Die derzeit erstaunliche grosse Anzahl von jungen, kleinen Marken, die sich primär im mechanischen Taucheruhren-Segment behaupten möchten, basiert meistens auf dem geäusserten Wunsch, eine wirkliche Option zum bestehenden Angebot bieten zu wollen. Dieser hehre Antrieb aus Passion scheitert dann aber oftmals am Mut oder an der Komplexität und somit an der wirtschaftlichen Realität des Projektes und mündet so (Option 1) im Einkauf einer bestehenden Private-Label-Uhr, die mit neuem Zifferblatt-Aufdruck angeboten wird. – Ein völlig normales Prinzip, das schon seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass Endkonsumenten ein erprobtes Produkt zu moderaten Preisen kriegen und in Zeiten des Direktvertriebs via Internet auch weniger Investition in den Aufbau einer eigenen Distribution erfordert.
Oder es bleibt (Option 2) im schlechtesten Fall beim gerenderten Bild eines Prototyps*, der in Blogs und Foren kurzfristig für etwas Gesprächsstoff sorgte; oder im besten Fall (Option 3) dürfen wir uns über die Ausdauer des Herstellers und somit der tatsächlichen Lancierung einer eigenständigen Produktneuheit freuen – unabhängig davon, ob diese nun unseren Geschmack trifft, oder eben nicht.
Eine andere Alternative (Option 4) stellt die Orientierung an bestehenden Designs dar. Beispielsweise bei Ocean7 konnte man so mit der nicht ganz zufällig Ploprof benannten LM-7 miterleben, wie nach ursprünglicher Wahl der Option 3 die Anlehnung an bestehende Designs offenbar kurzfristig verlockender geworden war, als selbst ausschliesslich auf eigene Produkte zu setzen.
Unter dem Deckmantel der “Hommage” tauchen somit immer wieder mal Anleihen der grossen Klassiker auf, und derzeit kommen gerade zwei solcher Hommagen der ebenso gesuchten wie legendären Omega Seamaster 1000 auf uns zu: Von Crepas mit der in Anlehnung an den Spitznamen der Uhr „Le Grand“ getauften Uhr, und von Helson mit der „SeaSharkmaster“, die sich optisch nochmals näher am Vorbild orientiert.
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Das Original: Die 1971 lancierte Seamaster 1000 (Ref. ST 166.0093) von Omega – eine der seltensten Taucheruhren der Marke | Die Hommage: Die bis 1200 Meter wasserdichte Crepas Le Grand.© Bild: Crepas | Die noch näher ans Vorbild angelegte zweite Hommage: Helson Sharkmaster.© Bild: Helson |
Während Crepas so quasi den Markteintritt wagt, ist Helson mit der Sharkmaster erstmals auf den Hommagen-Zug aufgesprungen, nachdem bislang Private-Label-Erzeugnisse aus Fernost angeboten wurden. Dass beide Marken jetzt mit dem selben Vorbild antreten, könnte entweder mit einer identischen Produktionsquelle zusammenhängen oder ganz einfach Zufall sein. – Hingegen ist für meinen Geschmack, ungeachtet der rechtlichen Lage, hier einmal mehr die feine Grenze deutlich übertreten worden, wenn aus einer Hommage ganz einfach eine Kopie wird.
Selbstverständlich kriegen hier Fans endlich die Chance, eine vergleichsweise bezahlbare 1000er ohne Panik tragen/besitzen zu können; aber es bleibt m.M. ganz einfach die Kopie eines Produktes einer Marke, die nach wie vor am Markt operiert; und das selbe Argument könnte somit auch jeder Fake-Träger einer aktuellen Luxusuhr bringen. Und damit entfällt auch das eingangs erwähnte Motiv der Passion, während das blosse Gewinndenken in den Vordergrund tritt und die Marke sich damit langfristig um Sympathien bringen könnte. – Und dass die Kopie nun selbst kopiert wurde, entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie…
Wen das alles nicht stört: Mehr Informationen zu den beiden Uhren gibt’s hier:
*was bei mir zur Regel geführt hat, erst dann über solche Neuheiten zu berichten, wenn erste Real-Bilder erhältlich sind.