Omega Seamaster 120

The Big Blue

Wer an mechanische Tauch-Chronographen denkt, wird schnell bei Omega landen: Die 1993 eingeführte Seamaster Professional Chrono Diver (Ref. 2598.80.00) wurde wie ihr Dreizeiger-Schwestermodell ein ziemlich bekanntes und erfolgreiches Uhrenmodell der letzten Jahre. Aber nicht durch einen Auftritt in Bond-Filmen, sondern eher durch Publikums-wirksame Rekorde, beispielsweise durch Roland Specker, der damit ausgerüstet im Jahr 1993 den Weltrekord im Süsswasser-Freitauchen (80 Meter Tauchtiefe, Neuenburger-See) aufstellte. Was aber nur wenige wissen: Die in Deutschland gekürte „Uhr des Jahres 1994“ hat einen Vorfahren, wenn auch einen sehr seltenen: Die Seamaster 120.

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Omega Seamaster 120 Chronograph mit zentralem Minutenzeiger (Ref. 176.0004)

Im Prinzip handelt es sich bei der lediglich von 1972 bis 1973 erhältlichen Seamaster 120 um die um CHF 75.- teurere Tauchversion der Speedmaster Professional Mark III Automatic (Ref. 176.0002); alleine schon die sehr nahe Referenz-Nummer sowie die unmissverständliche optische und innere Verwandtschaft lassen daran wenig Zweifel aufkommen. Und vermutlich existiert sogar eine Variante, die tatsächlich als Speedmaster eingeführt wurde und somit eine überaus seltene Kuriosität innerhalb der Omega-Familien darstellt.

Die Unterschiede zwischen der Ref. 176.0002 und der hier vorgestellten 176.0004 finden sich grundsätzlich bei der Zeigerform und Zifferblattgestaltung (Farbe und Indexe) sowie bei der zusätzlichen, Tauch-spezifischen Drehlünette. Die Totalisatoren-Anordnung ist bei beiden Modellen logischerweise identisch, kam bei der Seamaster doch das Cal. 1040 und bei der Speedmaster das zusätzlich Chronometer-zertifizierte Cal. 1041 zum Einsatz.

Nichtsdestotrotz ist die Seamaster 120 ziemlich einzigartig: Nämlich als erster Tauch-Chronograph von Omega, der erst 19 Jahre später mit der Seamaster Professional Chrono Diver (Ref. 2598.80.00) eine immens erfolgreiche Nachfolgerin erhielt; oder durch die Flightmaster-911-Modelle bekannt gewordene (und eigentlich den Fliegeruhren vorbehaltene) Gehäuseform, die nur bei zwei weiteren Omega-Taucheruhren dieser Epoche Verwendung fand: Sowohl die Seamaster 200 (Ref. 166.0091) wie auch die seltenste aller Omega-Taucheruhren, die Seamaster 1000 (Ref. 166.0093), haben den kurzen Design-Wandel von den Speedmaster-Ur-Gehäusen zu den Flightmaster-Formen mitgemacht.

Ebenfalls spannend ist die fehlende Bezeichnung „Professional“ – vermutlich war sie mit 120 Metern Wasserdichtheit dafür wohl nicht qualifiziert. Obschon: Omega führt die Seamaster in der „Omega Saga“ als „erster bis 120 Meter bedienbare Chronograph“, ein Meilenstein, der ruhig etwas namentliche Aufwertung verdient hätte. – Schliesslich wurde die Seamaster Professional Chrono Diver, die – ganz im Sinne der Tradition – erstmals die mechanische Chronofunktion bis zu einer Tiefe von 300 Meter garantierte, damit versehen.

Einzigartig macht sie aber auch ihre Verbreitung: Als überaus selten anzutreffende Omega-Taucheruhr wurde sie schon während ihrer aktiven Dienstzeit kaum in offiziellen Broschüren erwähnt, und heute taucht der stattlich dimensionierte Chronograph nur äusserst selten auf dem Sammlermarkt auf.

Wie bei jeder Omega-Taucheruhr mit Bakelit-Lünette sollte beim Kauf besonders auf den Zustand des Drehrings geachtet werden, da Ersatzteile generell und Ersatzlünetten ganz speziell nur äusserst schwierig zu kriegen sind. Aber bei dieser Uhr gilt grundsätzlich: Wer eine sucht, sollte nicht allzu wählerisch sein und wenn möglich zugreifen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Technische Daten

Modell: Omega Seamaster Automatic 120m/400ft (Mark III)
Referenz: 176.0004, teilw. auch als 176.004 geführt
Durchmesser: 44mm, Höhe: 17mm
Gewicht: ca. g mit Stahlband, g ohne Stahlband
Drehring: Einseitig drehbarer, einrastender Tauchring mit Bakelit-Einlage und Leuchtziffern
Band: Omega Milanais-Band mit 22mm Anstossbreite; weitere Varianten waren erhältlich, darunter Isofrane- und Stahlbänder sowie das optionale Adiprene-Verbindungsstück für den Taucheinsatz bei Milanais-Bändern
Zifferblatt: blau mit aufgedruckten Leucht-Indexen
Glas: entspiegeltes Mineralglas
Damaliger Preis: CHF 715.- (1972)
Wasserdichtheit: 120 m
Varianten: Vermutlich eine noch seltenere Speedmaster-Version sowie eine weisse Seamaster-Zifferblattversion könnten in geringer Auflage gefertigt worden sein
Werk: rot-vergoldetes Omega Automatik-Kaliber 1040 mit 28’800 A/h (von 1970/71 bis 1978 verbaut), 45 Stunden Gangreserve, weisse Datumsscheibe, Datum mit Schnellkorrektur, 24h-Anzeige, kleine Sekunde, 12-Stundenzählerzeiger; aus der Mitte: Minutenzähler, Stunden- und Minutenzeiger; Dimension: 31mm Durchmesser, 8mm Höhe; 22 Rubine

 

Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2005 veröffentlicht.