Seiko Prospex SPB083J1

Die 2018 lancierte „modern re-interpretation of the 1968 automatic diver’s“ ist rückblickend fast schon so etwas wie ein Transitions-Modell bei Seiko: einerseits bringt die aufgrund ihres signifikant tieferen Listenpreises häufig als „Baby Marinemaster, respektive wegen der leicht tieferen Wasserdichtheit als „MM200“ bezeichnete Taucheruhr den dicken Pfeilzeiger (der mit Blick auf den westlichen Markt u.a. für die SBDB008 von 2013 und der SBDX014 von 2015 entwickelt worden war und den man ein Jahr vorher mit der SBP051J1 in der selben Preisklasse eingeführt hatte), andrerseits ist seit dem Jahr 2020 ein um zwei Millimeter verkleinertes Schwester-Modell auf dem Markt (bspw. SPB187J1), das über einen klassischeren, schwertförmigen Zeigersatz und das modifizierte 6R35 mit höherer Gangreserve verfügt.

Zwei wegweisende Ur-Modelle, mehrere Interpretationen

Wer jetzt bereits den Überblick bei der eingangs verwendeten Nomenklatur verloren hat: Seikos erste Taucheruhr von 1965 (die bis 150 Meter wasserdichte 62MAS mit der Krone bei 3 Uhr) und das Folgemodell von 1968 (die 6159-7000, u.a. mit der Krone bei 4 Uhr und bis 300 Meter wasserdichtem Monobloc-Gehäuse) haben in den letzten Jahrzehnten beide zu zahlreichen Re-Editionen geführt, die ungewöhnlicherweise gleich in mehreren Preis- und Produktkategorien zu finden sind: Nehmen wir beispielsweise die SLA017J1 von 2017: die detailgetreue, auf 2’000 Stück limitierte Neuauflage der 62MAS (also mit der Krone bei 3 Uhr) wurde mit dem 8L35-Werk zu einem Preis von €3’800.00 im Spitzensegment der Prospex-Kollektion vorgestellt, zeitgleich mit einer moderneren „Re-Interpretation“, der SBP051J1 (schwarzes Zifferblatt) und SPB053J1 (blaues Zifferblatt), beide mit dem einfacheren Kaliber 6R15 und einem viermal tieferem Preis.

Same same but different: die SPB051J1 von 2017 (links) ist eine Re-Interpretation der ersten Taucheruhr der Marke, die 2018 lancierte SPB083J1 (rechts) nimmt das Folgemodell von 1968 auf.

Beide diese Uhren waren übrigens auch mit dem selben Zeigersatz und Stahlband bestückt, wie die hier vorgestellte Uhr. Ein Jahr später bot sich das identische Bild bei der Taucheruhr von 1968 (nun mit der Krone bei 4 Uhr): Mit der SLA025J1 „1968 Automatic Diver’s Re-creation Limited Edition“ präsentierte Seiko ein auf 1’500 Stück limitiertes Premium-Modell mit einem Listenpreis von €5’500.00, das sich mit Schnellschwinger-Werk und Einschalen-Gehäuse sehr nahe an der historischen Vorlage orientierte. In der Preiskategorie um €3’000.00 lancierte Seiko mit der SLA019 „1968 Automatic Diver’s Commemorative Limited Edition“ zeitgleich eine weitere Version der seit dem Jahr 2000 angebotenen (und zwischenzeitlich umbenannten) „Marinemaster“ – ihrerseits auch schon eine direkte Nachfahrin der 6159-7000 aus 1968. Und in der Kategorie zwischen €900.00 (SPB079J1) und €1’200.00 (SPB083J1) gab’s eben die „modern re-interpretation of the 1968 automatic diver’s“ mit dreiteiligem Gehäuse, 200 Meter Wasserdichtheit und 6R15-Kaliber. Also drei sehr unterschiedliche Uhren, die aber alle die selbe historische Vorlage haben.

Die 2018 an der Baselworld vorgestellte SPB077J1 war die erste von mindestens sechs Uhren dieses Typs.

Die zu Beginn eingeführten SPB077J1 (schwarzer Drehring und schwarzes Zifferblatt) sowie SPB079J1 (blauer Drehring und schwarzes Zifferblatt) wurden anschliessend um mindestens vier weitere Uhren, der SPB087J1 (PADI mit Pepsi-Lünette und schwarzem Zifferblatt), SPB097J1 “Twilight Blue” (hellblaues Zifferblatt), SPB105J1 (grünes Zifferblatt) und der hier vorgestellten SPB083J1 mit blau-schwarzem „dégradé“ Zifferblatt erweitert. In gewissen Märkten (wie den USA) wird bei der Referenz-Nummer „SPB083“ konsequent auf den Länder-Herkunftscode „J1“ verzichtet, in anderen der thematische „Great Blue Hole“ Bezug gemacht, im Heimmarkt Japan wiederum die Referenz-Nummer SBDC065 verwendet, womit die (aufgrund der beiden im Lieferumfang enthaltenen Bänder) häufig auch als „Special Edition“ beschriebene Uhr unter drei unterschiedlichen Referenz-Nummern geführt wird. – Kein Wunder also, kommen Fans der Marke bei neuen Uhren unmittelbar mit Spitznamen.

Einfacher wird’s beim thematischen Bezug: Das Great Blue Hole vor der Küste des mittelamerikanischen Staates Belize zählt zu den weltweit besten Tauchgebieten. Das Great Blue Hole misst über 300 Meter im Durchmesser und ist bis zu 125 Meter tief. Es wurde 1996 zum Nationaldenkmal erklärt und ist mit anderen Teilen des Belize Barrier Reefs ein (gefährdetes) UNESCO-Weltnaturerbe. Damit zurück zur Uhr:

Das Schwestermodell (und potentielle Nachfolgerin), die Seiko Prospex SPB187J1 mit blauem Zifferblatt, u.a. 42 mm grossem Gehäuse, 6R35-Werk und klassischerem Zeigersatz wurde im Jahr 2020 eingeführt.

Aktuell (Ende 2021) ist die hier behandelte SPB083J1 zeitgleich mit der neueren SPB187J1 auf der deutschen Website der Marke geführt, es scheint aber nur logisch, dass die Modellreihe in absehbarer Zeit (und abverkauftem Lagerbestand) durch die historisch etwas stringentere Version von 2020 abgelöst werden wird. Insofern dürfte die etwas kleinere SPB187J1 vor allem durch das kompaktere Design, dem neueren Werk (mit bis zu 70 Stunden Gangreserve), der gravierten Lünette und dem rotem Punkt auf dem Sekundenzeiger punkten, während die SPB083J1 etwas mehr Eigenständigkeit mit dem Pfeilzeiger bringt, keinen Leuchtindex bei 3 Uhr hat, etwas grösser ist und über einen Farbverlauf auf dem Zifferblatt verfügt.

Damit zu den Daten: Die SPB083J1 misst knapp 44 mm im Durchmesser und rund 50 mm von Bandanstoss zu Bandanstoss. Dank des sich nach oben und unten verjüngenden Gehäuses und der vergleichsweise kurzen Länge trägt sich die Uhr aber recht kompakt. Wie die Mehrheit aller Taucheruhren bei Seiko erhöht die nach unten verschobene Krone nicht nur den Tragekomfort, sondern auch die Eigenständigkeit, was man von Band, Zeigern, Boden und vermutlich auch vom Lünetteneinsatz so nicht sagen kann – sie wurden allesamt schon in anderen Uhren verwendet; wirklich neu ist hier also einzig das blaue Zifferblatt. Auf der anderen Seite erlaubt das Wiederverwenden einzelner Komponenten ein vergleichsweise faires Pricing, auch wenn die Regulierung des 6R15 auf „-15 bis +25 Sekunden pro Tag (wenn statisch)“ nicht mehr konkurrenzfähig ist, da gibt es mittlerweile genügend ETA- und Sellita-Werke mit COSC-Zertifikat am Markt.

Sowohl der Gehäuseboden als auch die Krone sind verschraubt, der Drehring (mit Metall-Einlage) rastet butterweich in 120 Schritten, das Glas ist aus Saphir und das Gehäuse laut Seiko „mit einem Teil Super-Hard-Coating“ gehärtet. Das Band kommt mit verstifteten Gliedern und passt punkto Design und Verarbeitung gut zum Rest der Uhr.

Unter dem Strich besticht die SPB083J1 vor allem durch ihr Zifferblatt; wem der prominente Pfeilzeiger also zusagt, dürfte hier eine der attraktivsten Taucheruhren von Seiko im mittleren Preissegment finden. Umgekehrt hat die Uhr mit dem 2020 eingeführten Schwestermodell aber auch einen mehr als ernst zu nehmenden Konkurrenten im eigenen Haus, und die Konkurrenz aus der Schweiz hat mittlerweile ein paar mehr als attraktive Optionen mit tieferen Preisen und attraktiveren Leistungsdaten. Damit zu den Bildern (Grossansicht nach Klick):

Technische Daten

Hersteller:Seiko Watch Corporation
Modell:Prospex Automatic Diver´s 200m „Great Blue Hole“ (1968 Re-Interpretation)
Referenz:SPB083J1
Lancierungsjahr:2018
Gehäuse:Dreiteiliges Edelstahlgehäuse mit verschraubter Krone und Schraubboden, einseitig rastende Lünette (120 Klicks), entspiegeltes Saphirglas, Wasserdichtheit: 200 Meter, Höhe: 13,7 ㎜, Durchmesser: 44 mm, Länge: 50 mm, Gewicht: 186 Gramm (mit Stahlband)
Werk:Seiko Cal. 6R15 mit rund 50 Stunden Gangreserve, 21’600 Halbschwingungen pro Stunde, reguliert auf „-15 bis +25 Sekunden pro Tag“
Band:Edelstahlband mit Sicherheitsfaltschliesse, zusätzlich schwarzes Silikonband mit Dornschliesse, Bandanstoss: 20 mm
Varianten:SPB077J1 (schwarze Lünette, schwarzes Zifferblatt), SPB079J1 (blaue Lünette, schwarzes Zifferblatt), SPB087J1 (PADI mit Pepsi-Lünette und schwarzem Zifferblatt), SPB097J1 “Twilight Blue” (hellblaues Zifferblatt), SPB105J1 (grünes Zifferblatt)
Preis (2021):€1’200.00

Dieser Artikel wurde erstmals Ende 2021 veröffentlicht.