In der Regel sollten die beiden Themen „skelettiertes Werk“ und „Taucheruhr“ nicht in einem Satz verwendet werden. – Während bei der Taucheruhr die Ablesbarkeit und Robustheit im Vordergrund steht, zelebriert der andere Beschrieb die uhrmacherische Reduktion und Handwerkskunst. Aber was wären Regeln, wenn selbige nicht gelegentlich gebrochen werden würden? – Die Angelus U50 Diver Tourbillon aus 2018 ist genau ein solches Beispiel, und Ulysse Nardin liefert mit der zur Watches & Wonders 2021 lancierten Diver X Skeleton (Ref. 3723-170LE-3A-BLUE) jetzt ein weiteres nach. Irgendwie scheint die Kombination hier besser zu funktionieren. Zudem wirkt das hier freigestellte X auf dem Zifferblatt alles andere als filigran. Die Uhr ist mit 44 mm Durchmesser und 16 mm Höhe auch sonst relativ gross, obschon das durchbrochene Zifferblatt und die dunkle Gehäusefarbe das Ganze etwas kaschieren.

Das skelettierte, blau PVD-beschichtete Zifferblatt der Diver X Skeleton ist laut Pressemitteilung „eines der komplexesten je von der Marke hergestellten. […] Die radial angeordneten Indexe sind unsichtbar mit dem Zifferblatt verbunden, sodass sie zu schweben scheinen. Die unterschiedlichen Niveaus und diverse Schichten verleihen dem ‚X‘ seine dreidimensionale Erscheinung.“ Ähnlich klingt’s beim Titan-Gehäuse: „Dies alles wird verstärkt durch unterschiedliche Arten der Oberflächenbehandlung mit polierten Kanten und Flächen, die durch die Transparenz des Skelettwerks an Tiefe gewinnen. Das an den Flanken sandgestrahlte Gehäuse mit seinen polierten und satinierten Bandanstößen wurde mit einer blauen PVD-Beschichtung überzogen.“

Für das Werk griff Ulysse Nardin auf das 371 aus der Skeleton X-Reihe zurück. Das nunmehr als UN-372 geführte Kaliber mit vier Tagen Gangreserve verfügt unter anderem über einen neu gestalteten Rotor und eine mit blauem Carbonium beschichtete Abdeckung des Federhauses in derselben Farbe wie die Lünetteneinlage. Insgesamt bringt es das Kaliber auf 171 Bauteile, der Oszillator, das Hemmungsrad, der Anker und die Unruh sind aus Silizium.

Bei den Bändern stehen Interessenten sowohl ein oranges oder das hier gezeigte blaue Kautschukband mit Dornschliesse zur Verfügung. Beide kommen mit dem für die Marke typischen Zwischenglied mit dem Marken-Logo, bei 9 Uhr ist zudem die Plakette mit der Limitierungsnummer angebracht.

Fazit: Nach der Diver X und der Skeleton X war es nur konsequent, dass Ulysse Nardin irgendwann auch mal noch eine skelettierte Taucheruhr bringen würde. Erstaunlicherweise schafft es die auf 175 Stück limitierte Uhr, trotz skelettiertem Werk so sportlich zu wirken, wie die eingesetzten Materialien das andeuten. Zu kritisieren gibt es an der Uhr objektiv betrachtet wenig: die Leuchtmarkierung des Drehrings bei 12 Uhr ist aufgrund des gewählten Materials etwas unsauber an den Kanten ausgeführt, die Haltbarkeit von Kautschuk-Elementen am Gehäuse und PVD-Beschichtung ganz allgemein immer etwas kritisch zu betrachten, gerade auch angesichts des Listenpreises von knapp 20’000 Euro. Schlussendlich wird die Uhr aber entweder dafür geliebt werden, dass sie zwei sehr widersprüchliche Themen gekonnt vereint, oder für den Regelverstoss abgestraft werden. Damit zu den Eindrücken (Grossansicht nach Klick):

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