cx Swiss Military 12’000 Ft

Das Ding, das aus der Tiefe kam

Nach weit über zehn Jahren aktivem Aufenthalt in der Taucher-Uhren-Szene, intensivster Tuchfühlung mit praktisch allen verfügbaren Taucheruhrenmodellen und einem fast schon abgeklärten Verhältnis dem Thema gegenüber, wer hätte da gedacht, dass gerade so jemand zuerst einmal ganz Tief Luft holen musste, als er an der Basler Uhrenmesse im Frühjahr 2005 das erste mal dem hier vorgestellten Modell gegenüberstand? – Nun, dem Autor dieser Website ist es jedenfalls so ergangen.

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Treffen der Giganten: zwei Weltrekorduhren von Charmex

Und wer hätte gedacht, dass das Wagnis, die erste mechanische Uhr zu entwickeln, die die seit 2002 geltende Höchstmarke von 3’000 Meter Wasserdichtheit (Breitling) knacken würde, von einem für mechanische Uhren eher wenig bekannten Hersteller eingegangen wurde, der sich bislang zudem überhaupt nicht im Bereich der mechanischen Tieftaucheruhren aufgehalten hatte? Und wer hätte gedacht, dass es nicht nur die erste seriengefertigte, mechanische Taucheruhr sein würde, die bis zu einer garantierten Tiefe von 3’657 Metern wasserdicht bleibt, sondern dass es gleich auch noch ein ungemein schwieriger abzudichtender Chronograph sein würde, der alle jemals und momentan verfügbaren mechanischen Serien-Taucheruhren punkto Gehäuse-Konstruktion und Tiefenrausch in den Schatten stellt? – Eben.

Eines überraschte hingegen überhaupt nicht: Dass die erste Begegnung mit der neuen Nummer 1 nämlich fast alles in den Schatten stellen würde, was man sich bisher von mechanischen Taucheruhren gewohnt war: Angefangen bei Grösse, Gewicht und Ausstattung hat die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet eindrücklich bewiesen, dass das Thema Taucheruhr noch lange nicht ausgereizt ist. Es kommt eben doch manchmal auf die Grösse an…

Eine erste Trainingsstunde in der neu geschaffenen Schwergewichtsklasse (und als kleine Warnung – eine grosse Uhr verlangt auch nach einer umfangreicheren Review):

3’657 Meter. – 3’657 Meter?!?

Noch nie in der Geschichte der mechanischen Uhr hat eine seriengefertigte, mechanische Taucheruhr einer solchen Tiefe getrotzt. Erst recht noch nie ein Chronograph. Insofern ist die Frage natürlich berechtigt, ob es überhaupt sinnvoll ist, eine Uhr auf dieses gigantische Leistungsspektrum auszurichten. Aber wer dieses allzu menschliche „Höher-Weiter-Schneller-Prinzip“ verneint, wird wahrscheinlich auch keinerlei Verständnis für immer performantere Sportwagen aufbringen. Oder noch höhere Wolkenkratzer, Überschall-Verkehrsflugzeuge und dergleichen, die meist nur ein Ziel vor Augen hatten: Das bislang Undenkbare in die Realität umzusetzen.

Und ähnlich verhält es sich mit der cx Swiss Military Watch 12’000 Feet des seit Jahrzehnten in Basel beheimateten Unternehmens Charmex: mindestens zwei Drittel ihrer „Leistung“, so ehrlich kann man ruhig sein, werden nie in der Praxis aufgerufen werden, und bereits im ersten Drittel ist ein grosses Stück Leistungsreserve enthalten. Dennoch lag und liegt ja gerade darin der Reiz dieser Uhr – etwas zu schaffen oder zu besitzen, das bislang nicht möglich resp. existent war.

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Der massive Schraubboden mit Schweizer-Kreuz schützt das Werk bis 4’000 Meter vor Wasser

Es ist schlichtweg die wasserdichteste mechanische Uhr, die zum jetzigen Zeitpunkt (2005) frei erhältlich ist. Punkt. Und auch wenn sie anstelle „Höher, weiter, schneller“ eher die Kategorie „Tiefer, grösser, schwerer“ belegt, so kann sie nur demjenigen Freude bereiten, der grundsätzlich Freude an Rekorden und Innovationen besitzt. Wer hingegen nicht versteht, warum jemand bspw. an Bord eines Ballons um die Erde fliegt, dem wird sich auch der Reiz der 12’000 Feet nur schwer erschliessen.

Fazit: Luxusuhren waren per se schon immer eine Frage der Emotion und nicht der Ratio; das trifft auch auf die neue Nummer 1 der Extremtaucheruhren zu. Und wer sich für genau dieses „Extrem“ nicht begeistern kann, wird an der cx Swiss Military Watch 12’000 Feet wenig Freude haben. Dafür an unspektakulären Taucheruhren, die bis 100 Meter wasserdicht bleiben. Alle anderen dürfen jetzt weiter lesen.

Der Unterschied zwischen „gross“ und „gigantisch“

Auch wenn die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet eher zu den ganz grossen Uhren gehört, so täuscht ihr ungemein harmonischer Aufbau doch über die tatsächliche Grösse hinweg – einerseits darf dies ruhig als grosses Kompliment an den Gestalter verstanden werden, da hier ausnahmsweise die ganze Uhr passend auf die Grösse realisiert wurde, andrerseits sollen die hier gezeigten Bilder nicht über die Tatsachen hinwegtäuschen: Alleine schon die Krone bringt es auf stattliche 8 mm Durchmesser, und der Drehring allein schafft es auf rund 47 mm und 5 mm Höhe. Als Vergleich: Bei ca. 47 mm hört die obere Gehäuse-Skala bei Panerai auf. Eine Breitling Super Avenger dagegen ist mit 153 g zwar nur etwa halb so schwer, mit über 48 mm aber auch nicht viel kleiner.

Die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet ist also wirklich gross. Und schwer: Selbst am leichteren Kautschukband bringt die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet mit rund 285 g noch mehr Gewicht mit als eine herkömmliche Packung Schweizer Vorzugsbutter. In der Vollausstattung mit Stahlband kommen gar 368 g zustande – eine Zahl, die bislang nur ganz wenigen Platin- oder Vollgold-Uhren vorbehalten war; wenn überhaupt. Und welches gut und gerne schon mal dem dreifachen Gewicht einer herkömmlichen Armbanduhr entspricht.

Angesichts der strengen Limitierung und des sicherlich nicht lückenlosen Vertriebsnetzes des Anbieters dürfte die wichtigste Frage vor dem Kauf somit also ganz einfach die sein, ob ein solcher Brocken überhaupt tragbar sei. Zur grossen Überraschung des Autors ist er das. Und zwar bereits dann, wenn die (Massstab bereithalten!) Breite des Handgelenks mindestens 5.5 cm beträgt (und somit jenseits herkulischer Dimensionen ist) – dank der beweglichen Bandanstösse beim Kautschukband sitzt die Uhr nämlich überraschend gut am Arm. Freilich bleibt sie auch dann noch äusserst eindrücklich mit ihrer schieren Präsenz, aber diese letzte Hürde lässt sich ebenfalls ziemlich einfach nehmen: Betrachtet der Träger die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet nämlich durch einen Spiegel, verliert die Uhr schnell jeglichen Superlativ – gerade in einer Zeit, da der Markt an 47 bis 50 mm Uhren noch immer regen Zulauf erfährt.

Und die 12’000 Feet ist erst noch überraschend angenehm zu tragen: Einerseits dank des grossen Gehäusebodens, der die Uhr sicher am Platz hält und jeglicher Kopflastigkeit vorbeugt, andrerseits gerade auch dank des grossen Abstands von Krone und Drückern zum Handgelenk, der – gepaart mit dem Fehlen jeglicher scharfer Kanten – die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet überraschend bequem am Handgelenk sitzen lässt. Und an das etwas hohe Gewicht gewöhnt man sich ebenfalls ziemlich schnell.

Falls nicht, darf sich der Träger dafür bald über etwas mehr Muskelmasse freuen.

Einzig die Variante Stahlband erfordert entweder ein etwas kräftigeres Handgelenk als das des Autors, da gerade die massiven, verschraubten Glieder nochmals weit ausholen. Oder bestenfalls einen 5 mm Neopren-Anzug – denn für dieses Outfit wurde die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet ja eigentlich gemacht.

Fazit: Die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet ist unbestritten auch punkto Grösse und Gewicht eine Ausnahmeerscheinung, trägt sich am Kautschukband aber überraschend unspektakulär. Und wer sich für diese Uhr interessiert, sollte unbedingt zuerst abklären, ob die Uhr zum Handgelenk passt. Andrerseits: Wer sich für einen H1-Hummer-Geländewagen interessiert, wird sich in der Regel vorgängig auch keine Gedanken über die Suche nach Parkplätzen gemacht haben.

Apropos Ausnahmeerscheinung

In der Hitparade der meistkommentierten Uhren nahm die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet bereits am ersten Trage-Tag einen unangefochtenen Spitzenplatz ein. Noch nie wurde eine Uhr so häufig und so direkt durch das Umfeld kommentiert. Selbstverständlich reichte die Qualität der Kommentare von „Oh Gott, das kann nicht Dein Ernst sein“ bis hin zu „Das nenne ich mal eine richtige Uhr“. Allen gemein war hingegen das anschliessende, fast ehrfurchtsvolle Begutachten der Uhr, welches meist mit einem stummen, nickenden Zurückgeben seinen Abschluss fand.

Dasselbe Phänomen zog sich auch durch gängige Sammlerforen – niemand konnte die Uhr unkommentiert lassen. Einzig die Sache mit dem persönlichen Begutachten funktioniert online leider überhaupt nicht – Breitband hin oder her, die 50 mm Edelstahl passen durch keine Leitung.

Es liegt ganz einfach daran, dass die 12’000 Feet gar nicht anders kann, als aufzufallen: Es gibt auf dem ganzen Planeten vermutlich kein einziges Hemd, unter das die Uhr geschoben werden könnte. Und nur wenige Pullover, die die Uhr verkraften. Und es ist und bleibt ein ziemlich besonderes Gefühl, eine über 300 Gramm schwere Uhr von einer Hand in die andere gleiten zu lassen.

Fazit: Wer sich für eine 12’000 Feet entscheidet, soll bitte nicht überrascht sein, wenn er mit der Uhr auffällt.

Die Grosspackung

Die 12’000 Feet zeigt aber noch andernorts ihre Liebe zur Grösse: Der Lieferumfang ist nämlich ebenfalls ziemlich umfangreich und gross ausgefallen: Einerseits wäre da mal die hochglanz-lackierte schwarze Box, in der normalerweise ganze Uhrensammlungen Platz finden. Darin findet der Besitzer alles, was er für den grossen Auftritt braucht: Bedienungsanleitungen, Zertifikate, Schraubenzieher, Alternativ-Band und ein ebenfalls riesiges Staubtuch.

Fazit: Schöne, grosse Box mit allem, was das Herz begehrt.

Die Bandansage

Serienmässig wird die 12’000 Feet mit einem massiven Stahlband montiert ausgeliefert. Es wiegt alleine schon etwa so viel wie eine herkömmliche Uhr, trägt sich aber sehr angenehm und sorgt für zusätzliche Balance zwischen Uhr und Band. Die gravierte Faltschliesse verfügt über einen Sicherheitsbügel, einen doppelten Drucktastenverschluss sowie über eine ausklappbare Tauchverlängerung. Gerade in Kombination mit den verschraubten Gliedern lässt es sich ebenso einfach kürzen wie wechseln; kann aber punkto Verarbeitungsqualität nicht ganz mit der 12’000 Feet mithalten. Und wie bereits erwähnt: die etwas starre Bauweise des Bandes könnte bei manchem Träger mit schmaleren Handgelenken dazu führen, dass das Stahlband im Bandanstossbereich etwas absteht.

Als sehr viel problemloser hat sich hier das bereits erwähnte Kautschukband (im Lieferumfang enthalten) gezeigt: Einerseits liegt es etwas straffer am Handgelenk an, andrerseits erfüllt es allen Band-Fetischisten den Traum unlimitierter Vielfalt: Die Adapter-Stücke nämlich nehmen grundsätzlich jedes Band mit 19mm Bandanstossbreite problemlos auf und ermöglichen es, die Uhr in jeder gewünschten Band-Kombination zu tragen (schwarzes Leder mit roter Ziernaht steht derzeit hoch im Kurs).

Einzig die etwas zierliche Faltschliesse (Butterfly-Prinzip) fällt bei dieser Uhr der Extreme etwas aus dem Rahmen: Einerseits ist sie zwar ein erneuter positiver Beweis dafür, dass man der 12’000 Feet eher mehr als weniger mit auf den Weg geben wollte, dafür macht sie das Anlegen der Uhr etwas umständlich, wenn es darum geht, das überstehende Band-Ende durch die zwei äusserst engen übrigen Schlaufen zu ziehen. Hier wird sich vermutlich der eine oder andere Besitzer, der sich nicht fürs Stahlband entscheiden konnte, für ganz wenig Geld vielleicht noch eine etwas weniger aufwändige, dafür bombensichere Dornschliesse zulegen wollen und die Faltschliesse für rutschigere Band-Materialen aufbewahren. Gerade dann, wenn die Uhr zwar mit unter Wasser darf, aber neue Tiefenrekorde ex Handgelenk vermieden werden sollen.

Apropos aufwändig: Der Bandwechsel zwischen Stahl- und Kautschuk-Variante hat sich beim hier getesteten Modell als etwas unerwartet schwierig erwiesen: Eines der Adapter-Stücke des Kautschuksbandes konnte erst mit einigem Kraftaufwand montiert und verschraubt werden. Fraglich ist hingegen, ob sich dies bei den Serien-Modellen ähnlich verhält, da das hier gezeigte Modell noch aus dem Test-Run der Vorserie stammt (was übrigens auch die vereinzelt sichtbaren Kratzer auf den Bildern erklärt).

Fazit: Besonders positiv erweist sich bei der 12’000 Feet der Umstand, dass der zukünftige Besitzer trotz proprietärem Bandsystem jedes Band in 19 mm Breite montieren kann. Insgesamt konnten aber die beiden mitgelieferten Bänder trotz grundsätzlich hoher Qualität nicht 100% überzeugen. Extrem erfreulich: Der Hersteller hat umgehend reagiert und rüstet die 12’000 Feet ebenfalls mit einer massiven Dornschliesse aus.

Schau mir in die Augen, Kleiner

Punkto Zifferblatt bietet Charmex mit der Swiss Military Watch 12’000 Feet gleich vier Optionen an: Die vorgängig in Basel einem breiten Publikum vorgestellte gelbe Zifferblattversion sowie die hier mehrheitlich gezeigte, etwas klassischere und dezentere Variante mit schwarzem Zifferblatt. Ebenfalls erhältlich sind nun auch eine blaue und silberne Version. Die gelbe Version bietet sicherlich mehr Kontrast; dafür gerade in Kombination mit dem rot-weissen Wappen eine etwas belebtere Farbwahl. Dafür verfügen alle Varianten über schwarz eingefasste Zeiger, die konsequenterweise bei der schwarzen Zifferblattversion noch etwas kleiner wirken.

Überhaupt hätte hier genau zu diesem Punkt impulsiv eigentlich die erste Kritik erscheinen sollen – nämlich, dass die Zeiger im Vergleich zur Massivität der Uhr zu fein ausgefallen seien. Nach reiflicher Betrachtung musste der Autor diese Kritik jedoch wieder zurücknehmen. Denn: Wäre der Minutenzeiger dicker ausgefallen, wäre die Chronographen-Funktion zu stark beeinträchtigt worden. Die gewählte Form von eindeutig unterscheidbarem Stunden- und Minutenzeiger dürfte vermutlich das Optimum an Sichtbarkeit darstellen.

Aber damit auch ich noch ein Haar in der Suppe finden kann: Vielleicht hätte der Sekundenzeiger etwas länger und sowohl Stunden- als auch Minutenzeiger mit weisser anstelle schwarzer Farbe gefasst worden sein.

Besonders positiv fiel dafür die Zusammenfassung der Chrono-Funktion in roter Farbe aus, während die reguläre Zeitmessung mit weissen Zeigern eindeutig separierbar gezeigt wird.

Ebenfalls äusserst positiv fiel die Verarbeitung von Blatt und Zeigern aus – hier gibt’s nun wirklich nichts zu bemängeln – auch nicht mit einem Makro-Objektiv (was bei dieser Uhr übrigens ziemlich überflüssig ist – ein Teleobjektiv käme der Sache vermutlich näher). Und – auch das darf ruhig mal gesagt werden – schön, wenn ein Hersteller bei der Gestaltung der Minuterie auf die kleinere Unterteilung denn Minuten/Sekunden verzichtet – meistens stimmt diese sowieso nie mit der Schlagzahl des Werkes überein und das Blatt profitiert von zusätzlicher Ruhe.

Und da in 3’657 Metern Tiefe sowieso nur noch totale Dunkelheit herrscht, verfügt die 12’000 Feet über anständige Leuchtkraft, die wenig spektakulär ist, dafür aber mit Langlebigkeit zu punkten weiss. Die Chronographen-Funktion einmal ausgeschlossen.

Fazit: Die gelbe Version dürfte etwas mehr Kontrast unter Wasser bieten, während die schwarze den eher klassisch orientierten Käufer ansprechen wird; beide Zifferblatt-Varianten sind ausreichend ablesbar und gut verarbeitet, der Minutenzeiger hätte jedoch bei der schwarzen Zifferblattvariante etwas wirkungsvoller werden dürfen. Die blaue und silberne Version konnten bislang noch nicht begutachtet werden.

Praxistauchlichkeit

Sie kann von sich behaupten, was nur ganz wenige können: Dass es sich nämlich bei den 12’000 Fuss um keinen theoretischen Wert handelt. Und selbst wenn man ihr diese Fähigkeit schon bei der ersten Berührung widerspruchslos abnimmt, so liefert sie den Beweis mit: Das Ozeanographische Institut der Universität von Southampton prüfte die 12’000 Feet sowohl im Drucktank auf 365 bar (was rund 3.5 Tonnen Gewicht entspricht), senkte ein weiteres Exemplar aber auf reale 3’657 Meter unter dem Meeresspiegel ab. Und zwar an der Aussenseite eines Tauchroboters.

Ebenfalls befindet sich ein Exemplar seit März 2005 in einer Tiefe von 2’500 Metern und wird diesen Belastungen noch bis März 2006 standhalten müssen. Und da kein Frei-, Scuba- oder Perlentaucher mit Hang zu grossen Uhren jemals in diese Tiefe kommen wird, kann man auch getrost sagen, wo dieses einzigartige Experiment stattfindet: Nämlich vor der New England.

Bislang hat die 12’000 Feet jeder Belastung problemlos Stand gehalten, das über 5 mm dicke Saphirglas vermag somit einem Druck von beeindruckenden 370 kg pro cm2 zu trotzen.

Dieser Umstand dürfte auch all jene Paragraphenreiter überzeugen, die nicht ohne DIN-/ISO-Konformität leben können. Wie zahlreiche andere namhaften Taucheruhren auch verzichtet die 12’000 Feet auf diese Zertifizierung. Dafür bietet sie beispielsweise eine klassisch gestaltete Drehlünette mit 15-er-Ausschreibung, die mit einer durchgängigen Minuterie nur halb so edel geworden wäre. Das Inlay der Lünette ist geschwärzt, sämtliche Relief-Elemente sind hochglanz-poliert. Traumhaft schön.

Beim Betrachten der etwas glatten Kanten der Lünette liegt der Schluss nahe, sie könnten im Wasser oder mit Handschuhen zu wenig Halt führen – in Tat und Wahrheit aber bietet die über 5 mm hohe Lünette ausreichend Fläche und Halt für jede Hand. Und mit 120 Klicks und perfektem Sitz auf 12 Uhr wird sie erst recht zum Hand- und Augenschmeichler.

Dieser Eindruck setzt sich übrigens nahtlos fort: Eine fast einmalig griffige Krone (kein Wunder bei 8mm Durchmesser), die erst noch mit einer gerade positionierten Gravur erfreut, die als „geschlossen“ oder „geöffnet“ bezeichneten Drücker oder die dezente Bodengravur mit eingesetzter Farbmarkierung, der perfekte Sitz des Saphirglases – alles spricht die selbe Sprache: Zweckmässige, liebevolle Details, die sich nur mit einem hohen Qualitätsdenken erklären lassen. Oder die Neu-Interpretation des Heliumventils, das bei einer Uhr dieses Kalibers vermutlich gar nicht nötig gewesen wäre, aber der Vollständigkeit halber integriert wurde.

Fazit: Den einzigen Bedienungsabstrich, den ein Besitzer einer 12’000 Feet je wird machen müssen: Sollte er auf eine Tiefe von 3’657 Meter tauchen wollen, müssen die Chronographendrücker erst mit den Überwurf-Muttern verschraubt werden. Das war’s dann aber auch schon.

Das Werk des Tiefenrausches

Ein Valjoux 7750 ist in etwa so weit entfernt vom filigranen Manufakturwerk in Kleinstauflage, wie Gerätetauchen vom Synchronschwimmen. Und das ist auch gut so. Das seit 1973 erhältliche Werk zählt nicht nur zu den bewährtesten mechanischen Werken überhaupt, es kam über die Jahrzehnte in dermassen vielen Uhren fast aller Hersteller – von 3-Zeigeruhren bis – stark verändert natürlich – zur 812teiligen Complication – vor, dass man an diesem Klassiker nur schwer Kritik üben kann.

Natürlich verfügt es über einen wesentlich simpleren Kupplungsmechanismus als mancher Konkurrent: Bei der beweglich montierten Welle mit Ritzeln greift eines ins Sekundenrad des Uhrwerks. Das Gegenüberliegende schwenkt nach Aktivierung ins Zentrumsrad des Chronographen und setzt den zentralen Zeiger in Bewegung. Und natürlich stört sich so mancher Besitzer am etwas kratzenden Geräusch des Aufzugs. Aber was ist das schon im Vergleich zu unbeschränkter Ersatzteilverfügbarkeit, einfacher Wartung, Zuverlässigkeit und hoher Gangstabilität?

In der für die cx Swiss Military Watch 12’000 Feet gewählten COSC-geprüften Ausführung mit Zertifikat erhält der Käufer zudem eine Top-Qualität, die im täglichen Einsatz des getesteten Resultats zu äusserst zufriedenstellenden Resultaten innerhalb der Chronometer-Norm geführt hat.

Ebenfalls spannend fällt der Dimensionsvergleich aus: Das 7750 misst exakt 30 mm Durchmesser und 7.9 mm Höhe – verglichen mit 50 mm Durchmesser und über 20 mm Höhe zeigt sich eindrücklich, wie viel Material um das Werk gesetzt wurde, um dieses sicher vor Wasser zu schützen. Vermutlich ist diese Materialschlacht auch der Grund, weshalb das Ticken des Werks fast nicht mehr zu hören ist.

Fazit: Ein äusserst bewährtes Werk für jahrzehntelange Dienste, das fast jeder Uhren-Interessierte schon anderweitig kennen lernen konnte. Es ist also in mehrfacher Hinsicht überhaupt kein Verlust, dass der zuverlässige Traktor sicher unter einem dicken Gehäuseboden verborgen bleibt und zuverlässig genau das tun wird, für das er bezahlt wurde: Präzise Zeitmessung.

Die Preisfrage

In erster Linie stellt sich bei jedem Luxusprodukt die Frage, in wie weit der Preis überhaupt noch objektiv beurteilt werden darf. Und doch kommt fast niemand um die Versuchung herum, mit Vergleichen und Einschätzungen herauszufinden, ob etwas den Preis auch wert ist. Bei der im Lancierungsjahr 3’657 Euro teuren cx Swiss Military Watch 12’000 Feet verhält sich das nicht anders – und doch ist die Frage kaum zu beantworten, so viel schon vorneweg. Schliesslich gibt es in diesem Fall nichts Vergleichbares und alleine schon das über 5 mm dicke und 3.4 cm breite Saphirglas der 12’000 Feet dürfte ein kleines Vermögen gekostet haben.

Dennoch ein paar Grundlagen für individuelle Rechnereien: Ein bis „nur“ 1’000 Meter wasserdichter, mechanischer Tauchchronograph mit identischem Werk, wie die Limes 1Tausend beispielsweise, kostete 2005 1’525 Euro, müsste also – nimmt man einzig und alleine die Wasserdichtheit als Massstab, weit mehr als dreimal teurer sein, um vergleichbar zu werden; die Breitling Seawolf schlägt (2004) als immerhin schon bis 3’000 Meter wasserdichte, dafür blosse Dreizeigeruhr mit ETA 2892 mit rund 2’380 Euro zu Buche; die ebenfalls bis 3’000 Meter wasserdichte Sea Hawk II von Girard-Perregaux schon mit 6’170 Euro, verfügt dafür über ein delikates Manufakturwerk mit Gangreserve-Anzeige. Ein Panerai Submersible Chrono, wasserdicht bis „nur“ 1’000 Meter übertrifft mit 5’400 Euro den Preis der 12’000 Feet ebenfalls um einen anständigen Faktor, liefert dafür aber viel Branding-Power und kein Stahlband. Etc. etc.

Kurz gesagt: Auch wenn der Preis per se ein ziemlich stattlicher ist, im Umfeld der 3’000-er-Uhren ist die 12’000 Feet sogar eher günstig angesiedelt. Und der Anteil Marketingkosten ist im Produkt einer eher wenig bekannten Firma selbstverständlich auch tendenziell kleiner, als im Produkt einer der weltweit bekanntesten Marken. So findet man vermutlich in der ebenfalls stark limitierten Professional Diver von der ebenfalls eher kleinen Marke UTS München eine mit 3’280 Euro UVP ähnlich kalkulierte Uhr, die aber dennoch nicht mit Chronograph und 657 zusätzlichen Metern Wasserdichtheit aufwartet.

Fazit: Man muss sich bei der cx Swiss Military Watch 12’000 Feet einzig und alleine vor Augen führen, was man für sein Geld kriegt: Ein auf 365 Stück/jährlich limitierter Tauchchrono mit bewährtem Innenleben, der die Grenze des momentan Machbaren darstellt. Hinzu kommen eine äusserst umfangreiche Ausstattung, eine zweckmässig hohe Verarbeitungsqualität und eine noch eher wenig bekannte Marke. Je nach Betrachtungsweise (Tauchtiefe, Werk, Image) liefert der persönliche „Dreisatz“ der Preis-Rechtfertigung Erstaunliches zu Tage. Fast immer zu Gunsten der cx Swiss Military Watch 12’000 Feet.

Fazit

Mit dem mutigen Entschluss zum Bau der 12’000 Feet wurde erneut der Beweis angetreten, dass es an der Spitze halt etwas einsamer ist: Von dieser Uhr werden schliesslich nur ganz, ganz wenige in freier Wildbahn zu beobachten sein. Aber wenn, dann ist ihr und ihrem Träger jede Aufmerksamkeit garantiert.

Für Markenfetischisten dürfte sie vermutlich zu teuer sein; für Liebhaber des technisch Machbaren eher nicht. Die einzige wirkliche Schwachstelle, die sich im Test geleistet hat, waren ihre Bänder. Und das will ja auch was heissen. Ansonsten könnte sie sich für echte Taucheruhrenfreaks als überraschend konventionell zu tragende Exotin mit unangefochtener Spitzenposition punkto Dimension und Wasserdichtheit entpuppen. Einzig der verbleibende Fuhrpark könnte etwas leiden – denn wer sich einmal an Gewicht und Grösse der 12’000 Feet gewöhnt hat, für den wird jede andere Uhr zum Damenmodell.

Impressionen (Grossansicht nach Klick):

Technische Daten

Anbieter: Charmex of Switzerland / Montres Charmex S.A.
Marke: Swiss Military
Modell: cx Swiss Military Watch 12’000 Feet
Limitierung: 365 Exemplare pro Jahr
Preis: Euro 3’657 (2005) – Varianten: 4 – Eine Variante mit gelbem, blauem, silbernen oder eine mit schwarzem Zifferblatt
Wasserdichtheit: 12’000 Fuss resp. 3’657 Meter oder 365 bar
Vorstellungsjahr: 2005
Dimensionen: ca. 48mm Durchmesser ohne Krone, 52mm mit; 22mm Höhe
Funktion: Stunde, Minute, kleine Sekunde bei 9 Uhr, Datumsfenster bei 3 Uhr; Chronograph mit zentraler Sekunde, 30-Min-Totalisator bei 12 Uhr, 12-Stunden-Totalisator bei 6 Uhr
Glas: >5mm dickes, entspiegeltes Saphirglas
Zifferblatt: Hochglanzlackiertes Zifferblatt mit abgesetzten Totalisatoren mit Radial-Muster; aufgesetzte, umrandete Stundenindexe, aufgesetztes Wappen, gefasstes Datumsfenster mit weisser Datumsscheibe bei 3 Uhr; Stundenindexe, Drehring-Markierung, Stunden-/Minutenzeiger und Pfeilspitze Sekundenzeiger nachtleuchtend (SuperLuminova)
Gehäuse: Massives Edelstahlgehäuse mit dreifach abgedichteter, verschraubter Krone (8mm Durchmesser) mit massivem Flankenschutz, verschraubbare Chronographen-Drücker, einseitig drehbare, rastende (120 Schritte) Taucherlünette (Inlay geschwärzt, Relief-Zahlen poliert) mit Leuchtperle bei 12 Uhr, integriertes Heliumventil bei 3 Uhr; massiver, verschraubter Gehäuseboden mit Gravur
Werk: Valjoux 7750 mit COSC-Zertifikat, 25 Rubine, 28’800 A/h (4 Hz), Schwungmasse mit Pérlage und Logo dekoriert. 30 mm Durchmesser, 7.9 mm Höhe; rund 47 Stunden Gangreserve, Incabloc Stosssicherung, Etachron Feinregulierung; keine Zierschliffe ausser Schwungmasse
Gewicht Uhr ohne Band: ca. 235 g; Gewicht Uhr mit ungekürztem Stahlband: ca. 360 g; Gewicht Uhr mit Kautschukband: ca. 285 g; Gewicht Stahlband in ungekürztem Zustand: ca. 125 g
Band: Gebürstetes Stahlband mit massiven Gliedern, verschraubt; massive Sicherheitsfaltschliesse mit beidseitigem Tastenverschluss, Bügel und integrierter Tauchverlängerung; Logo-Gravur auf Faltschliesse; Bandanstossbreite: 25 mm, proprietärer, verschraubter Anschluss ans Gehäuse
Kautschukband: Wellenfalz, zweifaches Logo-Relief auf beiden Seiten; Edelstahl-Faltschliesse mit beidseitigem Tastenverschluss; Bandanstossbreite: 19 mm (Adapterstücke verschraubt)
Zubehör: Überkarton, schwarze Holzbox (L:31 x B:22 x H:8 cm) lackiert mit Logo-Druck, gelbes Kunst-Leder-Futter, Schraubenzieher, Bedienungsanleitung, Garantie, Zertifikat und COSC-Zertifikat; Leder-Badge, Kautschukband
Garantie: 2 Jahre; bei 2-jährigem Revisionsintervall lebenslange Garantie

Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2005 veröffentlicht.