Vintage VDB: Handmade in Erfurt

Ich hatte letzte Woche kurzfristig Gelegenheit, einen kleinen Zwischenhalt bei Vintage VDB in Erfurt einzulegen. Die ebenso kleine wie feine thüringer Uhrenschmiede hat sich vor ein paar Jahren darauf spezialisiert, handgefertigte Klein- resp. Kleinstserien von Taucheruhren – in der Regel auf Basis von generalüberholten Vintage-Werken – aufzulegen. Und das mit beachtlichem Erfolg: seitdem ich im Jahr 2010 das erste Mal über den Nischenanbieter berichten konnte (siehe Beitrag hier), ist das passionierte dreiköpfige Team dankenswerterweise seiner Philosophie treu geblieben, hat aber kontinuierlich an der Produktvielfalt gefeilt, im wahrsten Sinne des Wortes. – Und hat damit nicht nur die Handgelenke von ebenso passionierten Kunden erobert, sondern auch die Herzen mancher Sammler. Entsprechend oft begegnet man den Uhren heute im sozialen Web. Und entsprechend weit oben stand für mich ein Besuch in Real-Life.

Nebst Einsatz eher exotischer Materialien (oben abgebildet bspw. ein 46mm grosses VDB-Modell mit Tungum-Gehäuse und Vintage Rolex-Kaliber) von Bronze, Karbon bis Keramik, gibt es vermutlich keinen Individualisierungs-Wunsch, den die „Uhrenschmiede“ nicht umsetzen könnte. Selbstverständlich entstehen dabei auch heute keine Gimmick-überladenen „High-Performance-Extremsttaucheruhren“ – die angebotenen Gehäuseformen sind nach wie vor erfrischend martialisch, und wie es der Titel schon sagt, durch und durch handmade, als wären sie in der Blütezeit der mechanischen Taucheruhr vor über 40 Jahren entstanden. Insofern erübrigt sich angesichts des gebotenen Looks auch der allzu kritische Blick hinsichtlich “Praxistauchlichkeit”.


Abbildung: Ein VDB-Modell aus der vorjährigen 2012er Serie

Nichtsdestotrotz ist gerade mit Blick auf die Patriot-Modelle (siehe unten) ein aus meiner Sicht zunehmend raffinierterer und aufwändigerer Entwicklungsprozess im Gehäusebau zu beobachten, der spätestens bei den 2013er Serienuhren (siehe ebenfalls unten) praktisch keinen Unterschied mehr zu Grossserien erkennen lässt. Und mit 1‘150 Euro liegt hier auch der Einstiegspreis ziemlich moderat, berücksichtigt man die exklusive Auflage von maximal 60 Stück im Falle der Edelstahlversion auf Basis ETA 2824.

Für mich ebenfalls überraschend: Nebst obligatem Frontglas und Lünetteneinlage aus Plexiglas sind selbst die Sichtglasböden mit Plexi bestückt. Und bislang nur wenige zeitgenössische Uhren tragen die WWW-Adresse auf dem Boden graviert, was wiederum definitiv gegen die 40jährige Geschichte von weiter oben spricht… ;-)

Für den Otto-Unnormaluhrenverbraucher besteht wenige Schritte von Erfurts Haupteinkaufsstrassen entfernt die Möglichkeit, in der Station 71 an der Neuwerkstrasse 29 eine Vitrine mit der aktuellen Kollektion an Serienuhren und ein paar früheren Modellen zu besichtigen, insofern lässt sich ein Besuch Erfurts auch ganz einfach mit einem Abstecher zu „Erfurts Uhrenschmiede“ verbinden. Das eigentliche Atelier ist selbstverständlich nicht öffentlich, aber natürlich ein wunderbares Statement, wie die Marke tickt: In einer digitalisierten Welt sind mechanische Uhren per se schon ein Widerspruch, und als erkenn- und spürbar handgefertigte Kleinstserie mit altem Werk wird diese Haltung nochmals auf die Spitze getrieben. Zum Glück.

Ein paar Impressionen, Fingerabdrücke und Co. gehören für einmal zwingend dazu:

Im zeckmässigen Atelier in Erfurt… …werden die Klein(st)serien von A bis Z umgesetzt… …und der mittlerweile weltweiten Kundschaft ausgeliefert.
Ein Vertreter der eher exotischen Gehäusematerialien: Das Modell “Vintage VDB TS” mit Sandwich-Zifferblatt. Gläser und Sichtglasböden werden ebenfalls vor Ort dem Firmen-Namen getreu aus Plexi gefertigt. Rechts der Rohling, links das fast fertige Glas. “Vintage VDB I” – die Uhr, mit der alles angefangen hat.
Rückansicht eines Modells mit JLC-Kaliber. Der kleine Showroom als Shop-in-Shop-Lösung an der Neuwerkstrasse 29 ermöglicht einen umfassenden Anblick der Kollektion, eine vorzeitige Anmeldung via Website kann sicher nicht schaden. Das Gehäuse des Modells “Vintage VDB Cushion” in frühem Stadium…
…und als fertiges Produkt. Rückansicht des Cushion-Modells auf Basis eines Breguet-Kalibers. Und die Version “Vintage VDB Cushion Bronze”
Sägehai und California-Zifferblatt als Reminiszenz vergangener Zeiten. Das nicht ganz kleine Gehäuse der Patriot-Serie (hier noch ohne Werk) gehört m.M. zu den vielversprechendsten Varianten. Kleiner Blick in die jüngere Modell-Vergangenheit.
Mit der aktuellen Serie “Vintage VDB 2013” stehen vier unterschiedliche Gehäusevarianten eines Dreizeiger- und GMT-Modells zur Verfügung… …nebst braunem und schwarzem (siehe Abbildung links) Keramik-Gehäuse auch Bronze (Abbildung oben) und… …Edelstahl auf Basis ETA 2824. Preise starten bei 1’150 Euro, die Auflage reicht von 20 bis 60 Modellen.
Der “VDB MEK 50” Prototyp… …auf Basis JLC. Grosses Kino: Selbst die Papiertüten von VDB sind handbemalt und stilgerecht einzeln nummeriert.

An dieser Stelle herzlichen Dank an Vintage VDB für den warmen Empfang und die gewährten Einblicke!

Wer nun selbst Appetit auf Vintage VDB gekriegt hat, dem stehen u.a. folgende Links zur Verfügung: Vintage VDB Website / Vintage VDB Blog / Vintage VDB Facebook Page

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