Die Kaimaninseln versus die Karibik

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Während ich persönlich durchaus viel Freude habe, wenn eine Uhrenfirma eines ihrer alten Modelle als Neudeutsch “Vintage-Edition” wieder auf den Markt bringt, oder ein mehr oder weniger stark vom Original inspiriertes Folgemodell bringt, nimmt meine Freude wieder etwas ab, wenn es sich um eine reine Kopie eines alten Modells handelt. – Selbstverständlich schätze ich die Chance sehr, ein längst vergriffenes Modell doch noch zu kriegen oder zumindest wieder zu sehen, aber aus Sicht des Sammlers und der Frage nach der Leistung oder Innovationsbereitschaft eines Unternehmens bin ich da jeweils etwas hin- und hergerissen… und würde bei einer reinen Kopie vermutlich dem wirklichen, alten Modell den Vorzug geben wollen.

Wirklich schwierig wird’s aber, wenn ein Anbieter ein altes Modell eines anderen Uhrenhersteller als “Hommage” wieder auf den Markt bringt; hier wird – unabhängig eines allfällig abgelaufen Musterschutzes und Co. – aus meiner Sicht sehr schnell einmal eine Grenze überschritten, da (abgesehen vom kommerziellen Interesse) in der Regeln nicht wirklich eine nachvollziehbare Legitimation festzustellen ist. Man merkt schnell: das Thema führt auch in Foren dank juristischem Halbwissen und ethischer Gegenargumente immer wieder zu massiven Diskussionen.

Bei der jüngst präsentierten Cayman 3000 des spanischen Kleinserienherstellers Crepas sieht’s ähnlich aus: Als ziemlich klare Hommage der Caribbean 1000 von Jenny ist das Modell resp. dessen Vorlage optisch klar erkennbar. Zwar sind mit der Verdreifachung der Druckfestigkeit auf 3000 Meter resp. 300 ATM auch die Masse angestiegen, und auch an den technischen Zutaten gibt’s wenig auszusetzen. Zudem ist die Uhr schlichtweg atemberaubend schön auf den ersten Bildern, streng limitiert und nicht ganz schockierend kalkuliert. Trotzdem bleibt es aber dabei: Es gab nie eine Caribbean von Crepas, warum sollte es also heute eine geben? Zudem ist es mittlerweile schon die dritte Hommage in Serie, nach der Seamaster 1000 und der Super PH 500m. Und wenn dann zeitweise gleich mehrere “Micro Brew” Anbieter mit der Seamaster 1000 oder der von Omega zwischenzeitlich ebenfalls ge-relaunchten Ploprof hausieren, wird’s fast schon abstrakt.

Es geht ja schliesslich auch anders: junge Marken wie Vintage VDB zeigen eindrücklich, dass man selbst mit einem klaren Bekenntnis für Retro noch sehr klar eine absolute Eigenständigkeit beweisen kann, und auch Marken wie Zixen haben noch ein recht hohes Mass an Eigeninterpretation aufzuweisen.

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