Edox Hydro-Sub N Pole

Polarisierendes Comeback

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Die Hydro-Sub von Edox mit geschlossenem Kronenschutz „Master Lock“

Als eine der aussergewöhnlicheren Taucheruhren-Neuheiten der Baselworld 2014 verbindet die Hydro-Sub von Edox das Retro-Design ihrer Vorfahrin aus dem Jahr 1965 gekonnt mit einer modernen Komponente: Die verschraubte Aufzugskrone lässt sich mit einem beweglichen Schieber zusätzlich vor externen Einflüssen schützen. Praktisch unverändert zur Vorfahrin blieben das Zifferblattdesign und die Wasserdichtheit von 500 Meter.

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Die Krone bei 4 Uhr mit geöffnetem „Master Lock“ Schutz

Das Wichtigste vorneweg: Selbstverständlich darf im selben Atemzug hinterfragt werden, inwieweit ein solcher Kronenschutz für ein bislang eher selten diskutiertes Problem auch tatsächlich eine Lösung bietet. Aber dann müsste man zeitgleich auch einen Grossteil an Entwicklungen hinterfragen, die Uhrenbegeisterten in der Vergangenheit immer wieder zu spürbar grösserer Artenvielfalt verholfen haben. Unbestritten ist indes, dass der Kronentubus nicht die beste Wahl für Schläge darstellt, erst recht nicht unter Wasser. Deshalb mit anderen Worten: der Schieber sorgt vor allem für einen relativ einmaligen Look und für vielleicht etwas zu viel Schutz einer neuralgischen Stelle. Ersteres ist nicht selbstverständlich und damit überaus willkommen, letzteres irgendwie schlecht zu kritisieren.

Vorbehalte könnte es indes punkto Sand und Co. geben, weil dadurch natürlich ein potentielles neues Schlupfloch entsteht. Als Empfehlung sollte der zukünftige Besitzer deshalb vielleicht nicht unbedingt dann mit dem Schieber hantieren, wenn dieser sich zufälligerweise grad in einem Sandsturm befindet. Wer das befolgt (respektive die Uhr nach dem Tauchgang/Schwimmen abspült), wird vielleicht sogar von einer zusätzlichen Art Schutz profitieren, der bedeutend näher am Alltagsgeschehen ist: nachdem Edox eine überaus lobenswerte Einstellung zum Thema Ersatzteilversorgung hat, könnte der Schieber nämlich als Stossfänger nicht nur für die Krone, sondern auch für das mit rund 49mm nicht gerade zierliche Gehäuse die eine oder andere unliebsame Begegnung mit Tischkanten wegstecken.

Damit aber zurück zum eigentlichen Verwendungszweck: der orange eloxierte „Master Lock“ ist aus einem Stück gefertigt und quasi als Drehring mit eingeschränkter Bewegung ausgelegt. Er liegt eine Etage unter der einseitig drehbaren Taucher-Lünette, und entsprechend zieht sich der orange Ring seitlich sichtbar um die ganze Uhr, was den farblichen Kontrast zwischen dem sauber verarbeiteten Edelstahlgehäuse und dem mattblauen Lünetten-Inlay entsprechend verstärkt. Wenn er über die verschraubte Krone bei 4 Uhr geschoben wird, rastet er leicht ein. Die Krone selbst ist selbstverständlich verschraubt und an sich schon stark ins asymmetrische Gehäuse versenkt. Aus persönlicher Sicht wird der Auftritt mit offenem Schieber präferiert, aber wann kriegt man schon eine Uhr zu Gesicht, die gleich zwei recht unterschiedlich wirkende Konfigurationen zulässt, ohne dass der Besitzer das Band wechseln müsste? Eben.

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Im Lieferumfang der limitierten Edition ist unter anderem Bandwechselwerkzeug und ein Ersatzband enthalten

Apropos Band: Alternativ zum Stahlband befindet sich im Lieferumfang auch ein oranges, wasserfestes Lederband mitsamt Bandwechselwerkzeug und einem Set Ersatz-Federstegen. Das Stahlband verfügt über eine Faltschliesse mit einer stufenweise ausfahrbaren Verlängerung, die eher für den Einsatz auf Neoprenanzügen geeignet ist.

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Die Schliesse verfügte über eine integrierte Verlängerung (stufenweise einstellbar)

Vom Design her orientiert sich das Band ebenfalls ganz stark am historischen Vorbild und stellt heutzutage eine attraktive Alternative zu den herkömmlichen Bändern mit versetzten Gliedern dar. Auf dem Zifferblatt wäre weniger Text vielleicht mehr gewesen, und dass die Hydro-Sub „High Pressure Resistant“ ist, dürfte den Taucher nicht ganz so stark interessieren, wie sich Freunde von Synonymen über eine neue Ausweisung der Druckverhältnisse in 500 Metern Tiefe freuen werden. Wichtiger aber: Der Zifferblattzusatz „N Pole“ deutet an, dass die Hydro-Sub in dieser Form nicht nur für den Warmwasser-Einsatz gedacht wurde, sondern – voraussichtlich im Februar 2015 – eine eher ungewöhnliche Reise antreten wird: Der Apnoetaucher Christian Redl will am geografischen Nordpol den ersten Tauchgang ohne Sauerstoffflasche wagen. Die Herausforderung dabei liegt (nebst dem Fussmarsch von Kanada aus) vor allem in den Phasen vor und während des Tauchgangs unter der 2 bis 3 Meter dicken Eisschicht, nachdem das Nordpolarmeer eine im Vergleich bedeutend zivilere Temperatur als die Umgebungsluft hat. Ungewöhnlich daran ist auch, dass Edox mit der Hydro-Sub den eher seltenen Ansatz verfolgt, eine Neuauflage optisch im Stil der entsprechenden Ära zu halten, funktional aber dennoch zu erweitern und damit auch gleich einen aktuellen Einsatz bestreiten wird. – Andere Marken setzen hier ja dann eher auf diejenigen Vertreter in der Kollektion, die sich in jedem Aspekt nach vorne orientieren.

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Gehäusebodengravur mit orangem Nordpol

Passend dazu ist auf dem Schraubboden der Hydro-Sub eine Weltkarte eingraviert, in deren Mitte der Nordpol entsprechend hervorgehoben wurde. Im Innern tickt – in einem zweiten Gehäuse vor Magnetfeldern geschützt – das als Kaliber 802 bezeichnete, ebenso bewährte wie robuste ETA 2824 mit COSC-Zertifizierung – dessen Rotor mit einer speziellen Gravur ebenfalls auf die Expedition Redls hinweisen soll. Auf der gegenüberliegenden Seite kommt standesgemäss ein Saphirglas zum Einsatz, der vierzehneckige Glasreif nimmt optisch die für die Taucheruhren der 60er- und 70er-Jahre typische Fassungsform auf, bleibt aber scheinbar ohne direkte Funktion. Die orange gefassten Indexe des Zifferblatts sind aufgesetzt, der Sekundenzeiger und die 12-Uhr-Markierung des satt anliegenden Drehrings wurden ohne Leuchtmasse ausgeführt, das Inlay aber dafür mit einer durchgehenden Minuteneinteilung versehen. – Im Kontext der gängigen Normen wären der Stunden- und Minutenzeiger vielleicht auch etwas besser zu unterscheiden gewesen, aber aus gestaltungstechnischer Sicht wäre das ein massiver Rückschritt gewesen, nachdem Edox im Jahre ihres 130jährigen Jubiläums gleich drei klassischen Modelle aus der Firmengeschichte zu einem stilgerechten Revival verholfen hat. Insgesamt legt Edox von der Hydro-Sub „North Pole“ eine Auflage von gerade mal 350 Stück auf, die zu einem Stückpreis von 2‘100 Euro erwartungsgemäss schnell ein Zuhause finden sollten, berücksichtigt man zudem die tadellose Verarbeitung, den Lieferumfang und vor allem den mehr als markanten Auftritt am Handgelenk.

Fazit

Die Hydro-Sub ist glücklicherweise wieder einmal eine jener Uhren, für die man sich entweder sofort restlos begeistert, oder an der man möglichst lange nach Widersprüchen suchen wird. Sie ist ein wunderbares Beispiel für eine Re-Edition, die sich nicht nur möglichst nahe am Original orientiert, sondern gleichzeitig mit viel Eigenständigkeit den Brückenschlag in die Gegenwart schafft. Und dass Edox rechtzeitig zum 130. Jubiläum ihretwegen endlich hier einen Platz gefunden hat, zeigt vermutlich eindeutig auf, zu welchem dieser beiden Lager der Verfasser gehört…

Technische Daten

Anbieter: Edox
Modell: Hydro-Sub North Pole Limited Edition (Ref. 80201 3BUO BU)
Limitierung: 350 Exemplare
Preis: EUR 2’100 (2014)
Wasserdichtheit: 500 Meter
Lancierungsjahr: 2014
Dimensionen: ca. 46mm Durchmesser ohne Kronenschieber, 49mm mit;
Funktion: Stunde, Minute, Sekunde, Datumsfenster bei 3 Uhr;
Glas: Saphirglas
Zifferblatt: Mattblau mit aufgesetzten orangen Indexen
Gehäuse: Edelstahlgehäuse mit verschraubter Krone, einseitig drehbare, rastende Tauchzeitlünette; massiver, verschraubter Gehäuseboden mit Gravur, orange eloxierter Schieber zum Schutz der Krone
Werk: Kal 802 (Basis ETA 2824) mit COSC-Zertifikat
Band: Wahlweise Leder- oder Stahlband (beides im Lieferumfang), Faltschliesse mit rastender Verlängerung
Varianten: Auf Basis ETA 2824 (ohne Chronometer-Zertifikat) je eine unlimitierte Version mit blauem Zifferblatt, schwarzem Schieber und schwarzer Lünette (Ref. 80301 3NM BUIN) sowie schwarzem Zifferblatt, orangem Schieber und schwarzer Lünette (Ref. 80301 3NOM NIN)

Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2014 veröffentlicht.