Heute stellt Girard-Perregaux in Miami offiziell die dritte Generation der Sea Hawk vor. Als Bestandteil der neuen Hawk-Kollektion hat die nach wie vor bis 1’000 Meter wasserdichte Taucheruhr in erster Linie einen gewaltigen Schritt zu mehr optischer Kantigkeit vollzogen.
Dazu die Pressemeldung:
“Its character is emphasized by the contrast between the elements in brushed steel and those in rubber – the bezel, the octagonal ring and the crown. The dial was primarily designed for legibility; it is black, underlined by a motif that echoes the emblematic Girard-Perregaux Bridge, with information on several levels. The markers and hands are coated with luminescent material and certain elements are highlighted with orange, such as the power reserve and the small seconds. The date is displayed at 1.30 o’clock creating a beautiful balance on the face.”
Während das Vorgängermodell bereits als sehr eigenständige Uhr bezeichnet werden konnte, geht man mit der Sea Hawk III offensichtlich noch stärker in die Richtung einer Marken-übergreifenden Formensprache und Alleinstellung, die das für die sportlicheren Uhren von GP vorbehaltene Oktagon noch stärker inszeniert.
Als bekennender grosser Fan der 2002 eingeführten Sea Hawk II mit asymmetrischer Krone (und besonders der 2004 gezeigten, 3’000 Meter wasserdichten Ref. 49940) gab man aus meiner Sicht damit gleichzeitig zwei bisherige Merkmale auf: Erstens die charakteristischen, tiefgezogenen Bandanstösse, die nebst einer Prise Eleganz auch für hohen Komfort standen. – Der neue proprietäre, verschraubte Bandanstoss geht da in eine andere Richtung und schränkt die Freiheit bei der Bandwahl merklich ein. Zweitens die eher klassische Formensprache, die trotz stattlicher Merkmale nicht minder ideal für die (bisherigen) optischen Werte von Girard-Perregaux standen. – Natürlich eine sehr subjektive Sicht, und das Redesign bleibt in mehrfacher Sicht völlig nachvollziehbar.
Jetzt wirkt die Uhr aus meiner Sicht somit nach stark gewollter Sportlichkeit und verliert damit auch etwas von ihrer früheren, natürlichen Souveränität, während sie sich innerhalb der gesamten Kollektion von GP besser abgrenzt und am Markt für mehr Profil sorgen dürfte.
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Abbildung: Bei der Gehäusebodengravur hat sich zum Glück wenig geändert, die Sea Hawk ist neu mit einem Boden mit Drehgewinde ausgestattet (früher verschraubt). |
Unterstützt wird dieser Eindruck von der etwas inkonsequenten Akzentuierung der Zeiger: Während der orange Minutenzeiger als Primäranzeige der unlimitierten Varianten (über die roten Elemente der limitierten breiten wir höflich den Mantel des Schweigens aus) völlig Sinn macht, werden die orange Gangreserve und der Sekundenzeiger damit etwas überbewertet. Es bleibt zudem zu hoffen, dass nebst dem Kautschukband mit Faltschliesse noch an eine leicht zu montierende, verstellbare Option fürs Tauchen gedacht wurde… und wenn auch nur dem Gewissen zu liebe…
Drei Varianten der Dreizeigeruhr sind vorerst erhältlich:
Sämtliche Varianten werden vom Inhouse-Kaliber GP3300 mit dezentraler Sekunde und Gangreserve angetrieben. Der Durchmesser des aufwändigen Stahlgehäuses beträgt 44mm, die Wasserdichtheit liegt wie schon eingangs erwähnt bei 1’000 Meter. Bei 9 Uhr befindet sich ein integriertes Heliumventil. Zusätzlich erhält die Familie zum Start noch ein Schwestermodell mit Chrono (siehe Video unten), über das wir an dieser Stelle nicht weiter berichten, da es sich nicht um eine Taucheruhr handelt. Viel spannender wäre die Frage, ob wir demnächst auch wieder mit einem 3’000 Meter wasserdichten Flaggschiff rechnen dürfen…
Fazit: Es offenbart sich für den Moment ein grundsätzlich positives Bild mit ein paar wenigen Fragezeichen – die neue Sea Hawk III ist zweifellos eigenständig(er), Manufaktur pur und reiht sich nahtlos in die Gruppe der avantgardistischen Luxus-Taucheruhren ein, die am Handgelenk entsprechend wirken dürfte. Das Zifferblatt ist ein Traum, die Verarbeitung vermutlich auf durchgängig überdurchschnittlichem Niveau. Auf der anderen Seite ist die sportliche Uhr in zahlreichen Details etwas inkonsequent, und man vermisst vielerorts Innovation resp. das übliche Over-Engineering.
Oder mit anderen Worten: eine Uhr, die tatsächlich Ecken und Kanten hat.
Damit aber genug der Ferndiagnose: Auf alle Fälle dürfte die erste Begegnung in Real-Life überaus spannend werden.
Die Kollektion in Bewegung:
Copyright alle Bilder & Video: Girard-Perregaux