Seiko Prospex SDC027

2’000 Glückwünsche zum 50. Geburtstag mit der Prospex Diver’s Watch 200m SBDC027

Mit dem Jahr 2015 kann Seiko auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken, in welchem Taucheruhren einen ebenso zentralen wie erfolgreichen Bestandteil des Sortiments darstellten. Dazu gehören zahlreiche Klassiker, die in dieser Zeitspanne sowohl als Quarz- oder Automatik-Versionen nicht nur aufgrund ihrer attraktiven Preise rund um den Globus ziemlich viel Action gesehen und demzufolge auch Geschichte geschrieben haben.

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Die SBDC027 im Vergleich zur unlimitierten „Sumo“ SBDC001.

Zur Feier dieses Jubiläums lancierte das japanische Unternehmen u.a. mit der SBDX012 gleich zu Beginn des Jahres ein auf 1’000 Stück limitiertes Sondermodell der Marinemaster mit goldenen Akzenten, und mit der auf 2’000 Stück limitierten SBDC027 eine Variante der 2007 lancierten „Sumo„, die optisch an die erste Taucheruhr Seikos erinnern soll.

Während die rund dreimal so teure Marinemaster auch von der Auflage her bedeutend exklusiver ist, lohnt sich die SBDC027 vor allem für bestehende Besitzer aufgrund der grösseren Unterschiede zum Basismodell:

Aufgewertet oder aufgegeben?

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Seikos erste Taucheruhr aus dem Jahr 1965 bot 150 Meter Wasserdichtheit und eine Krone bei 3 Uhr.

Wie schon eingangs erwähnt, teilt die SBDC027 mit ihrer Schwester sowohl das Gehäuse, Werk als auch das Band. Lünetteninlay, Zifferblatt und Zeiger wurden jedoch gänzlich getauscht, um dem bis 150 Meter wasserdichten Ur-Modell aus dem Jahr 1965, oder zumindest früheren Modellen, möglichst nahe zu kommen. Im Widerspruch dazu steht die längst charakteristische Position der Krone bei 4 Uhr sowie das vergleichsweise organischer geformte Gehäuse. Ebenfalls inkonsequent erscheint, dass die eindeutig retrospektiv entworfene Uhr prompt mit dem aktuellen Prospex-Logo versehen wurde (welches seit 2014 alle professionellen Taucheruhren der Marke kennzeichnen soll), die Modelle der Marinemaster-Reihe aber zum Zeitpunkt dieses Artikels weiterhin ohne diesem Zusatz erhältlich sind.

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Das Zifferblatt der SDC027 ist mit aufgesetzten Indexen bestückt.

Als qualitative Aufwertung dürften die meisten Käufer empfinden, dass die SBDC027 nicht mit einem Hardlex-, sondern einem Saphirglas bestückt worden ist. Auf der anderen Seite kommt dieser Schritt einer Aufgabe einer Tradition gleich, was gleichzeitig auch deren bislang kommunizierte Qualität etwas in Frage stellt. Ehrlich gesagt: gerade dieser Uhr hätte ein Bekenntnis zu den firmeneigenen Entwicklung ganz gut gestanden, schliesslich ist die Leuchtmasse  ja ebenfalls weiterhin als „LumiBrite“ gekennzeichnet und nicht etwa durch Superluminova ersetzt worden.

Die weiteren Kritikpunkte lassen sich wie schon bei der “Sumo” folgendermassen zusammenfassen: Das Band ist mit 20 mm Breite eher  schmal für den Durchmesser der Uhr und vielleicht etwas zu modern. Und berücksichtigt man die früheren Modelle resp. Seikos Rolle in der Entwicklung von Armbändern für Taucheruhren, wäre ein schwarzes Polyurethan-Band als Zugabe ganz und gar nicht unwillkommen gewesen:

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Die SBDC027 an einem typischen Band von Seiko mit Waffelmuster.

Grund zum Feiern

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Bei diesem Modell ist das Datum gut ausgerichtet im Fenster zu sehen.

Dafür wurden ein paar Schönheitsfehler des Basismodells behoben: Die ehemals etwas schräg stehende Datumsscheibe des 6R15 ist zwischenzeitlich besser im Fenster positioniert worden. Die qualitativ unterschiedlich anmutenden Zeiger und Indexe wurden vereinheitlicht, die doch sehr dominante Lünetten-Beschriftung reduziert und der etwas inflationäre Gebrauch von Schriftarten auf dem Zifferblatt zurückgenommen. Und das dunkle, leicht bräunlich-graue Zifferblatt ist schlichtweg eine Freude.

Weiterhin etwas unpräzise ausgerichtet/bedruckt ist dafür der Rehaut, der auf der horizontalen Achse nicht ganz auf die Zifferblatt-Indexe respektive Lünette ausgerichtet wurde, und im Vergleich zum Rest der rund 45 mm grossen Uhr wirken Zifferblatt und insbesondere der Stundenzeiger vielleicht etwas verloren. Ob die teilweise sehr unpräzis aufgetragene Leuchtmasse den Vintage-Look des Originals absichtlich imitieren sollte, ist indes nicht bekannt.

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Die etwas unregelmässig aufgetragene Leuchtmasse macht im Makro-Bereich wenig Freude, ist aber am Arm nicht sichtbar.

Somit drängt sich der Verdacht auf, dass mindestens beim vorliegenden Exemplar die Endkontrolle von Seiko bereits zur Jubiläumsparty gefahren war: Staub auf Zeigern und dermassen unsaubere Zeiger-Kanten sind für die Marke doch eher ungewöhnlich und bislang ein Einzelfall.

Optisch aber darf die Nummer 27 in der Sumo-Referenzreihe als bislang ausgewogenste und stimmigste Version gelten, und das im Vergleich glänzende Inlay trägt seinen Teil dazu bei, dass die Uhr von Anmutung und Haptik bedeutend hochwertiger wirkt, als das Preisschild vermuten liesse.

Die Festrede

Selbstverständlich stellt die SBDC027 nicht den Höhepunkt der 50jährigen Taucheruhren-Geschichte von Seiko dar. Und mit 2‘000 Exemplaren dürfte der tägliche Nutzwert vielleicht etwas höher sein als das langfristige Spekulationspotential für Sammler. Aber in der Summe erhält der Käufer eine der ausgewogeneren Uhren von Seiko – und das mit entsprechend attraktivem Preis-/Leistungsverhältnis. Dazu gibt’s Saphirglas, ein Stahlband und eines der spannenderen Werke dieser Preisklasse, wenn auch vielleicht mit einem etwas zu pragmatischen Ansatz, die Gegenwart mit der ersten Taucheruhr der Marke verschmelzen zu wollen. Mindestens aber gibt’s mit der SBDC027 eine Version der Sumo, bei der schon fast alle Kritikpunkte behoben wurden, auch wenn im vorliegenden Fall ein paar gröbere und ungewohnte Patzer zu finden waren.

Technische Daten

Hersteller: Seiko Watch Corporation
Modell: SBDC027 „Seiko Prospex Automatic Diver’s 200m“, 50th Anniversary Limited Edition
Limitierung: 2’000 Stück, einzeln nummeriert
Werk: Seiko Kal. 6R15 mit Stoppsekunde, Handaufzug und 23 Lagersteinen. Sekunden-, Minuten-, Stunden- und Datumsanzeige. Gangreserve ca. 50 Stunden, 21’600 Halbschwingungen pro Stunde.
Gehäuse: 45 mm Durchmesser ohne Krone, ca. 13 mm Höhe. Gehärtetes Edelstahlgehäuse mit einseitig drehbarer Taucherlünette (120 Klicks), Boden und Krone verschraubt, Wasserdicht bis 200 Meter. 20 mm Bandanstossbreite, ca. 195 g Gewicht (mit Stahlband).
Glas: Saphir
Lieferumfang: Kartonbox und Überkarton, Bedienungsanleitung und Garantiekarte
Preis: 80‘000 Yen (Stand 2015)
Lancierungsjahr: 2015

Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2015 veröffentlicht.