Longines: früher Appetit aufs Sättigungstauchen

Im Uhrenpavillon an der Schweizer Mustermesse Basel (aus dem die heutige Baselworld entstanden ist) lancierte Longines im Jahr 1968 eine Kollektion an Uhren für den Wassersport, darunter die Dreizeigeruhr auf Basis Kal. 431 mit der Ref. 8221 (Abbildung 1), den Chrono auf Basis Kal. 330 mit der Ref. 8224 (Abbildung 2) und der Ref. 8225 (Abbildung 3) sowie die Ref. 8226, die aufgrund ihrer Spezialisierung als Wasserski-Chrono hier aber nicht vertieft erwähnt werden soll.

1968_longines_ref_8221

Dafür die erst genannten drei Referenzen, die allesamt als Taucheruhren ausgelegt waren, wobei die 8221 und die 8224 über eine verstellbare innenliegende Lünette mit Countdown-Zähler verfügten, die 8225 aber eine fixe innere Lünette hatte und 1/10 Sekunden messen konnte (was beim Tauchen nicht wirklich relevant ist). Die Chronos blieben bis 200, die Dreizeigeruhr bis 300 Meter wasserdicht.

Als Besonderheit wurden alle vier Modelle…

“…mit einer speziellen Vorrichtung versehen, die die Uhr beim Austritt aus einer Helium-Glocke vor Schaden bewahrt”…

…wie die Schweizerische Uhrmacher-Zeitung im Messerückblick als “grosse Neuheit” in der Ausgabe 9/1968 berichtete. Dass es sich dabei nicht um ein Heliumventil handeln konnte, ist klar – diese Innovation darf Doxa für sich mitbeanspruchen. Überraschend aber ist retrospektiv, dass Longines das Thema “Sättigungstauchen” so praktisch schon von Beginn weg mitbelegte, und im Vergleich zu den ebenfalls in dem Zeitraum aufkommenden, i.d.R. über 500 Meter wasserdichten Konkurrenten von Omega, Squale oder auch Seiko drei durchaus “brave” Modelle unmissverständlich fürs Sättigungstauchen im Sortiment hatte. Entsprechend unspektakulär war denn auch die “Vorrichtung”, die sich wohl einzig auf die oft angetroffene, besonders stabile Verschraubung des Glases beschränkt haben dürfte, und von Europa Star im selben Jahr als “protection contre éclatement du verre (travail sous cloche d’élium)” beschrieben wurde.

Nichtsdestotrotz: Die Uhrenfirma, die den Tauchgang zum Marianengraben im Vergleich zur Genfer Konkurrenz nur im Innern des Bathyscaphen miterlebte und in Sachen “Extremtaucheruhr” auch sonst nie wirklich auf sich aufmerksam machte, hatte zumindest den Trend von Beginn weg erkannt. Und eine mehr als würdige Ergänzung jeder Sammlung wäre jede einzelne der drei oben gezeigten Uhren sowieso…

© Bild Mitte: Europa Star / Schweizerische Uhrmacherzeitung

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