Bulova Snorkel

Nicht jede Uhr aus den 70er-Jahren hat das Zeugs zur Legende, und auch wenn die 1875 gegründete Marke Bulova eine beachtliche Liste an Pioniertaten vorweisen kann, die Erfindung der ersten Taucheruhr gehört definitiv nicht dazu: Bereits schon der Name „Snorkel“ (Schnorchel) der hier vorgestellten Uhr deutet schliesslich darauf hin, dass der Erfinder damals mental wohl eher an der Oberfläche geblieben ist. Und die etwas unglückliche Tiefenbezeichnung „666 Feet“ dürfte in christlichen Kreisen auch nicht zwingend zu einem Halleluja geführt haben. Nichtsdestotrotz ist die 2018 lancierte Neuauflage der Bulova Oceanographer 666 ft / 200 m „Snorkel“ eine der gelungeneren Tauchgänge ins Vintage-Lager, und mit knapp 800 Dollar Listenpreis auch eine der derzeit günstigsten Optionen, nimmt man die Bekanntheit der Marke dazu. Damit bewegt sie sich preislich zwischen der Turtle von Seiko und der Sea Wolf von Zodiac.

Frühe Taucheruhr von Bulova mit Kompressor-Gehäuse und innenliegendem Drehring

1961 begann Bulova, uhrmacherisch die Tiefen der Weltmeere zu erforschen (nachdem man sich Ende der 50er-Jahre von einer Ausschreibung der U.S. Navy zurückgezogen hatte). Mit einem damals weit verbreiteten Kompressor-Gehäuse von Piquerez und 66 Fuss mehr ausgewiesener Wasserdichtheit sollte die Uhr die „right time 666 feet underwater“ zeigen. Und in Anzeigen von 1966 gab man auch bereits zu bedenken, dass …

„…not everybody who wears the Snorkel is an aquanaut. It just makes you feel like one. It’s that kind of a watch.“

Bulova

Etwas draufgängerischer wurde es in den 70er-Jahren, als die hier gezeigte Gehäusegeneration mit aussenliegendem Drehring im Sortiment geführt wurde: „This Bulova Oceanographer was designed for the man who is very brave. Or slightly crazy.“ 

Das Modell mit schwarzem Blatt (und damit Vorfahrin der hier gezeigten Uhr) wurde 1968 eingeführt und brachte als Besonderheit aufgesetzte Leuchtindexe mit, die in transparentem Plastik lagen. Als Konsequenz fielen die Zeiger kürzer aus.

Das Comeback

Als Teil der „Archive Series“ brachte Bulova die Snorkel (auch bekannt als „Devil Diver“) im Jahr 2018 in zwei Ausführungen zurück: als limitierte Version mit orangem Blatt, kleinerem Durchmesser (40 mm), anderem Werk und spürbar höheren Preis, …

Die 40 mm grosse limitierte Version mit orangem Blatt, anderen Zeigern und Wochentagsanzeige

…und als Ref. 98B320 mit Datumsanzeige und Miyota 821D aus dem Mutterkonzern:

Bulova Oceanographer 666 ft / 200 m „Snorkel“

Bulova hatte zu diesem Zeitpunkt bereits etwas Erfahrung gesammelt mit historischen Modellen, die „Snorkel“ indes war eine der wenigen dieser Neuauflagen, die mit einem mechanischen Werk ausgestattet worden war. Die Markteinführung nach der Präsentation in Basel liess etwas auf sich warten, aber ab Herbst 2018 war immerhin die Version mit schwarzem Blatt verfügbar.

Insgesamt handelt es sich um eine ebenso gelungene wie optisch nahe am Original positionierte Uhr. Das Band klappert etwas, trägt sich aber bequem. Einzig die sichtbaren Verbindungsstellen des aufgesetzten Logos sind je nach Lichteinfall/Blickwinkel etwas stark sichtbar, und das gewählte Werk ist definitiv eher ein Traktor denn Sportwagen (der Hersteller legt den Rahmen bei 20 bis 40 Sekunden Gangdifferenz pro Tag fest). Die 44 mm Durchmesser passen gut, zumal das sich verjüngende Gehäuse und die kurzen Zeiger optisch die Uhr kleiner scheinen lassen.

Die historische Vorlage aus den 70er-Jahren

Fazit: Wer auf Neuauflagen von Taucheruhren aus den 60er- und 70er-Jahren steht, die Snorkel von Bulova ist zwar weiterhin keine „teuflisch“ legendäre Uhr, aber zumindest eine preislich und optisch attraktive Alternative, bspw. zur Turtle von Seiko. Und dafür verdient Bulova durchaus ein Halleluja.

Bilder (Grossansicht nach Klick):

Technische Spezifikationen

Hersteller:Bulova
Modell:Oceanographer Snorkel „Devil Diver“
Referenz:98B320
Lancierungsjahr:2018
Gehäsue:poliertes Edelstahlgehäuse mit 44 mm Durchmesser und 15 mm Bauhöhe; verschraubte Aufzugskrone; wasserdicht bis 200 Meter; einseitig drehbarer Taucherdrehring (60 Klicks) mit Glaseinlage; entspiegeltes Saphirglas mit Datumslupe (innenseitig)
Werk:Miyota 821D mit 5.67 mm Bauhöhe und 26 mm Durchmesser, rund 42 Stunden Gangreserve und 21’600 Halbschwingungen/h
Funktionen:Stunden, Minuten, Sekunden und Datum
Preis:USD 795.00 (2018)

Diese Seite wurde erstmals im Jahr 2018 veröffentlicht.