Omega: Seamaster Professional 1000m

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Die Geschichte scheint sich derzeit tatsächlich zu wiederholen: Omega hat in den letzten Jahren einen dermassen beachtlichen Innovationsschub bei den Taucheruhren hingelegt, dass man schon fast von einer Renaissance reden könnte, denn vor rund 50 Jahren fand sich das Unternehmen in einer ähnlichen Situation.

An der Spitze der (im Fachhandel erhältlichen) Kollektion steht heute die Seamaster Planet Ocean 6000m Co-Axial Master Chronometer Ultra Deep (Ref. 215.92.46.21.01.001), die 2022 auf den Markt gekommen ist und – getreu ihrer Bezeichnung – bis 6’000 Meter wasserdicht ist. Natürlich steht spätestens seit 1993 mit der Seamaster Professional 300m (Ref. 2531.80.00) das ganze Unterwasser-Thema wieder stärker im Fokus der Bieler Marke, aber während die Seamaster 300 und die 2005 vorgestellte Planet Ocean-Kollektion ganz klar auf die breite Masse abzielen, stand bei der Ultra Deep von 2022 auch das Thema Forschung und Innovation ganz klar im Vordergrund. So brachte der im Jahr 2019 vorgestellte, bis 15’000 Meter wasserdichte Prototyp der Ultra Deep (Ref. FOD – X1) bspw. eine neue Form der Verbindung von Glas und Gehäuse und ein neues Design für Bandanstösse, die sich auch im 12’800 Franken teuren und bis 6’000 Meter wasserdichten Serienmodell aus Titan wieder finden.

Einer von insgesamt drei Prototypen der bis 15’000 Meter wasserdichten und 52.5 mm grossen Seamaster Ultra Deep, die 2019 eine Tiefe von 10’928 Meter erreicht hatten.

Eine ähnliche Phase hatte Omega in den 60er- und 70er-Jahren durchlebt: Mit der bis 600 Meter wasserdichten PloProf (Ref. 166.0077) hatte Omega um 1970 zweifellos eine der extremsten, oder mindestens ungewöhnlichsten Taucheruhren überhaupt geschaffen, um professionellen Tauchern selbst bei Sättigungstauchgängen eine möglichst sicheres Instrument zu bieten. Der mehr als markanten Uhr waren mehrere Jahre Entwicklungszeit vorausgegangen, und Omega arbeitete damals sogar intensiv mit externen Partnern wie der französischen COMEX (Compagnie Maritime d’Expertises) zusammen.

Die Geburtsstunde der ersten Extrem-Taucheruhren von Omega

Ein weiterer Höhepunkt der damaligen Bemühungen war die Seamaster Professional 1000m (Ref. 166.093): die rund 43 mm grosse Taucheruhr war einerseits die erste und bis 2009 einzige offiziell bis 1’000 Meter wasserdichte Uhr von Omega (die bis 600 Meter wasserdichte „PloProf“ wurde damals zwar bis auf über 1’000 Meter erfolgreich getestet, aber erst mit der Re-Edition von 2009 auch mit höherer Tiefenangabe auf dem Zifferblatt verkauft), andrerseits war sie auch eine von lediglich drei Taucheruhren der Marke, die mit dem Gehäuse-Design der Flightmaster auf den Markt kam (nebst der Seamaster 120 Ref. 1176.0004 und der Seamaster 200 Ref. 166.0091). – Und stellte damit auch eine bedeutend alltagstauglichere Option zur „PloProf“ dar.

Zur besseren Ergonomie resp. höheren Sicherheit hatte eine Mehrheit der produzierten Seamaster 1000 die Krone bei 9 Uhr, das Gehäuse selbst war zudem erneut in Einschalen-Bauweise konstruiert und mit einem 5 mm dicken, gehärteten Mineralglas ausgestattet worden. Das Zifferblatt und die Zeiger waren dabei fast identisch zur 600m wasserdichten Schwester, beim Werk kam erst das 1002, ab 1975 dann das 1012 zum Einsatz.

Auch wenn sie etwas von der noch markanteren „PloProf“ überschattet wurde, die Seamaster 1000 von Omega sollte für über 30 Jahre die Taucheruhr mit der höchsten Wasserdichtheit der Marke bleiben.

Während der Test-Phase in den 70er-Jahren hatte Omege mehrere hundert Exemplare der Seamaster 1000 an Taucher abgegeben (auf der Gehäuse-Unterseite fortlaufend nummeriert), womit das Testlabor der Uhrenmarke vermutlich mehr Praxis-Erfahrung als mit jeder anderen Uhr sammeln konnte. Zudem wurden damit gleich mehrere dieser Uhren auch gleich bei wissenschaftlichen Versuchen eingesetzt. Wenig überraschend: selbst Jacques-Yves Cousteau (11. Juni 1910 – 25. Juni 1997) ging zeitweise mit der Seamaster 1000 tauchen.

Von der Uhr existieren mehrere, leicht unterschiedliche Varianten (punkto Zifferblatt, Zeiger, Kronenposition, Gehäuse und Drehring), was unter anderem auch mit der vergleichweise langen Verfügbarkeit (bis in die 80er-Jahre) resp. der hohen Aufmerksamkeit der Entwickler zu erklären ist. Nicht ganz geklärt ist indes, ob der ziemlich stark gerillte Boden der Seamaster 1000 dem besseren Halt auf Neopren diente, oder die Luft-Zirkulation am Handgelenk ermöglichen sollte.

Kommerziell (und mit Aufkommen der Quarz-Krise) dürfte auch die Seamaster 1000 damals nicht der absolute Überflieger gewesen sein, und aufgrund der hohen Anzahl von Uhren im realen Einsatz mussten vermutlich auch Ersatzteile in rauhen Mengen gelagert werden, womit wiederum erklärt werden kann, warum sich in der jüngeren Vergangenheit immer wieder sog. „New Old Stock“ (NOS) Exemplare finden, die meist genau deshalb wieder in diesen Zustand versetzt werden konnten.

Drei von der COMEX verwendete Uhren von Omega, Seamaster 100 und 600 „PloProf“ sowie ein Prototypen-Modell (hinten links), das nie in Serie gegangen ist

Unbestritten ist: Mit einem Listenpreis von CHF 795.00 (identisch dem der zeitgleich erhältlichen PloProf) war die Seamaster 1000 die damals mit Abstand teuerste Taucheruhr von Omega; und selbiges trifft heute ja auch wieder auf die rund sechsmal wasserdichtere Ultra Deep zu (rechnet man die Edelmetall-Uhren nicht mit), womit sich der Kreis auch hier wieder schliesst. Ungeachtet dessen: Beide Uhren stellen – jede auf ihre eigene Art – mehr als attraktive Highlights jeder Taucheruhren-Sammlung dar, beide waren – wenn auch durch mehrere Jahrzehnten getrennt – das Resultat jahrelanger Forschung.

Mehr über die Seamaster Ultra Deep gibt’s hier, mehr über die Geschichte der Seamaster 600 hier.

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