MVMT: Wie man den Bogen zu den Millennials schlägt

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Fürs Wochenende gibt’s heute wieder einmal einen kleinen thematischen Ausreisser. Oder mit anderen Worten: eine Kurz-Vorstellung einer Uhr ohne Drehring.

Die amerikanische Marke MVMT bietet mit der Arc Automatic eine Uhr in sechs Ausführungen an, die mit einem Preis von USD 300.00 ein von der Schweizer Industrie mittlerweile etwas vernachlässigtes Segment abdeckt: Junge Neukunden.

Ein wichtiges Element in der Renaissance der Schweizer Uhrenindustrie liegt zweifellos in der Erfolgsstory der Swatch, die in den 90er-Jahren manch einen dazu gebracht hatte, die Nacht vor einem Juweliers-Geschäft zu verbringen. Anfangs 2020 sieht die Situation etwas anders aus: Swatch ist zwar immer noch unbestritten eine feste Grösse, kämpft aber etwas damit, an den früheren Kult- resp. Sammlerstatus anzuknüpfen, unter anderem auch, weil sich traditionellere, mechanische Uhren generell wieder etabliert haben. Die Schweizer Industrie selbst hat sich in den letzten Jahren mehrheitlich auf höherpreisige Uhren mit grösserer Wertschöpfung konzentriert, mit der Konsequenz, dass ein eigentliches Einstiegssegment für jüngere Käufer derzeit eher bei der ausländischen Konkurrenz zu finden ist: Marken wie Shinola (USA), Daniel Wellington (Schweden), Fossil (USA), Seiko 5 (Japan) oder auch G-Shock (Japan) scheinen thematisch und preislich etwas näher an den Millennials zu liegen. Dass das langfristig ein Problem (oder mindestens entgangene Umsätze) darstellen könnte, hat man mittlerweile auch in Genf gemerkt: Seit 2018 buhlt Richemont mit Baume ebenfalls um die Gunst der Millennials. Bei der Movado Group wurde das Thema 2018 mit einer Übernahme signifikant ausgebaut: Die aus Los Angeles operierende Marke MVMT (kurz für „Movement“) startete 2013 mit dem Ziel, „to disrupt the overpriced and outdated models of the fashion industry“. Nur 5 Jahre später übernahm Movado das Unternehmen für 100 Millionen Dollar.

Damit zur hier gezeigten Uhr: Das Modell Arc Automatic gibt’s laut Website in sechs Ausführungen, hier abgebildet ist die Version „Navy Frost“ mit blauem Zifferblatt und Mesh-Band mit 20 mm Anstoss. Der Gehäusedurchmesser beträgt 41 mm, die Höhe ist 13.25 mm, als Antrieb kommt ein Miyota 821A zum Einsatz, das bis 50 Meter vor Wasser geschützt ist. Die polierte Krone ist unverschraubt, das gehärtete Mineralglas ist – wie man unschwer auf den Bildern sehen kann – stark gewölbt und gelinde gesagt ein kleiner Staubmagnet. Das Band lässt sich dank der verwendeten Federstege bequem wechseln und – während gerade Abschlüsse bei Metallbändern nicht immer zu runden Gehäusen passen – verschwindet hier gut unter dem überstehenden Gehäuse. Die Glasfassung ist poliert und gebürstet, das Mittelteil scheint sandgestrahlt, der Boden wieder gebürstet. Leuchtmasse sucht man vergeblich.

MVMT bietet sämtliche mechanisches Arc-Modelle für je USD 300.00 (inkl. Versand) mit 24 Monaten Garantie an. Ein zusätzliches Mesh-Band kostet USD 40.00, Leder USD 35.00 oder USD 40.00. Zum Vergleich hier noch ein Modell mit Lederband und einem etwas besser ablesbaren Zifferblatt („Iron Elm“):

MVMT Arc Automatic „Iron Elm“

Und wenn wir schon beim Vergleichen sind: Bei Swatch liegt eine (in der Schweiz hergestellte) Sistem51 mit Stahlgehäuse und Band bei $255.00 (Sistem Brushed, Ref. YIM400G), bei Seiko gibt’s mit den neuen Seiko 5 Sports mit $350.00 noch einen Drehring und viel Leuchtmasse dazu (bspw. Ref. SRPD71 mit Mesh-Band). Beide sind indes optisch deutlich sportlicher ausgelegt.

Die 42 mm grosse Swatch Sistem51 „Sistem Knight“ (Ref. YIM401) kostet mit Kautschukband $215.00, ist aber bedeutend sportlicher im Auftritt. Darüberhinaus bietet das Kaliber rund 90 Stunden Gangreserve.

Erfreulich an der Arc Automatic ist insbesondere, dass sie für einen Einsteiger auf den ersten Blick viel bietet. Gleichzeitig steht sie damit in der Pflicht, den Erstkontakt mit der Mechanik möglichst positiv zu gestalten, womit das gewählte Kal. 821A mit -20 bis +40 Sekunden pro Tag genauso kritisch zu betrachten ist, wie das 4R36 von Seiko mit -35 bis +45 Sekunden oder das Sistem51 von Swatch – gegen ein iPhone braucht’s dann viel Aufklärungsarbeit, worin der Mehrwert einer mechanischen Uhr liegt.

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