Bucherer Patravi ScubaTec

Keine Experimente: der erste Tauchgang von Carl F. Bucherer

Während das Familien-Unternehmen Bucherer auf eine ebenso lange wie stolze Tradition zurückblicken kann und dabei auch immer wieder Uhren unter dem eigenen Namen im Sortiment geführt hat, ist der Markenname Carl F. Bucherer in dieser Form eigentlich erst seit 2001 präsent: In diesem Jahr nämlich wurde die Marke je nach Betrachtungsweise entweder neu positioniert oder grad ganz neu gestartet, und mit der Patravi wurde u.a. auch ein sportlicher Chrono mit GMT-Funktion lanciert, der vor allem die Themen Fliegerei und Reisen erfolgreich mit Blick auf eine maskuline Zielgruppe belegen sollte. Und schon im Jahr 2008 wurde mit dem ersten eigenen Automatikwerk glaubhaft unterstrichen, dass man damit durchaus den unternehmerischen Langstreckenflug gemeint hatte.

Es sollte jedoch noch bis zum September 2013 dauern, bis man in Luzern mehr als den grossen Zeh ins Wasser halten konnte: Die Patravi erhielt dann nämlich mit der ScubaTec eine namentliche und funktionale Erweiterung, die mit dem hier gezeigten Modell ihren Auftakt feierte. Zwischenzeitlich sind seit der Baselworld 2014 weitere Farbvarianten der sportlichen Uhr dazugekommen, und spätestens damit wurde es Zeit, die gefällige Neuheit auch hier etwas genauer zu behandeln (Hinweis: bei der fotografierten Uhr handelt es sich – wie auf dem Boden sichtbar ist – um einen Prototypen, logischerweise mit leichten Unterschieden zum Serienmodell, welches aber gleichermassen berücksichtigt wurde).

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Der Gehäuseboden der bis 500 Meter wasserdichten Uhr ist mit zwei (hochglanzpolierten) Manta-Rochen ausgeführt

Zwei Möglichkeiten

Wenn eine Marke ein bislang unberührtes Thema erfolgreich besetzen möchte, stehen ihr dazu mehr oder weniger zwei grundsätzliche Stossrichtungen zur Verfügung: Die aufsehenerregende Jagd nach möglichst extremen Rekorden, respektive funktionalen Innovationen, oder ein im besten Sinne des Wortes „solides“ Produkt zu entwickeln, dass die Erwartungen der in der Regel kritischen Kundschaft vor allem langfristig positiv übertreffen soll. Selbstverständlich könnte man nun bei beiden Varianten Überlappungen anstreben oder noch den einen oder anderen berühmten Träger dazu packen, aber es sollte bereits klar geworden sein, worauf der Vergleich abzielt: Die Patravi ScubaTec hat bekanntlich keine Rekorde gebrochen, und sie hat auch das Genre nicht neu definiert, dafür passt sie hervorragend in die bisherige Kollektion, zur Positionierung der Marke und vor allem ans Handgelenk.

Der Blick ins Pflichtenheft

Ein mehrteiliges Edelstahlgehäuse, entspiegeltes Saphirglas, 500 Meter Wasserdichtheit, eine Lünette mit Keramikeinlage, ein automatisches Heliumauslassventil, ein massives Stahlband mit einer noch massiveren Schliesse (alternativ gibt’s ein mehrschichtiges Kautschukband), ein Zertifikat der COSC, ein aufwändiges Zifferblatt – die Liste zeigt, dass man sich bei der Entwicklung auf bewährte Elemente einer erfolgreichen Uhr verlassen hat.

Die griffige Aufzugskrone ist in einem separat aufgeschraubten Kronenschutz eingebettet; die farblichen Akzente wiederholen sich in der Lünette

Mit dem zweifarbigen Keramik-Inlay ist man zudem nochmals einen Schritt zum herkömmlichen Inlay weiter gegangen, und mit dem seitlichen Heliumventil vielleicht sogar einen Schritt zu weit: Natürlich gehört auch dieses Feature mittlerweile zum guten Ton im Luxusuhrensegment, aber in Kombination zum Namen „Scuba“ zeigt es in doppelter Sicht eine funktionale Diskrepanz auf, was wiederum gut zum „Tec“ des Namens passt.

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Das integrierte Heliumauslassventil befindet sich auf der Gehäuseseite (eines Vorserienmodells/Prototypen)

Dafür wurde das integrierte Ventil mit dem aufgesetzten Mantel zumindest optisch neu umgesetzt, was erneut gut zeigt, mit welcher Hingabe das Gehäuse konstruiert wurde. Die verschraubte Krone befindet sich in einem zusätzlich angeschraubten Kronenschutz, die Seiten sind mit einem Strichschliff versehen, während die Kanten hoch glänzend poliert ausgeführt sind. Nimmt man alleine schon die Krone etwas genauer unter der Lupe, zeigt sich, wie viel Detail-Liebe in die Uhr geflossen ist – die Logo-Gravur und die farbliche Anpassung zur Lünette sind gelungen, die Bedienung nicht minder erfreulich, was Haptik und Griffigkeit betrifft. Das setzt sich bei der satt rastenden Lünette und beim massiven Band fort: glänzende und polierte Flächen wechseln sich ab, zudem kommt das Stahlband in ausreichender Länge selbst für sehr starke Handgelenke.

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Die Aufzugskrone trägt das gravierte Logo der Marke Carl F. Bucherer

Erwartungen übertroffen

Kurz gesagt. Jemand hat sich hier die Mühe gemacht, eine Uhr zu entwickeln, die mit grosser Wahrscheinlichkeit bei der Anprobe übertrifft, was die Hochglanzanzeige versprochen hat. Dementsprechend liegen die Stärken der ScubaTec ganz klar in ihrem äusseren Erscheinungsbild, denn am Handgelenk macht sie eine erstaunlich gute Figur (und dank der kurzen Hörner trägt sie noch nicht mal so gross auf, wie die 44 mm vermuten lassen). Das dunkle, je nach Lichteinfall schimmernde Zifferblatt mit dem thematisch passenden Schuppenmuster (das rein theoretisch nicht so gut zu den beiden Mantas auf dem Gehäuseboden passt), die hohen, aufgesetzten Indexe, die Sauberkeit des Drucks wie auch die Qualität der Zeiger sind allesamt hervorragende Beispiele für einen durchwegs positiven Eindruck einer überdurchschnittlich sorgfältig verarbeiteten Uhr – die auch ein spürbares Gewicht auf die Waage bringt.

Überraschung im Dunkeln: die zweifarbig ausgeführte Leuchtmasse (blau für Zifferblatt, grün für die grosse Leuchtperle)

Das setzt sich bei der doppelten, massiven (und relativ hoch bauenden) Faltschliesse fort, die gut und gerne auf dem Niveau der Ploprof liegt. Im längeren Bauteil befindet sich zudem eine Feinverstellung, während die (etwas zu kurze) Tauchverlängerung im Gegenstück integriert wurde. Wer nun bei einem Aufpreis von CHF 500.- überlegt, die günstigere Kautschuk-Version zu nehmen, tut gut daran, sich das nochmals zu überlegen – das Band ist auf hohem Niveau gefertigt, und ein nachträglicher Kauf könnte durchaus bedeuten, dass man am falschen Ort gespart hat.

Ebenfalls schön gelöst ist der Übergang vom Band ins Gehäuse, der selbst bei herkömmlichen Bändern die Lücke zwischen Federsteg und Gehäuse sehr klein halten sollte.

Die Inneren Werte

Das verbaute Kaliber CFB 1950.1 basiert entweder auf einem ETA 2824 oder auf dem Sellita SW 200. Es bringt 26.2 mm Durchmesser, 4.8 mm Höhe, 25 Lagersteine und ca. 38 Stunden Gangreserve mit; und es zeigt dabei Stunden, Minuten, und Sekunden an und verfügt logischerweise über eine Datumsanzeige mit Schnellverstellung und Sekundenstopp. Die Bedienung über die gezogene Krone ist erfreulich, und das COSC-Kürzel beweist, dass man die optimale Regulierung des Werks ernst genommen hat. Nichtsdestotrotz hätte man sich in diesem Segment selbstverständlich etwas mehr über einen etwas exklusiveren (Basis-)Antrieb gefreut, auch wenn das selbe Werk andernorts zu vergleichbaren Konditionen verbaut wird und keinen funktionalen Anlass zur Kritik bietet.

Unter dem selben Gesichtsfeld erfüllt die ScubaTec alles, was man sich von einer mechanischen Taucheruhr wünscht – sie schützt ein zuverlässiges, robustes Werk perfekt vor Wasser und geizt dabei nirgends mit Qualität. Sie positioniert sich dabei gut zwischen Taucheruhr und sportlicher Alltagsuhr, die auch ausserhalb des Wasser eine gute Figur macht – jedoch zu einem mehr als selbstbewussten Preis.

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Die blaue Farbe im Drehring und auf der Krone ist ein charmanter Wink ans Kantons-Wappen von Luzern, der Heimat der Marke

12 Jahre ohne, ab sofort gerne mit

Carl F. Bucherer ist sicher nicht der erste Name, an den ein potentieller Käufer spontan denkt, wenn er sich auf die Suche nach einer Taucheruhr macht. Die Patravi ScubaTec hat es aber nach 12 Jahren Abstinenz auf Anhieb geschafft, dass man gerne an eine Taucheruhr von Carl F. Bucherer denkt, wenn man diese einmal in der Hand, oder noch besser am Handgelenk hatte. Und das kann man durchaus als Leistung sehen, zumal auch die Kollektion als solches stimmig um ein Tauchermodell erweitert werden konnte.

In diesem Sinne kann die Begegnung mit der Patravi ScubaTec als positive Überraschung verbucht werden. Nicht, dass weniger erwartet worden wäre, aber das Zurückgeben fiel dann spürbar weniger euphorisch aus als anfangs erwartet.

Impressionen (Grossansicht bei Klick):

Technische Daten:

Hersteller: Carl F. Bucherer
Modell: Patravi ScubaTec
Referenz: 00.10632.23.33.21 (Stahlband) oder 00.10632.23.33.01 (Kautschuk)
Gehäuse: mehrteiliges, 44.6 mm grosses, 13.45 mm hohes Edelstahlgehäuse mit verschraubter Krone, integriertem Heliumventil, Schraubboden, beidseitig entspiegeltem Saphirglas, einseitig drehbarer Lünette (120 Klicks) mit zweifarbiger Keramikeinlage, 500 Meter Wasserdichtheit
Band: 20 mm Anstossbreite, massives Edelstahlband mit verschraubten Gliedern, Doppelfaltschliesse mit Feineinstellung und ausklappbarer Verlängerung, kein Sicherheitsbügel
Zifferblatt: schwarzes Zifferblatt mit aufgesetzten Indexen
Werk: Kaliber CFB 1950.1 mit Chronometer-Zertifikat, 26.2 mm Durchmesser, 4.8 mm Höhe, 25 Lagersteine, ca. 38 Stunden Gangreserve; Stunden-, Minuten-, Sekunden- und Datumsanzeige (Basis Sellita SW 200)
Markteinführung: 2013
Varianten: ab 2014 zusätzlich Stahlgehäuse und schwarz-blaue Lünette, helles Zifferblatt (Ref. 00.10632.23.23.01 mit Kautschukband, 00.10632.23.23.21 mit Stahlband); Bi-Color mit Rotgold-Lünette und hellem Zifferblatt (Ref. 00.10632.24.23.01 mit Kautschukband, 00.10632.24.23.21 mit Metallband); Bi-Color mit Rotgold-Lünette und blauem Zifferblatt (Ref. 00.10632.24.53.01 mit Kautschukband, 00.10632.24.53.21 mit Metallband); zusätzlich: Fussball-Sondermodell „Edition SFV“ mit rot-schwarzer Lünette und entsprechend angepasster Prägung. Ab 2015 in 18k Rotgold (Ref. 00.10632.22.33.01), 2017 mit grau-schwarzer Lünette und individueller Manta-Gravur (Ref. 00.10632.23B)
Preis: ab CHF 5’900.00 für die Stahlversion mit Kautschukband, CHF 6’400.00 für die Version mit Stahlband (Stand 2014)

Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2014 veröffentlicht.