dem Resultat, dass die Marke heute begehrter denn je, aber zeitgleich nicht mehr wirklich bei den Sammlern (neuer Uhren) im Gespräch ist. – Eine F.P. Journe, um nur ein Beispiel zu nennen, ist im Vergleich ein uhrmacherisch interessanteres Ziel im Bereich der Neuuhren. Nimmt man dazu die produzierte Menge an Uhren bei Rolex und die zu erwartenden Verkäufe von Menschen, die demnächst anderweitig Liquidität benötigen, ist momentan unklar, was mit dem Rest der Kollektion passiert: In Lucca (Italien) beispielsweise war zeitgleich mit dem Neuheiten-Launch die Submariner Date Two Tone (noch mit 40-mm Gehäuse) bereits in der Auslage zu sehen, in Pisa eine Milgauss – beides ein sehr seltener Anblick.

Es geht aber natürlich noch besser: Auf Chrono24 sind derzeit über 700 Stahl-Submariner der Jahrgänge 2000 bis 2020 im Angebot, Preise starten bei USD 7’250.00 und gehen bis USD 46’988.00 für eine ungetragene Kermit aus 2002. Es bleibt dabei jedem selbst überlassen, bei diesen Youngtimern eine Blase zu vermuten. Unbestritten ist indes, dass eine solche Menge an Uhren kaum im Interesse eines Herstellers sein kann, der Exklusivität gross schreibt. Ebenfalls klar ist, dass sich der Käufer einer A. Lange & Söhne massiv vom Käufer einer Rolex unterscheidet, der sich endlich die eine richtige Uhr gekauft hat, die gerade angesagt ist. Prozentual dürften sich bei letzt genannter mit steigendem Liquiditätsbedarf mehr zur Trennung genötigte Besitzer finden. Wirft man noch die Spekulanten dazu, dürften die nächsten Monate für Uhren vor 2020 spannend werden. Bei den Vintage-Modellen hingegen dürfte sich die Preisentwicklung weiterhin unbeeindruckt von der Pandemie zeigen.

Ebenfalls spannend dürfte sein, ob und wie es möglich sein wird, immerhin eines der neuen Submariner-Modelle für ein Hands-On oder Kurzportrait vor die Linse zu kriegen. Bis dahin muss wohl oder übel diese Liste reichen:
Referenz | Modell | Werk | Preis |
124060 | Submariner No-Date in Edelstahl (schwarze Lünette, schwarzes Zifferblatt) | 3230 | CHF 7’700.00 |
126610LN | Submariner Date in Edelstahl (schwarze Lünette, schwarzes Zifferblatt) | 3235 | CHF 8’700.00 |
126610LV | Submariner Date in Edelstahl (grüne Lünette, schwarzes Zifferblatt) | 3235 | CHF 9’100.00 |
126613LB | Submariner Date Two-Tone in Edelstahl und Gold (blaue Lünette, blaues Zifferblatt) | 3235 | CHF 13’600.00 |
126613LN | Submariner Date Two-Tone in Edelstahl und Gold (schwarze Lünette, schwarzes Zifferblatt) | 3235 | CHF 13’600.00 |
126619LB | Submariner Date in Weissgold (blaue Lünette, blaues Zifferblatt) | 3235 | CHF 37’800.00 |
126618LN | Submariner Date in Gold (schwarze Lünette, schwarzes Zifferblatt) | 3235 | CHF 35’200.00 |
126618LB | Submariner Date in Gold (blaue Lünette, blaues Zifferblatt) | 3235 | CHF 35’200.00 |
Ich habe momentan noch eine Submariner Stahl von 2012 zu Hause. Werde die Uhr aber gehen lassen. Einerseits habe ich mich satt gesehen und andererseits geht mir ein solcher Hype gegen meine Uhrenliebe. Da gibt es auch vom Werk her bei Omega interessantere Modelle. Die 300 m hat zum Beispiel den Weg zu mir gefunden.
PS in Bangkok ist Momentan bis auf die Hulk jedes Model bei Rolex im Siam Paragon sofort lieferbar.
Lieber Markus du weißt schon dass die Hulk zum 1. September eingestellt wurde, die kann man also logischerweise gar nicht mehr am 13 September irgendwo in Bangkok in einem einem offiziellem Store finden.
Und auch sonst schreibst du jedes andere Modell wäre lieferbar also ich würde wetten dass eine Stahl Daytona nicht lieferbar ist… vielleicht unter der Ladentheke für den doppelten des Listenpreises.
Andere Möglichkeit du hast einen der vielen Fake-Shops erwischt da sind logischerweise „alle Modelle“ lieferbar.