Hands-On: Bulgari Octo L’Originale

Uhren, die im wahrsten Sinne des Wortes mutig genug sind, anzuecken, sind eher selten zu finden. Und nachdem der letzte redaktionelle Seitensprung auf diveintowatches.com mittlerweile auch schon wieder 11 Jahre zurück liegt, soll heute ein solches Modell etwas genauer behandelt werden, dass auch als Nicht-Taucheruhr Wellen schlägt:

Die Bulgari Octo L’Originale Solotempo kommt als Dreizeigeruhr mit Titangehäuse.

Die Bulgari Octo basiert auf einem Produktdesign der Gerald Genta SA, das nach der Übernahme im Jahr 2000 von Bulgari (resp. deren Mutter LVMH) in die aktuelle Produktpalette integriert, optisch laufend modernisiert und damit zu einer der kommerziell erfolgreichsten Modellfamilien der italienischen Marke geworden ist. Unter anderem auch, weil mit der Octo innerhalb der Finissimo-Kollektion in den letzten Jahren gleich mehrere uhrmacherische Rekorde gebrochen wurden (darunter das flachste Tourbillon und die flachste Automatik-Uhr). Verantwortlich dafür sind u.a. Guido Terreni (Managing Director Bulgari Uhren) und Fabrizio Buonamassa Stigliani (Director Bulgari Watches Design Center), der im Jahr 2001 vom Fiat Style Center in Turin zu Bulgari wechselte und das m.M. grosse Kunststück geschafft hat, ein „fremdes“ Design zu einem unverkennbaren Bulgari-Aushängeschild zu machen:

Fabrizio Buonamassa Stigliani an der Watches & Wonders 2019

Umso mehr, weil ein Grossteil der Luxusuhren-Hersteller beim Designprozess eher in die Vergangenheit schaut. Bei der Octo handelt es sich indes um ein vergleichsweise progressives Design, auch wenn die Inspiration zum Oktagon laut Bulgari in der Decke der Basilica Nova in Rom zu finden ist.

Die Octo L’Originale vor einer Designskizze der Octo Finissimo und einem Sportwagen

Oder mit anderen Worten: Während der Begriff „Designer-Uhr“ in der Regel eher etwas abschätzig für Uhren verwendet wird, die im unteren Preissegment mit wenig attraktivem Innenleben zu finden sind, merkt man der Octo an, welchen Stellenwert die Arbeit am Aussehen eingenommen hat (nur schon, weil man den Zusatz „Automatik“ auf dem Zifferblatt weggelassen hat). Und dass es eben doch die Summe der Details ist, die am Ende über den Erfolg eines Produktes entscheiden.

Bulgari entschied sich, das Titangehäuse der L’Originale in der für das Material typischen grauen Umsetzung zu belassen, das Zifferblatt ist ebenfalls aus Titan.

Es gibt nebst der Finissimo (ultraflach) u.a. auch noch die Roma (etwas weniger kantig), die Ultranero (schwarzes Gehäuse), Velocissimo (Chronograph) sowie die Modelle für Maserati. Das hier gezeigte Modell ist die Octo L’Originale Solotempo mit Titangehäuse (Ref. 102858), die 2018 in Genf erstmals gezeigt worden ist (zuvor hatte man Titan den ultraflachen Modellen vorbehalten). Im Prinzip handelt es sich um das selbe Modell, das 2012 erstmals den Namen Bulgari und Octo in einem Produkt zusammenbrachte. Das 41 mm grosse Gehäuse kommt mit einer verschraubten Krone und ist bis 100 Meter wasserdicht. In Kombination mit dem schwarzen Kautschukband ist die Uhr auch für sportliche Träger geeignet. Durch den Sichtglasboden ist das Basis-Werk von Bulgari, das Inhouse-Kal. BVL 191 mit 42 Stunden Gangreserve zu sehen.

Für den Chronographen setzt Bulgari auf das von der Konzerntochter Zenith gelieferte El Primero.

Datumsscheibe, aufgesetzte Indexe und Zeiger sind schwarz (und allesamt ohne Leuchtmasse), die Krone ist mit einem schwarzen Keramik-Cabochon bestückt:

Die verschraubte Krone bei 3 Uhr ist mit einem schwarzem Cabochon bestückt.

Fazit: Die Octo L’Originale Solotempo ist Beweis, dass die Uhrenindustrie moderne Uhren bauen kann, und dass Uhrmacher und Designer gleichen Anteil am Erfolg einer Uhr haben. Darüberhinaus macht die eigenständige Uhr fast zu allen Anlässen eine gute Figur am Handgelenk.

Der offizielle Listenpreis ist mit CHF 6’900.00 angesetzt, dafür kriegt man viel optische Eigenständigkeit und ein seit 2012 verwendetes Inhouse-Kaliber. Bei der Ablesbarkeit im Dunkeln muss man Abstriche machen, und die Auswahl an Bändern beschränkt sich auf das Angebot des Herstellers. Weitere Bilder:

2 Kommentare

  1. Irgendwie erinnert mich das Design ein wenig an die Bell&Ross Modelle, was ja nicht negativ ist, aber eine gewisse Ähnlichkeit ruft es bei mir hervor

    1. Ich denke, die Kombination aus sangestrahltem, eckigen Titangehäuse und breitem Kautschukband macht’s vor allem aus. Bei einer Stahl-Octo oder am Metallband würd’s vermutlich weniger auffallen.

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