Certina DS-2 Super PH1000M

Mann sind die dick, Mann!

Sie gehört zu der Gruppe Extremtaucheruhren, die anfangs der 70er Jahre mit den klassischen Gehäuseformen Schluss machte. Und so gilt die mehr als massive Super PH1000M, die es von Certina in zwei Zifferblattfarben gab, heute zu den gesuchteren Taucheruhren im Alteisen-Sektor – Tendenz steigend. Wem gerade das Kopfzerbrechen bereitet: Seit 2004 kann sie zumindest in limitierter Auflage auch wieder als leicht veränderte Neuauflage gekauft werden.

Certina_DS-2_SuperPH_1000M_Yellow
Eine originale DS-2 Super PH1000M aus den 70ern

Aber zurück zum Ur-Modell: Die bis 1000 Meter wasserdichte Certina DS-2 hat sich bislang als eines der schwierigeren Recherche-Objekte erwiesen. Bis auf den durch Certina berichteten Einsatz einer optisch identischen Folgevariante namens DS-3 (Ref. 5801 302 resp. 913 1301 41) während der Tektite-Experimente im Jahr 1970 und der Verwendung der DS-3 durch die Royal Australian Navy gibt es wenig Spuren in Praxis-Einsätzen. Und diejenigen, die’s gibt, sind dann prompt etwas widersprüchlich: Denn es gab schon vor der 1000-Meter-Variante eine Certina DS-2 Super PH500M (Ref. 5801 123), deren Aussehen (siehe unten) bedeutend mehr derjenigen Uhr ähnelt, die auf einem der wenigen Bilder der Tektite-Mission zu sehen ist. Diese Uhr wurde vermutlich ab 1968 bis mindestens 1969 geführt und verfügt über einen Drehring, der sich erst durch Herunterdrücken bedienen lässt.

Certina_SuperPH_500

In diesem Sinne präsentiert sich hier eher eine Text-Ruine zur Geschichte:

So wie es scheint, gab es mindestens zwei Farbvarianten der DS-2: Ein schwarzes Zifferblatt sowie eine gelbe (von Certina aber offiziell als orange bezeichnete) Zifferblatt-Variante. Ausserdem taucht ganz selten ein baugleiches Modell unter der Hersteller-Bezeichnung „Technos“ auf, welches entweder mit einem eindeutig orangefarbenen oder schwarzen Zifferblatt aufwartet. Ebenfalls existiert eine vermutlich spätere Certina-Version mit aufgesetzten Stunden-Indexen (im Vergleich zu den aufgedruckten). Bei den Bändern gab es vermutlich ein klassisches Tropical-Band, ein glattes schwarzes Gummiband sowie ein Stahlband, wobei Certina die Uhr mit Stahl-, Corfam- und Lederband bewarb.

Certina_DS-2_SuperPH_1000M_Yellow_500_Comparison

In einer Broschüre des Herstellers aus dem Jahre 1972 wurde die DS-2 (gelbes Zifferblatt mit aufgesetzten Indexen) noch als Ref. 5801 302 geführt. Der Preis betrug CHF 420.- für die Version am Stahlband, CHF 385.- mit Corfam-Band. Ein Jahr später betrug der Preis CHF 430.- mit Stahlband, CHF 395.- mit Lederband (obschon aber eigentlich ein Tropical-Band gezeigt wurde). Im Jahr 1974 erfolgte ein Wechsel des Referenz-Nummern-Systems und die (äusserlich) identische Uhr wurde mit schwarzem Zifferblatt neu unter der Ref. 913 1301 41 geführt, der Preis betrug nun CHF 570.- mit Stahlband, CHF 515.- mit Lederband (obschon auch hier ein Tropical gezeigt wurde).

Die Variante mit aufgesetzten Stunden-Indexen wurde indes bis mindestens 1978 unter der Referenz-Nummer 919 1301 41 im Händlerkatalog geführt, wobei gemäss Certina-Referenz-Nummernsystem die ersten drei Ziffern auf das Werk (919), die vier mittleren Ziffern auf das Gehäusematerial (1301 für Edelstahl) und die beiden letzten Ziffern für das gewählte Zifferblatt (41 für schwarz) stehen.

Die für Certina legendäre Bezeichnung „DS“ steht für Double Security (das Uhrwerk liegt beispielsweise besonders stossgesichert in einem weissen Gummiring eingebettet). In Zusammenhang mit der folgenden Nummerierung liegt der Schluss nahe, dass die zwei Modelle (DS-2 und DS-3) sich hauptsächlich durch zwei- resp. dreifache Kronendichtungen unterscheiden – eine Erklärung, die bislang aber nicht als bestätigt gelten kann.

Certina_DS-2_SuperPH_1000M_Yellow_Caseback

Beim verwendeten Werk handelt es sich im späteren Fall mit grösster Wahrscheinlichkeit um das automatische Cal. 919-1 mit 25 Rubinen, 28’800 Halbschwingungen, 25.6 mm Durchmesser und 5.2 mm Bauhöhe (siehe Nummernsystem weiter oben). Andere Quellen erwähnen jedoch das Cal. 25-651, was zumindest mit dem Wechsel des Referenz-Nummer teilweise erklärt werden könnte. Als Besonderheit verfügt die DS-2 nicht über eine Datumschnellschaltung.

Die DS-2 wurde vermutlich von 1970 bis 1975 im Sortiment geführt, in welchen Zeitraum die DS-3 fällt, bleibt ungeklärt, es scheint aber, dass die zwei Modelle nicht gleichzeitig im Sortiment waren (und die DS-3 in den Herstellerbroschüren zwischen 1972 und 1974 auch nicht auftauchte). Auf jeden Fall wird die DS-2 mindestens bis 1974 in Katalogen erwähnt, die Variante mit aufgesetzten Indexen wie schon erwähnt bis mindestens 1978 in Händlerkatalogen.

Certina_DS-2_SuperPH_1000M_Yellow_Crystal_Comparison

Innerhalb der damaligen Kollektion findet sich im selben Zeitraum auch ein bis 200 Meter wasserdichtes Modell mit bedeutend salonfähigeren Abmessungen, die DS-3 PH 200 (nicht abgebildet). Auch dieses Modell weist den charakteristisch hohen Drehring mit Bakelit-Einlage auf, unterscheidet sich in der Gehäuseform aber schon recht massiv. Desweiteren befand sich als Vorgängerin wie erwähnt auch eine bis 500 Meter wasserdichte Variante der DS-2 im Sortiment (siehe Abbildung), vermutlich zwischen 1968 und 1970, die als Besonderheit über eine Drehring-Sperre ähnlich der GST Aquatimer verfügte.

Das Comeback

Zur Uhrenmesse Basel im Jahr 2004 stellte Certina endlich eine limitierte Re-Edition der legendären Tieftaucheruhr der 70er vor. 2005 folgte die ebenfalls limitierte Chrono-Variante der DS-3 (Ref. 674.7128.42.61). Von der DS Super PH500M kam 2020 die erste Neuauflage in den Handel.

Bleiben wir aber vorerst beim 1’000 Meter wasserdichten Dreizeiger-Modell: Die Neu-Interpretation der DS-3 ist erneut wasserdicht bis 1000 Meter, hat aber punkto Bauhöhe ziemlich abgespeckt. Und das in Anlehnung ans Gründungsjahr des Unternehmens auf 1888 Stück limitierte Modell (Ref. 633.7128.42.61) verfügt zusätzlich erstmals über ein integriertes Heliumventil bei 9 Uhr.

Mit rund CHF 950.- Verkaufspreis ist sie ein ausserordentlich attraktives Modell, vorausgesetzt, man kann sich mit dem etwas gewöhnungsbedürftig gestalteten Stundenzeiger anfreunden. – Auch wenn dieser am Handgelenk weniger stark zur Geltung kommt als auf Bildern, so passt dessen Form und liebloses Finish immer noch nicht so recht zur durchgehenden Qualität der Uhr. So überrascht es auch nicht, dass zahlreiche Käufer der Uhr umgehend das getan haben, was der Designer in deren Augen versäumt hatte: Die Uhr mit passende(re)n Zeigern auszurüsten.

Ebenfalls sollte sich jeder zukünftige Besitzer bewusst sein, dass er mit der DS-3 eine massive Stahluhr mit dem entsprechenden Gewicht kauft, die noch immer höher baut als durchschnittliche Taucheruhren.

Fazit: Bei dem Preis dürfte es ziemlich schwierig werden, eine vergleichbare Taucheruhr zu finden.

Und nachdem die Uhr ziemlich schnell aus den Schaufenstern verschwunden ist, dürfte es erst recht schwierig sein, jetzt noch (2006) eine zu finden. Auf jeden Fall hätte diese Uhr aber eine umfangreichere Beschreibung als die jetzt veröffentlichten Absätze verdient; nur macht es wenig Sinn, den restlichen Platz mit (bis auf den Zeiger) ausnahmslos positiven Meldungen zu füllen… ein „strong buy“ also von hier.

Technische Daten (Re-Edition)

Modell: Certina DS-3 Automatic 1000M / Super PH1000M
Referenz-Nummer: 633.7128.42.61
Lancierungsjahr: 2004
Auflage: 1888 einzeln nummerierte Exemplare
Zifferblatt: schwarz mit aufgesetzten Indexen
Werk: ETA 2824-2 mit weisser Datumsscheibe, Certina-Branding auf Rotor, 25 Rubine, ca. 48h Gangreserve bei Vollaufzug
Gewicht: ca. 233 Gramm
Grösse: ca. 44mm Durchmesser, ca. 14mm Höhe
Gewicht: ca. 233 Gramm
Zubehör: Kautschkukband
Gehäuse: Stahl, integriertes Heliumventil bei 9 Uhr
Band: Stahl mit integrierter Tauchverlängerung (dito Kautschukband)
Glas: Saphir

Dieser Artikel wurde erstmals 2003 (DS-2) und 2006 (DS-3) veröffentlicht und 2014 zusammengeführt.